Zu Zweit stapften sie durch den Pulverschnee. Immer wieder lachten sie zusammen. Lina liebte Jo's lachen. Es wärmte ihr Herz und es machte sie glücklich, ihn lachen zu sehen. Auf dem Weg überquerten sie eine kleine hölzerne Brücke. Sie blieben kurz stehen, unter ihnen rauschte das Wasser eines Flusses. Von der Brücke hingen lange, glasklare Eiszapfen. Jo stellte sich gegenüber von Lina hin. Er war 20cm größer als sie, trotzdem schaute er ihr tief in die Augen. Langsam kamen sie sich näher und dann passierte es. Jo küsste sie. In diesem Moment spielte Lina's Herz komplett verrückt. Es schlug ihr bis zum Hals und obwohl sie auf Zehenspitzen stand, wollte sie nicht damit aufhören ihn weiter zu küssen. Seine Lippen waren weich wie ein Kissen. Es war Lina's erster richtiger Kuss von einem Jungen. Doch dann ging ihr die Kraft in den Beinen aus und sie schauten sich wieder tief in die Augen. "Ich glaube ich liebe dich..", flüsterte Lina. "Du glaubst?", fragte Jo nach. "Nein, nein ich weiß das ich dich liebe. Jo ich liebe dich", sagte Lina aufgeregt. "Ich liebe dich auch", sagte Jo mit ruhiger Stimme. "Willst du meine Freundin sein?", fragte er Lina. "Ja, ja ich will deine Freundin sein!", stammelte Lina. Sie küssten sich erneut, als es plötzlich anfing, dicke, weiße Schneeflocken zu schneien. Lina war überglücklich, sie freute sich so sehr, dass Jo ihr Freund ist.
Hand in Hand gingen sie weiter. Immer wieder gab Jo ihr einen Kuss auf die Wange. "Bald sind wir da", erklärte Lina. "Nurnoch durch das kleine Wäldchen da vorne!" Als sie das Wäldchen durchquert hatten, lag dahinter eine Felswand. Am oberen Ende der Felswand ergoss sich ein Bach über die Felsen. Es rauschte und neben dem Wasserfall war das Wasser gefroren. Es sah traumhaft aus, wie in einem Bilderbuch. Als sich dann noch die Sonne in dem Eis spiegelte und es zu glitzern begann, staunten Jo und Lina über diesen wunderschönen Platz. Jo machte ein paar Fotos, dann machten sie sich auf den Heimweg. Es dämmerte bereits und Lina konnte kaum glauben, dass sie zwei Stunden am Wasserfall verbracht haben. Jo nahm Lina in den Arm und sie gingen. Noch einmal blickten sie zurück. An der Brücke blieben sie kurz stehen, Lina musste Jo einfach sagen, dass er sie heute zum glücklichsten Mädchen der Welt gemacht hatte.
Zu Hause packte Jo seine Sachen zusammen und gab Lina einen Abschiedskuss. "Musst du denn wirklich schon gehen?", fragte Lina traurig. "Ja leider, aber sobald ich zu Hause bin, schreibe ich dir eine Nachricht und schicke dir die Fotos, die ich am Wasserfall gemacht habe!", antwortete Jo. Lina begleitete ihn noch bis zur Haustür und gab ihm eine ganz feste Umarmung. Sie wollte ihn nicht loslassen, doch sein Vater stand schon mit dem Auto in der Einfahrt. Sie lies ihn los und wartete, bis er weg war. Dann schloss sie die Tür hinter sich und ging nach oben. Vielleicht ist Liebe wirklich das Einzige, was gegen Depressionen ankämpfen kann. Vielleicht ist es das Einzige, was die Wunden in ihrem Herzen heilen kann. Lina und ihr perfekter Freund schrieben noch bis tief in die Nacht, dann schlief Lina ein und ein wunderschöner Tag in ihrem Leben ging zu Ende.
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Wenn eine Sucht zur Sucht wird
Teen FictionLina ist 15 und geht an eine Realschule in Bayern. Sie ist übergewichtig und entspricht somit nicht dem Schönheitsideal der heutigen Gesellschaft. Oftmals wird sie ausgegrenzt und verspottet, Freunde hat sie keine. Ihre Gedanken und Taten bringen si...