Kapitel 4/2

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Der Schultag war anstrengend, nur Fächer die sie hasste. Lina war blass, schon lange hatte sie kein richtiges Essen mehr. Diese Essstörung raubte ihr die letzte Kraft, die sie noch hatte. Ihr Arm brannte auf dem Nachhauseweg wie Feuer und ihre Beine taten immer noch weh. Doch als sie zu Hause war, freute sie sich auf ihre Klinge. Endlich konnte sie die Schmerzen wieder ablegen. Wieder setzte sie die Klinge auf ihrem Arm und zog. Wieder tropfte das warme Blut auf den Boden. Doch diesmal verschwand der Schmerz nicht, diesmal wurde er schlimmer. Lina fing an zu weinen, sie hasste sich selbst so sehr. Sie brach unter der Last zusammen. Sie konnte einfach nicht mehr weiter. Sie kann das alles nicht mehr länger ertragen. Diese ständige Traurigkeit in ihr wurde zu einem Dauerzustand. Trauer, Hass und Traurigkeit stauten sich in ihrem Herzen an. Noch stundenlang weinte Lina vor sich hin, ihr Arm war zerschnitten und brannte, als wäre Salz in eine ihrer Wunden gekommen. Sie fühlte sich so alleine, so im Stich gelassen. Doch da musste sie jetzt einfach durch. Lina erstickte förmlich an ihren Tränen, sie ist gefallen, gefallen in ein schwarzes Loch aus Leid.
Weinend ging sie ins Badezimmer, hielt ihren blutverschmierten Arm in das Waschbecken und lies warmes Wasser über die Wunden laufen. Das Wasser spülte das angetrocknete Blut weg und Lina sah die vielen Schnitte auf ihrem Arm. "Es sieht aus wie ein Schlachtfeld", sagte sie zu sich selbst. Sie musste fertig sein bevor ihre Mutter von der Arbeit zurück kommt, sie wollte nicht, dass sie etwas von ihrer psychischen Störung mitbekommt. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter sich Sorgen um sie macht.
Lina hatte nichts gegessen, ihr Magen grummelte, doch sie wollte durchhalten. Immerhin hat sie es jetzt schon über ein halbes Kilo Gewicht verloren. Und das auf eine Woche. Sie unterdrückte den Hunger, aß nur ein kleines Stück Apfel und trank Wasser. Danach ging sie ins Bett. Doch schlafen konnte sie nicht, zu sehr brannte ihr Arm und außerdem hatte sie viel zu viele innerliche Schmerzen. Diese Last auf ihr ist unbeschreiblich.
Diese Nacht verging schnell. Lina ging ins Bad um sich zu duschen. Als sie ihren Arm sieht, brach sie in Tränen aus. Die Wunden waren angeschwollen, kleine Bluttropfen sind aus ihren Wunden gebeochen und angetrocknet. Lina fühlte sich nicht mehr wie ein Mensch, sie war krank, sie wollte sich selbst zerstören und war auf einem guten Weg. Sie föhnte sich ihre Haare trocken und verließ das Bad. Sie kleidete sich in grauer Hose, schwarzem T-Shirt, schwarzem Pullover, schwarz-grauen Schuhen und schwarzer Winterjacke. Ihre Kleidung passte zu ihrem tiefsten Inneren. Düster, kaputt und gefühlskalt. Lina fühlte nurnoch den Schmerz, wie er sie Stück für Stück sterben lässt. Doch sie war machtlos, sie konnte nichts dagegen tun.

Wenn eine Sucht zur Sucht wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt