Roseville

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Roseville ist der Ort, aus dem ich komme, eine kleine Stadt auf dem Land. Ich bin dort aufgewachsen, bis ich 12 war, bis zu dem ,,Unfall". Ich bin 1.65 groß, morgen 18 Jahre alt, habe eine normale Figur und goldene Haare. Sie gehen mir bis unter die Schulterblätter und sind gewellt. Meine Augen haben einen kalten Grauton und mein Name ist Linda Marleen Jones, auch genannt Lyla. Ich lebe in der Vorstadt von New York. Von Beruf her bin ich Stylistin in einer teuren Boutique in New York. Ich suche den Menschen auf Wunsch Klamotten in ihrem Geschmack und passend zum Anlass raus oder entwerfe neue Outfits, die ich bei unseren Näherinnen einreiche und machen lasse.

Wenn die Kunden es möchten schminke
ich sie auch noch oder mache ihnen ihre Frisuren. Ich bin also eine Art Mischung aus Modeberaterin, Stylistin und Friseur. Eigentlich witzig, wie wenig mein Beruf meiner Persönlichkeit entspricht..

Der Job ist hart und auch wenn die Boutique teuer ist, bekommen, ich und meine Kolleginnen, wenig Geld dafür. Der Grund ist unsere neue Chefin. Sie ist nicht wirklich älter als ich und hat den Laden ihrer Mutter übernommen. Ihre Mutter wird von uns Frau Jackson genannt und ihre Tochter heißt Charlotte oder kurzgesagt Charlie. Sie ist der Teufel in Person, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter. Sie hat unsere Arbeitszeiten verlängert und den Lohn dafür gekürzt.

Der Wecker klingelt. Es ist 5:30. Ich schalte ihn aus und stehe auf. Dass der Wecker im Smartphone ist, rettet ihm das erbärmliche Leben. Ich schleppe mich von meinem blauen Doppelbett zum Kleiderschrank, doch bevor ich ihn öffne, verharre ich einen Moment davor und sehe im Spiegel ein Mädchen mit tiefen Augenringen, einer aufgebissenen Lippe und total verwuschelten Haaren. Kurz gesagt habe ich die ganze Nacht nicht schlafen können, hatte Albträume und habe absolut keine Lust mich auch nur einen weiteren Millimeter zu bewegen.

Genervt von meinen in Gedanken geführten Selbstgesprächen verdrehe ich die Augen und nehme mir frische Unterwäsche, eine enganliegende schwarze Hose und ein weißes Top raus. Dann schalte ich laut die Musik ein. Es läuft Say something, eine Cover-Version von Boy Epic.

Im Badezimmer entledige ich mich meiner Klamotten und steige in die Dusche. Ich liebe das Gefühl wenn das Wasser auf einen herunterprasselt. Es ist wie Regen, aber nicht so kalt und abweisend. Man kann sich in seinen Gedanken verlieren und vergisst für diesen einen kurzen Moment, was danach passieren wird.

Ich steige aus der Dusche, trockne mich ab und ziehe mich an. Nachdem ich damit fertig bin, stolpere ich in die Küche und schaufel mir lustlos ein paar Cornflakes rein.

Ich halte das beige Paar Schuhe gerade in den Händen, als ein Wassertropfen von meinen Haaren auf die Spitze der Boots fällt und mich an meine noch immer nassen Haare erinnert. Also nochmal zurück ins Badezimmer. Nachdem ich mir noch mal die Zähne geputzt und die Haare geföhnt habe, benutze ich Wimperntusche und ziehe einen Lidstrich.

Auf dem Weg zur Wohnungstür komme ich wieder am Spiegel vorbei. Die goldenen Locken fallen mir über die Schulter, das Blut ist von meinen Lippen gewaschen und meine Augenringe sind weniger auffällig. Es ist nichts mehr davon zu sehen, wie es mir wirklich geht. Ich lächle mich selbst im Spiegel an, um mich aufzumuntern.

Es gelingt mir ein wenig. Ich verlasse also die Wohnung und laufe los zu Arbeit. Dort angekommen beginne ich meine Zeit abzusitzen, wie ein Schüler das Nachsitzen.
Das darf man nicht falsch verstehen, ich liebe meine Arbeit, aber ich bin gestern 20 Minuten zu spät gekommen und dann hat Charlie mich nach hinten in die Näherei verdonnert und das für die nächsten zwei Wochen. Zwei Wochen ! Ich bin auch wirklich gerne in der Näherei, entwerfe Kleider und nähe sie dann, doch ich darf die ganzen zwei Wochen damit verbringen die Klamotten umzunähen, wenn sie zu klein oder zu groß sind.

Als ich dann endlich nach hause gekommen bin, habe ich mich bis auf die Unterwäsche ausgezogen und abgeschminkt. Ich setze mich aufs Sofa und sehe mir irgendeine Komödie an, die aber nicht besonders gut war.. Als sie zu Ende war habe ich auf der Suche nach einem neuen Film durch die Kanäle gezappt, bis einer meine Aufmerksamkeit erregte.

Der Moderator behauptete, dass wenn man nachts zwischen 2 und 3 Uhr aufwacht laut einer Studie eine 80% Chance besteht, dass man angestarrt wird. Es brachte mich zum Lachen, wie absurd dieser Gedanke war und er mir ironischer Weise dennoch den Schlaf rauben würde. Schmunzelnd lege ich mich ins Bett und kurz bevor es mich tief in den Schaf reißt, geht mir der Satz noch einmal durch den Kopf.

Dann wache ich auf. Um drei Uhr morgens auf und der Satz kommt sofort in meine Erinnerungen. Ich setzte mich in meinem Bett auf. Das ist der Beweis, es ist lächerlich. Ich meine ich bin ja alleine. Ich musste bei dem Gedanken daran lachen, dann vernehme ich eine mir unbekannte Stimme: ,,Warum lachst du ?"

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