Academy of colours

Kim

Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, was ich stummschweigend und mit geschlossenen Augen über mich ergehen ließ. Ich hörte, wie er den Raum verließ und wusste, dass Linda sich nun mir gegenüber befand, nicht wusste was sie tun sollte, mir einfach nur helfen wollte, aber sie könnte mir in keinem Fall mehr helfen. ,,Kannst du bitte einfach gehen ?" fragte ich sie, um einen ruhigen Ton bemüht. Ich vernahm keinen Ton, so ging ich davon aus, dass sie genickt hatte und hörte nur noch, wie sie die Tür hinter sich ins Schloss zog und wahrscheinlich zu Jace ging, zu ihrem Partner, zu ihrer ,,besseren Hälfte", zu ihrem festen Freund. Das, was ich jetzt nicht mehr hatte. Und ich selbst hatte es mir genommen, vielleicht auch zum Teil Linda. Ich weiß, dass sie das nicht getan hat, um mir mein Glück zu nehmen, sie wollte mich einfach nur nicht in der Lüge leben lassen, doch diese Lüge hatte alles einfacher gemacht. Einen Moment sinnierte ich, ob ich es wohl schaffen würde, sie dafür verantwortlich zu machen, doch ich wusste, dass sie keine Schuld daran trägt. Trotzdem wünschte ich mir so sehr jemandem dafür verantwortlich machen zu können, aber dieser Jemand war definitiv nicht sie. Doch wer hatte Schuld, wen könnte ich zur Rechenschaft ziehen ? Da blieben nur ich oder Alec. Einerseits hatte Alec mich die ganze Zeit über angelogen, versucht eine Liebe zu erzwingen, was überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Er konnte doch nicht wissen, ob ich ihn lieben würde oder nicht, er hätte mir nur ein bisschen Zeit geben müssen, ich hätte ihn geliebt. Ich weiß nicht, ob ich ihn noch immer so sehr lieben könnte. Ich weiß nicht, ob ich das jemals getan habe. War das alles gelogen oder habe ich ihn wirklich geliebt ? Was wird jetzt daraus werden ? Aus uns, aus uns allen ? Können wir sechs weiter unter einem Dach leben, so tun, als wäre das alles nie passiert, als wären wir drei nie so sehr belogen und genötigt worden. Wurden wir das denn alle drei ? Würde Justin Reika das antun, würde Jace Linda das antun ? Sind sie solche Menschen ? Zu gerne würde ich dies verneinen, aber mein Vertrauen und meine Zuneigung gegenüber den drei Jungs sind rapide gesunken. Wie kann man überhaupt auf die Idee kommen jemanden auf so paranoide Art und Weise dazu zu zwingen, jemand anderen zu lieben. Kann man das überhaupt noch als Liebe bezeichnen, wenn nichts davon real ist. War nichts davon real ? Waren wir nicht real ? Been ? Eins kann ich jedoch sagen, ich wünschte, es wäre echt gewesen. Ich könnte Alec das niemals verzeihen und so drängt sich mir die Frage auf, ob Linda und Reika es Jace und Justin verziehen hätten. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass Reika es ihm verziehen hätte, denn ich habe selten einen so gutherzigen, lieben Menschen kennengelernt, tatsächlich ist sie, gemeinsam mit Linda, meine beste Freundin und ich bin glücklich, dass es so ist, denn dafür hätte ich mir niemand besseren wünschen können. Bei Linda war ich mir genauso sicher, nur beim Gegenteil. Sie würde Jace das niemals verzeihen, niemals. Sie weint, sie leidet, sie quält sich mit dieser einen Frage. Liebt sie Jace wirklich ? Nun, diese Frage werden wir uns doch alle drei stellen, beziehungsweise haben es getan. Nun musste ich hier mit irgendwie abschließen und ich wusste ganz genau wie. Vielleicht hätte ich diese Entscheidung zu einem anderen Zeitpunkt bereut, aber nicht jetzt, denn ich konnte mich selbst nicht mehr davon abbringen. Zu viel war hier für mich kaputt gegangen, als dass ich hier auch nur eine Minute länger bleiben könnte. Ich holte tief Luft und stieß diese bestimmt wieder aus. Meine Tränen waren mittlerweile getrocknet und ich öffnete die Augen. Ich ließ meinen Blick kurz durch den Raum wandern, den ich so sehr liebte. Ich lief entschlossen auf die Tür zu und öffnete sie so weit, wie es ging. Ich ging wieder zurück in den Raum, nahm dabei die beiden Sachen, die dort lagen, vom Nachttisch, jede davon in eine Hand. Ich holte erneut tief Luft. ,,Hilfe !" schrie ich schrill, laut und mit weinerlicher Stimme. Im Bruchteil einer Sekunde hörte ich, wie reihenweise die Türen aufgeschlagen wurden und sie fluchend und planend zu mir rannten. ,,Kommt alle her, Hilfe" schrie ich erneut. Die Schritte verschnellerten sich. Fest umschloss ich den kleinen, gläsernen Gegenstand in meiner linken Faust. Den anderen Gegenstand hielt ich ebenso fest und hob ihn an. Ich hielt meinen rechten Arm ausgestreckt vor meine linke Brust, versteckte ihn dann wieder hinter meinem Rücken, um auf den richtigen Moment zu warten, der gleich gekommen wäre. Ich lächelte kurz, als ich sah, wer als erstes im Türrahmen stand. Es war Alec und direkt hinter ihm der Rest. Zuerst begriffen sie nicht, was hier vor sich ging. ,,Du hättest diesen Trank nicht gebraucht Alec, ich liebe dich" meine Stimme war sanft und ich versuche tröstend zu klingen. ,,Aber ich kann dir einfach nicht vergeben" sagte ich leise, jedoch laut genug, damit alle es verstanden. Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen. Erneut hielt ich den rechten Arm ausgestreckt vor meine linke Brust und Alec weitete entsetzt seine Augen, sowie auch alle anderen, doch in diesem Moment zählte nur Alec für mich. Er rannte los, sprang auf mich zu, doch es war bereits zu spät, ich hatte den Dolch, der mit einem Smaragd verziert war, bereits tief in mein Herz getrieben und bekam nicht mal mehr mit, wie ich auf dem Boden aufschlug. Ich hatte genau diesen Dolch ausgewählt, weil auch der Smaragd unter uns mich getötet hatte.