Feels like love

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So lag ich da. Für mehr als eine Stunde. Ich weinte und die Kälte ergriff mit jedem Augenblick, der verstrich, Besitz von einem weiteren Körperteil. ,,Linda ?" fragte eine Stimme, die ich nicht identifizieren konnte. Vielleicht weil ich weinte, vielleicht weil ich mich nicht darauf konzentriere, vielleicht weil ich es nicht wollte. Ein bisschen von allem denke ich. Ich reagierte nicht auf diese Stimme. ,,Linda ?" fragte die Stimme erneut. Ich reagierte wieder nicht und versuchte einfach mein Schluchzen zu unterdrücken, in der Hoffnung die Person wüsste nicht das ich hier bin, sondern ruft nur nach mir und hofft auf eine Antwort. Ich blieb still. Ich hörte Schritte und da mein Gehör langsam wieder funktionierte, wusste ich, dass sie sich mir nähern. Ich bin ziemlich dramatisch, dachte ich. ,,Du bist dramtisch" sagte Jace Stimme hinter mir. Normaler Weise wäre sie getränkt von Sarkasmus und Genervtheit oder Desinteresse. Aber alles was ich aus seiner Stimme hören konnte, war Erleichterungich gefunden zu haben, sowie pure Sorge und Angst. So viel Angst. Angst davor, er würde mich nicht finden. Aber er hatte mich gefunden. Er setzte sich neben mich. ,,Ach Linda" flüsterte er. Er zog mich auf seinen Schoß und umarmte mich. Er wusste wie sehr sein Herzschlag mich beruhigte. Mit vor Kälte zitternder Hand fuhr ich bis zu der Stelle, an dem sein Herz saß und legte sie darauf. Er bekam sofort Gänsehaut, aber er sagte nichts. So wie ich ihn kenne, ist ihm gar nicht kalt, auch wenn seine Haut das Gegenteil behauptet, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass sein Körper und seine Seele verschieden wahrnehmen und manchmal hab ich das Gefühl, dass er gar keine Empfindungen wie Schmerzen seines Körpers und nur selten die Empfindungen seiner Seele wahrnimmt. Schmerzen, Kälte oder Wärme bemerkt er wohl, aber ignoriert sie, was ich für meinen Teil auch immer versuche, aber nie schaffe. Er lässt nur selten andere Menschen sehen, wie er sich fühlt, aber wenn man sein Ego, sein Selbstbewusstsein oder seine Selbsverliebtheit ankratzt, zeigt er doch ganz offen seine Empörung, was ich für meinen Teil aber verbergen kann. Innerlich regt mich das wohl mindestens genauso auf wie ihn, aber ich versuche meinen Ärger auf einen Zeitpunkt zu konzentrieren. Als ich mich beruhigt hatte stand er auf und half mir auf. Er half mir auch beim Runterklettern, denn ich war noch sehr wackelig auf den Beiden. Er sprang ohne große Mühe von der Kletterwand und landete elegant auf seinen Füßen. Er sah mich abwartend an. Ich hatte keinen Halt mehr und das ich vor Kälte bereits zitterte war auch nicht unbedingt hilfreich. Er seufzte. ,,Spring, ich fang dich auf" sagte er. Ich schüttelte heftig den Kopf. Ich wollte weder genau zu diesem Zeitpunkt in dieser Situation und Gefühlslage, noch in irgendeiner anderen will ich von ihm aufgefangen werden. Er seufzte nochmal und verdrehte genervt die Augen. ,,Dann eben so" sagte er und bevor ich realisieren konnte, was er tat hatte er bereits etwas nach mir geworfen. Ich wich gerade eben noch so aus und grinste ihn über die Schulter triumphierend an, auch wenn es gequält aussehen muss. Er lachte. Hä ? Er rüttelte kurz an der Kletterwand und ich verlor sofort das Gleichgewicht. Ich fiel und ließ einen kurzen erschreckten Schrei raus. Ich fiel immerhin zehn Meter, ja ? Er fing mich auf, als wäre ich federleicht. Triumphierend grinste nun er mich an. Ich schlug ihn kraftlos, sprang schnell aus seinen Armen und versuchte los zu laufen, aber ich kam keinen Schritt weit. Er hielt mich von hinten fest, als würde er mich von hinten umarmen. Ich ließ mich von ihm auf den Flur schieben, wo uns gerade Alec und Justin über den Weg liefen. Ich war stark unterkühlt und mir war schwindelig. Noch dazu war ich wahrscheinlich leichenblass. Alec und Justin rannten auf und zu. Sie blieben vor und stehen und fragten sofort was los sei. ,,Wir haben uns ein bisschen... gestritten und dann ist sie abgehauen und ich hab sie gesucht und wie man sieht auch wieder gefunden. Sie ist stark unterkühlt" sagte er. ,,Gar nicht wahr, mir geht es super" nuschelte ich. Alle drei sahen mich zweifelnd an. Ich entzog mich Jaces Armen. ,,Es geht mir super, also lasst mich in Ruhe" zischte ich. Ich rappelte mich kurz auf und lief zielstrebig und erhobenen Hauptes um die Ecke, nur um da an der Wand runter zu rutschen und wieder anzufangen zu weinen. Ich hörte, wie sie abmachten, dass Alec oder Justin zu mir gehen würden, weil ich Jace wahrscheinlich mal wieder nicht mehr sehen wollen würde. Und wie sie damit Recht und auch Unrecht hatten. Einerseits wollte ich ihn einfach nicht mehr sehen, denn er ignoriert meine Gefühle einfach zu sehr. Andererseits wollte ich ihn schlagen und dafür musste ich ihn sehen. Völlig frustriert und verzweifelt über die Situation lehnte an dieser Wand und rutschte immer tiefer, bis ich schließlich lag. Alec kam zu mir und half mir hoch. Ich wehrte mich zwar nicht, aber ich machte es ihm auch nicht unbedingt einfacher. Er schmiss mich schließlich seufzend über seine Schulter und schleppte mich irgendwo hin, aber ich wusste nicht wohin. Irgendwann legte er mich wieder ab. In ein Bett. Ich öffnete müde ein Auge. ,,Du willst nicht drüber reden, stimmts ?" fragte er. Ich nickte zustimmend, das wollte ich tatsächlich nicht. ,,Solltest du aber" sagte er. ,,Mir doch egal" flüsterte ich zickig. ,,Du bist wie Jace, wenn du eingeschnappt bist" antwortete er augenverdrehend. ,,Ich bin nicht eingeschnappt !" schoss es sofort aus mir heraus. Er zog belustigt die Augenbrauen nach oben. ,,Ach nein ?" fragte er. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich ihn böse an, bevor ich mich auf die andere Seite drehte. Er deckte mich zu. ,,Schlaf gut" murmelte er, bevor er sich wieder setzte und ich in einem weiteren Alptraum versank.

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