I told you

106 9 0
                                    

Als es dann endlich abends war und wir wieder im Aufenthaltsraum waren, bombadierten die drei Jungs uns mit Fragen, die wir alle gekonnt ignorieren. Wir haben nicht ein einziges Wort gesagt. Keine von uns. Die Blicke reichten. Ja wir verständigen uns mit Blicken. Es war in gewisser Form lustig, wie verzweifelt die Jungs versuchten irgendetwas aus uns rauszubekommen. Die ganze Zeit stellten sie Fragen, zumindest Justin und Alec. Aber Jace nicht. Er beobachtet uns. Misstrauisch. Er weiß, dass wir irgendetwas aushecken. Er stellte auch ab und zu Fragen aber er wusste das wir irgendetwas planten. Und dieser Plan beginnt jetzt. Nachdem sie alle drei noch mal ihren Blick prüfend durch die Runde geworfen haben, verließen sie leicht enttäuscht, dass sie noch immer nichts über uns wissen, das Zimmer. Doch bevor Jace die Tür schließt, wirft er mir noch einen letzten Blick zu. Versuch es nicht mal  Er schließt die Tür. ,,Also los Mädels" beginnt Kim.  ,,Wir kommen hier endlich weg" sagte Reika freudig, nachdem sie mir den ganzen Plan erklärt hatten. Wir standen vom Sofa auf und gehen zur Tür. Ich sollte die Tür öffnen. Ich öffnete sie so leise, wie ich Türen immer öffnete. Lautlos. Sie sahen mich einen Augenblick bewundernd an und gehen aus der Tür in den Flur. Ich folgte ihnen, nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte. Wir standen nun wieder in dem dunklen, stilvoll eingerichteten Flur und gingen so leise wie möglich nach rechts. Die Tür, durch die wir müssen, liegt in etwa 15 Meter vor uns und ist einen Spalt weit geöffnet. Gleißend weißes Licht fällt hindurch. Wir bleiben kurz stehen, sehen uns in die Augen, nicken uns bestätigend zu und setzten uns in Bewegung. Wir hören ein Geräusch. Dann Stimmen. Wir stellen uns an die Wand hinter der Tür. Ich könnte schwören mein Herz schlägt so laut, dass man es noch außerhalb des Gebäudes hören kann. Es würde uns verraten. Mein Herz. Nicht nur weil es so laut schlägt.. Ic- ,,Und was glaubst du hecken sie aus ?" hörte ich Alec fragen. ,,Naja, Da gibt es ja nicht viel Auswahl. Entweder sie planen einen Ausbruch oder einen Mord. Ganz klar." meinte Justin dann lachend. ,,Ihr seit Idioten" kam es von Jace. ,,Diese Idioten sind ironischer Weise deine besten Freunde" gab er nur zurück. ,,Hast Recht, vielleicht sollte ich mir andere suchen" meinte Jace trocken. Dann brachen sie in Gelächter aus. ,,Ich gehe noch ne Runde pennen. Die haben ja noch zwei Stunden im Aufenthaltsraum, bevor wir sie holen. Geht ihr auch noch mal schlafen ?" sagte Alec. ,,Ja" kam es von Justin und Jace zurück. Die Stimmen und Schritte verschwinden. Ich atmete erleichtert aus. Wir setzen uns wieder in Bewegung. Reika führt uns, weil sie sie am längsten hier ist und sich besser auskennt als Kim und ich. Wir laufen aus dem Flur in den nächsten, in den nächsten und wieder in den nächsten. Wir biegen unzählige Male ab. Bis wir dann irgendwann vor einer großen Holztür stehen. ,,Die sieht nicht so aus als könnte man sie geräuschlos öffnen" murmelte ich. Die beiden anderen nickten. ,,Dann müssen wir uns darauf vorbereiten, direkt nachdem wir die Tür geöffnet haben, loszurennen." meinte Reika und versuchte dabei lässig zu klingen. Was jedoch kläglich scheiterte. Sie klang als ob jeden Moment ein wütender Justin oder einer der anderen Jungs aus irgendeiner Ecke springen würde. In der Zeit machte Kim sich an der Tür zu schaffen, der Reika und ich relativ wenig Aufmerksamkeit schenkten. Dann räusperte sich Kim. Sie hatte wohl schon mal etwas zu uns gesagt, aber wir haben beide nichts mitgekriegt. Wir waren beide in Gedanken versunken. Ich verfiel meinen Gedanken auch wieder. Ich dachte darüber nach, was passieren sollte, wenn wir wieder ,,nach hause" gehen. Aber es wird sich ja keiner an mich erinnern. Und Familie hab ich nicht, also wo sollte ich auf dieser gottverdammten Welt bitte ,,zu hause" sein ? Aber vielleicht sollte ich auch hier bleiben. Meine Schwester. Wenn auch nur der kleinste Funke Hoffnung besteht, dass sie noch lebt in welcher Form und als was auch immer, dann würde ich alles tun um sie wieder zu sehen. Alles. Koste es was es wolle. Es gab nie etwas wichtigeres und es wird auch nie etwas wichtigeres geben. Ich musste lächeln, als ich daran dachte, wie sie mich immer aufgemuntert hatte, wenn ich mit jemandem Streit hatte oder wie sie mir passende Klamotten und Schminke ausgesucht hat, wenn ich eine Verabredung hatte. Ihr Lächeln. Ihr wunderschönes Lächeln. Sie hat nicht oft echt und aufrichtig gelacht, das machte es ja so besonders. Kim räuspert sich erneut. Wir drehen uns beide zu ihr um. ,,Ja?" fragte Reika. ,,Wir haben ein Problem... Die Türen müssen mit Fingerabdruck, Passwort, Geheimzahl oder Sprachsteuerung geöffnet und/oder geschlossen werden. Und die ist nur auf Alec, Justin und Jace eingestellt." ,,Das ist wirklich ein Problem." entgegnete Reika. ,,Wir könnten durch ein Fenster nach draußen steigen" murmelte ich eher an mich selbst gewandt. ,,Hm ?" fragte Reika. ,,Wir-" Ich räusperte mich. ,,Wir könnten durch eines der Fenster nach draußen steigen" meinte ich nun etwas lauter. ,,Du bist ein Genie" freute sich Reika. ,,Hm.." murmelte ich nur. Reika und Kim machten sich an einem Fenster zu schaffen, das ein Stück die Treppe, links vom Eingang, rauf war. Ich blieb vor der Eingangstür stehen. Sie war aus dunklem, edlem Holz gefertigt. Doch hier und da war ein kleiner Makel. Ich musste grinsen. Im Detail waren Fehler, aber der Gesamteindruck ist perfekt. Wie diese eine Kindheitserinnerung. Maren und ich haben auf der Pferdeweide ein Baumhaus gebaut. Und einen Flaschenzug. Wir haben kaputte, alte oder aussortierte Sachen aus der Werkstatt unseres Vaters dort verbaut. Fehler im Detail, Perfektion im Gesamteindruck. Das ist wie das, was Geschwister verbindet. Zumindest bei mir und Maren. Wir streiten uns über Kleinigkeiten, bei denen Unterschiede zwischen uns deutlich werden. Aber im großen und ganzen sind wir gleich. Nicht weil wir uns einander anpassen, sondern weil wir gleich sind. Weil ich wie eine jüngere Ausgabe meiner Schwester bin. Vom Aussehen, vom Charakter, vom Geschmack. Das ist es was uns ausmacht. ,,Kommst du Linda ?" fragte mich Kim etwas drängend. ,,Ja" gab ich zurück. Ich steige die Treppe rauf. Kim und Reika haben mir den Rücken zugedreht. Ich steige gerade die letzte Stufe hinauf als Alec und Justin an mir vorbeirennen und sich Kim und Reika schnappen, bevor sie fliehen können. Dann legt sich im selben Moment eine Hand auf meine Schulter. ,,Ich hab dir doch gesagt du verlierst dieses Spiel" ertönte Jaces Stimme hinter mir.

Academy of coloursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt