Lost souls

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Ich schrecke auf. Mein Herz schlägt drei mal schneller als normal und mein Atem geht schwer und unregelmäßig. Ich stehe auf und betrachte mein Spiegelbild. Es hat nicht aufgehört, Es ist schlimmer geworden. Tiefe Augenringe zieren mein Gesicht ebenso wie rote, geschwollene und verheulte Augen. Meine Lippe war zerbissen und blutete. Ich bin verschwitzt und meine Atmung hat sich noch immer nicht beruhigt. Ich setze mich auf den Boden und habe mit meinen Armen meine Beine eng an den Körper gezogen und wippe vor und zurück. Vor und zurück. Ich hab Angst, Todesangst. Ich kann mich einfach nicht beruhigen. Es ist wie dieses Blütenblätter abreißen. Er liebt mich, er liebt mich nicht. Aber bei mir ist es: er findet mich, er findet mich nicht. Er kriegt mich, er kriegt mich nicht. Er kriegt mich. Ich hab Angst. Mein Herz rast und ich fange an zu hyperventilieren. Ich brauche Hilfe. Ich kriege gleich keine Luft mehr. Ich höre Schritte hinter mir. Mein Signal. Ich renne los. Nichts hält mich. Ich reiße die Tür auf und renne durch sie Hier links, da rechts. Ich werde so lange rennen, bis eine Wand vor mir liegt. Ich hörte wieder Schritte hinter mir, was mich dazu veranlasste, noch schneller zu rennen und jede Tür die sich abschließen ließ, ab zu schließen. Das würde mir Zeit verschaffen. Mittlerweile war ich im Waffenraum. Die Tür hab ich verschlossen und ich suche panisch nach etwas, mit dem ich mich verteidigen könnte. Ich höre Schritte und Stimmen von draußen, aber ich weiß nicht wem sie gehören. Es könnten die meiner Freunde sein oder die von Fremden, ich weiß es nicht. In diesem Moment nahm ich meine Umgebung nicht wirklich war. Es gibt für mich gerade weder Feind noch Freund. Alle anderen sind Fremde. Fremde sind in diesem Zustand schlechte Leute. Ich habe Panik. Ich kann mich einfach nicht beruhigen. Diese Träume sind einfach zu real. Ich suche gehetzt nach einer weiteren Tür und fand sie nach einiger Zeit auch. Ich muss hier weg. Es fühlt sich hier auf ein mal alles so fremd an, so falsch. Ich renne durch die Tür und ließ sie einfach offen stehen. Jetzt bog ich einfach immer bei der nächstbesten Ecke ab und rannte weiter. Was ist, wenn er das mit seinen Leuten ist. Er darf mich nicht kriegen. Nein. Ich war in einem Raum, der nur die Tür hatte, durch die ich rein gekommen bin und keine Fenster. Ich schloss die Tür ab, aber das würde sie nicht abhalten. Wer auch immer da draußen ist, sobald die Tür aufgeht, bin ich ihnen schutzlos ausgeliefert. Ich konnte nicht mehr rennen. Ich fiel auf die Knie und dann auf die Seite. Wieder zog ich die Knie an meinen Körper und umschlinge sie eng mit meinen Armen. Ich setze mich auf und Wippe vor und zurück. Eigentlich wäre mir kalt in diesem dünnen Shirt, aber ich spüre meinen Körper gerade nicht. Jemand hämmert gegen die Tür und mehrere Stimmen rufen wirr durcheinander, aber ich verstehe nichts. Manchmal höre ich meinen Namen, aber mehr auch nicht. Ich höre das Türschloss. Ich wimmere wieder auf und krabbel in die letzte Ecke hinter dem Schrank, die vom Mondlicht angestrahlt wird. Ich umschlinge meine Knie und senke den Kopf. Ich weine und wimmere immer wieder, ebenfalls hyperventiliere ich wieder. Wer auch immer da ist soll mich in Ruhe lassen, aber gleich hatten sie es geschafft die Tür zu öffnen. Gleich wäre es so weit. Ich will doch einfach nur alleine sein, für immer. Niemand darf es wissen. Niemand soll wissen, was hinter dem frechen, übermütigen Mädchen mit der großen Klappe steckt. Niemand. Ich spiele mit dem Dolch in meiner Hand und spiegele dass Mondlicht darauf. Silberne Klinge und silberner Griff, der in einem anderen Silberton verziert ist. Ich könnte es beenden, sein Leben beenden. Ich könnte mich für alles rächen, Vielleicht würden die Alpträume enden. Aber es würde noch lange dauern und bis dahin müsste ich das alles hier den anderen erklären und die Alpträume werden nicht aufhören. Das alles wird nicht aufhören, auch wenn er stirbt. Zumindest habe ich keine Gewissheit dafür. Aber man könnte es auch anders stoppen. Man könnte es anders beenden, einfacher, schneller. Ich könnte mich beenden. Mein Leben. War es das wert, dass ich mich für ihn töte. Dass ich sterbe um die Angst und das alles hinter mir zu lassen. War es das wert, Meine Freunde zu verlassen, sie zu verraten, mich selbst zu verraten ? Es müsste mich ja nicht mehr interessieren, was sie von mir denken, wenn ich sowieso schon tot bin. Ich setze den Dolch an meine Kehle. Eine einzige Handbewegung und alles wäre vorbei. Die Leute stellen sich vor mich, ich fühle es. Ich hebe den Kopf nicht. Ich konnte die Personen wieder verstehen. ,,Was ist den los Lyla ? Wir sind dir durch die ganze Akademie gefolgt, du bist gerannt, wie eine Geisteskranke. Wir dachten schon du-" sagte Kim lachend. Ich hebte meinen Kopf an, jedoch ohne den Dolch von meiner Kehle zu nehmen. Sie verstummte abrupt. Alle sahen mich erschrocken an oder rissen die Augen auf. Wie das aussehen muss. Ich sitze hier, zusammengekauert in einer Ecke, weine und habe eine Klinge an der Kehle. ,,Nehm den Dolch da weg, du willst das doch gar nicht" probierte es Kim, aber ihre Worte bewirkten gar nichts. ,,Du würdest damit nicht nur dich sondern auch deinen Geprägten umbringen" sagte Justin und versuchte mich damit zu überzeugen, aber ich wusste das es anders war. ,,Erst, wenn das Ritual durchgeführt wurde" lachte ich zurück, denn nun hatten sie keine Druckmittel mehr. Erneut strömen Tränen meine Wangen runter. ,,I wish I would, I want I could. Love you, leave you. Finally hopefully, surely lovely. Forgive me, forget me, regret me" flüsterte ich und wollte es zu Ende bringen, aber die Stimme eines Engels hielt mich davon ab. Die Stimme meiner Schwester. ,,Linda Marleen, du hörst jetzt sofort damit auf" sagte sie. Verwirrt sah ich sie an. Sie sah aus wie ich, nur ein wenig größer und eben fünf Jahre älter. Aber sie war wunderschön. Ich war einfach zu verwirrt um in irgendeiner Form zu reagieren. Ich sah sie einfach nur an. Das sahen die anderen als Chance mir den Dolch weg zu nehmen und mich auf die Beine zu zwingen und mit sich zu zerren. Entgegen meinem eigentlichen Plan wehrte ich mich nicht sondern ließ mich einfach mitziehen.

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