Alec

66 9 9
                                    

Einsam saß ich in einer der Bibliotheken, blätterte alte Schriften durch, welche ich viel zu selten durchgegangen bin. Der Staub ließ sie unbenutzt und unwichtig wirken, denn wenn man etwas tatsächlich benötigt, lässt man es dann verstauben ? Ich zog eines heraus und strich mit der Hand über den Einband. Es hatte einst meiner Schwester gehört, es handelte von Remon-Dämonen. Ich muss ein wenig lachen, als ich darüber nachdachte. Sie wollte immer einen davon haben, als Haustier. Warum sie diesen Dämon wollte ? Nun ja. Sie sind flauschig, ballförmig, schweben über dem Boden und haben nur kleine Arme und keine Beine. Außerdem ist ihr Fell pink und sie sind in etwa 30 cm groß. Ja, für Mädchen sind sie schon irgendwie niedlich, auch wenn ich diese Viecher für extrem hässlich halte. Ich meine, wer möchte denn ein pinkes, geplatztes Sofakissen haben, dass nicht mehr kann, als niedliche Geräusche von sich geben, essen und dich dumm anglotzen ? Tja Mädchen schon, für mich einfach ein wenig zu unmännlich. Ich musste lachen. Ich hoffe Izzy ist glücklich, glücklicher, als ich es jetzt bin. Ich meine, warum habe ich das getan ? Ich kann nicht ohne sie leben, aber im Prinzip hab ich doch jetzt einfach alles kaputt gemacht. Wird sie mir jemals verzeihen ? Werde ich selbst mir das verzeihen ? Jedenfalls hoffe ich, dass zumindest Kim wieder glücklich wird, denn sie hat nichts anderes verdient. Und so egoistisch das auch klingen mag, wünsche ich mir ebenfalls, das sie mit mir glücklich wird, denn ich brauche sie und das wird sich sich nie mehr ändern. Nie zuvor habe ich ein Mädchen geliebt, bis auf meine Schwester, aber eben niemanden auf diese Weise, wie ich es bei Kim tue. Ganz im Gegensatz zu Jace und Justin. Justin wollte einfach nicht akzeptieren, dass er auf jemand anderen warten müsste, als das Mädchen, dass er damals liebte, Eva. Er war fest davon überzeugt, dass sie seine erste und einzige Liebe war und zumindest das erste traf zu. Mehrmals wurde er darauf hingewiesen, dass er sich seinem Schicksal fügen muss, dass er sie verlassen soll, doch er ignorierte diese Aufforderungen und Warnungen. Und so nahmen sie ihm seine erste große Liebe und, wie er immer glaubte, seine einzige. Tatsächlich glaubten auch Jace und ich nicht daran, dass sich jemals etwas daran ändern wird, aber als Reika kam, änderte das alles. Zuerst wollte Justin nicht ein mal daran gedacht haben mit ihr zu leben, zu jagen, zu kämpfen, sein ganzes Leben mit ihr zu verbringen. Aber Reika war nicht wie alle anderen, sie versuchte ihn zu erreichen, sich mit ihm zu verstehen, ohne zu wissen, was ihm und Eva widerfahren ist. Trotzdem hat sie nicht aufgegeben, so unfair und gemein er auch war und siehe da, er liebte sie, vielleicht genauso, wie Eva, vielleicht auch ein bisschen mehr. Tatsache ist, wir alle drei hatten uns getäuscht. Was Linda und Jace angeht, kann ich kaum etwas dazu sagen, was sie anzieht und aneinander hält weiß ich nicht. Beide sind arrogant, selbstverliebt, sarkastisch, unfreundlich, frech..... Mir würden noch endlos viele weitere Adjektive einfallen, um die Eigenschaften beider zu benennen, aber ich denke vorerst reicht das. Linda hat sich, so weit ich weiß, nie für Jungs interessiert und Jace..... ja Jace war ein Serienromantiker. Ja, genau das war er. Linda hatte entweder nie einen Freund oder wir haben es einfach nicht rauskriegen können. Ich hörte einen Schrei. Einen Schrei von Kim. Ich sprang ohne zu zögern auf und rannte aus dem Raum heraus zu Kim. Noch einmal ertönte ein Hilfeschrei und die anderen waren mir dicht auf den Versen. Ich war reingekommen und froh, als ich Kim mit leerem Blick, jedoch zumindest körperlich unverletzt vorfand. Auch die anderen kamen nun an. ,,Du hättest diesen Trank nicht gebraucht Alec, ich liebe dich wirklich" sagte sie. Mein Herzschlag setzte einen Moment aus. ,,Aber ich kann dir einfach nicht vergeben" ja, ihre Worte versetzten mir einen Stich, aber ich kann sie verstehen, ich habe es nicht anders verdient. Sie lächelte kurz und trieb den Dolch tief in ihr Herz. Ich konnte nicht schreien oder in irgendeiner Form anders reagieren, als einfach auf sie zu zu rennen und sie aufzufangen, noch bevor sie auf dem Boden aufschlägt. Gemeinsam fielen wir, nur das mein Herz noch schlägt, ihres nicht mehr, nie wieder.
Sie ist tot. Kim ist tot. ,,Nein !" schrie ich, ,,nein !". ,,Das kannst du mir nicht antun !" meine Stimme brach. Ich drückte sie fest an meine Brust, weinte heftig und fuhr ihr immer wieder durch die blutverklebten, blauen Locken. Ich hörte Reikas Schluchzen, doch es brach nicht durch meinen Schleier. Ich öffnete ihre linke Faust und holte ein Fläschchen heraus, dass einer Sanduhr ähnelte. Ich schraubte den Deckel der einen Seite ab und fing ein wenig Blut, welches aus der Wunde floss, ab, schraubte den Deckel danach wieder zu. Das Blut von Kim färbte sich in diesem Gefäß blau. Danach kroch ich auf den Dolch zu und schnitt mir damit die Handfläche auf. Sofort trat Blut aus der Wunde und ich ließ es in die andere Hälfte des Gefäßes laufen, wo sich mein Blut grün färbte und ich schraubte den Deckel zu, zog Kim wieder auf meinen Schoß. Auch ich lächelte nun, flüsterte einige Wörter, in einer alten, vergessenen Sprache. Jace folgte meinem Blick und rannte auf mich zu, doch es war zu spät. ,,Was hast du getan ?" schrie er und ging vor mir auf die Knie, doch ich lächelte nur. Die beiden Flüssigkeiten vermischten sich und ich schloss die Augen, für immer, wie ich glaubte.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 14, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Academy of coloursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt