Blood's thicker than water

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Laute, verärgerte und besorgte Stimmen wecken mich. Die Taubheit schwindet Körperteil für Körperteil aus mir und ich nehme das Laken und die Matratze unter mir wieder wahr. Das alles war also ein Traum. Ich habe unsagbare Schmerzen. Ein Ziehen im Unterleib, ein Dröhnen im Kopf, ein Stechen in allen Muskeln. Hab ich das alles nur geträumt ? Aber ab wann war es ein Traum ? Wann bin ich eingeschlafen ? Bin ich überhaupt zu hause ? Wo ist mein Zu hause ? So viele Fragen schwirren mir durch den Kopf und keine von ihnen vermag ich zu beantworten. Die Stimmen sind noch immer verzerrt und die Wörter, die sie sprechen, kann ich nicht mal einer Sprache zu teilen. Die Taubheit ist zwar völlig aus meinem Gliedern gekrochen, aber trotzdem kann ich mich nicht bewegen und nehme auch nicht mehr als die Matratze unter mir wahr. Ich kann meine Augen nicht öffnen und befürchte, selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun, weil der vom Licht verursachte, stechende Schmerz bereits durch meine geschlossenen Lider zuckt. Der einzige Geruch, den ich erkennen kann, ist ein steriler, medizinischer, wie in einem Krankenhaus. Auf keinen meiner Sinne kann ich jetzt also zurück greifen, um mir irgendwie zu helfen. Ich befürchtete gerade ich müsste mich übergeben, denn ich würgte, aber es war kein Erbrochenes. Es war eine dickflüssige, warme Substanz, die nun nach und nach meinen Mund füllte. Nach kurzer Zeit erkannte ich den metallischen Geschmack auf der Zunge und ich wusste sofort was es ist. Blut. Statt es runter zu schlucken, wie ich es gerne und auch vorstellungsweise getan hätte, um die anderen Stimmen zu belauschen, bis ich sie wieder verstehe, reagierte mein Körper schneller als mein Verstand. So als ob beide nicht zu einander gehörten und ich zwischen ihnen stehe, sozusagen als Vermittler. Ich rolle mich auf die Seite, um mich nicht selbst zu bespucken und gleite damit nicht besonders elegant in einer Drehung mit dem Gesicht zu erst auf den Boden. Abrupt verstummen die Stimmen. Ich sitze gerade mal auf den Knien und stütze mich bereits wieder mit den Händen auf dem Boden ab, also im Vierfüßlerstand und fange an das Blut, welches sich mittlerweile in meinem Mund angesammelt hat, auszuspucken. Doch als ich dachte, die warme Flüssigkeit wäre vollkommen aus meinem Mund verschwunden, da fing ich auch schon wieder an zu würgen und spuckte immer mehr davon. Wieder reden die Stimmen wild drauf los, über was auch immer. Eine Hand legte sich mir auf den Rücken und streichelte beruhigend meine Schulter. Eine andere tätschelt behutsam meinen Kopf und hält mir die Haare zusammen, damit sie nicht mit meinem Blut verunreinigt werden. Nach schier unendlichen Minuten, versiegte der Strom aus Blut in meinem Körper, denn ich wusste nicht woher er kam und einige Sekunden später, wagte ich es meine Augen zu öffnen. Entgegen meiner Vorstellung war dort keine rote Flüssigkeit, breitfächrig auf dem Boden verteilt, sondern eine silberne. Eine silberne Flüssigkeit, die von schwarzen Streifen durchzogen wird. Doch das schwarz wirkte mir darin irgendwie fehlplatziert. Die Menge an Blut, die ich verloren habe, ist beträchtlich und die Tatsache, dass es silber ist schockiert mich immer noch, auch wenn man das wohl hätte erwarten können. Vorsichtig und in abgehackten Bewegungen drehe ich mich zu den Helfern um, um herauszufinden, ob es Jace und die anderen sind und sie sind es. Jace hilft mir hoch und setzt mich zurück aufs Bett. Alec ist auf der Suche nach etwas, mit dem ich mir das Blut aus dem Gesicht wischen kann und Justin holt etwas um das Blut wegzumachen. Kim und Reika sind mit ihren Geprägten gegangen, sodass ich hier alleine mit Jace in einer bedrückende Stille sitze. Ich räusperte mich. ,,Was ist mit mir passiert und warum hab ich denn heute so lange geschlafen ? Waren wir gestern so lange auf ?" fragte ich eher krächzend. Er lachte kurz, aber es war nicht sein übliches, sonst so amüsiertes Lachen. Es war kurz, kehlig, rau und bitter. Es bereitete mir eine Gänsehaut es zu hören, weshalb ich mich nicht traute ihm in die Augen zu sehen, obwohl er es eindringlich und forschen tat. ,,Weißt du, du hast bereits seit drei Tagen geschlafen. Aber es war als ob du tot wärst, denn in der Zeit hast du nicht geatmet, dich nicht bewegt, du hattest nicht mal einen Puls. Wir wissen nicht warum das so ist, aber es hat nichts gutes, dass dein Blut schwarz durchzogen ist. Soetwas haben wir noch nie erlebt" antwortete er mir daraufhin ungläubig und sah mich an als wäre ich etwas oder jemand, das bzw. der gar nicht existieren dürfte, so als ob er eine schlimme Vorahnung hätte, aber mir nichts davon sagen will. Er sah planlos aus und das machte mir irgendwie Angst. Haben sie gedacht ich wäre tot ? War ich tot ? Dieser Gedanke stand im Raum. Jace schien in meinen Gedanken gestöbert zu haben, weil ich nichts gesagt hatte, wofür ich ihn später schlagen werde, aber er verstand worüber ich nachdachte und klärte mich auf. ,,Für einen geringen, furchtbaren Moment haben wir tatsächlich geglaubt, dass du tot bist, aber meine Verbindung zu dir ist auch ohne den Blutritus schon stark genug, um festzustellen ob du lebst und so wussten wir es" erwiderte er daraufhin wie ein Professor, der unheimlich stolz auf sein Wissen zu sein schien. ,,Blutritus ?" fragte ich verwirrt nach. Das es irgendein Ritual gibt wusste ich ja, aber was ist ein Blutritus ? ,,Es gibt verschiedene Blutriten und das Ritual der Zusammenführung wird zusammen mit dem Blutritus, in deinem Fall, des Mondes und der Sonne vollzogen. Kim und Alec werden ebenfalls das Ritual der Zusammenführung und den Blutritus des Ozeans und des Waldes durchführen. Justin und Reika werden das gleiche Ritual wie wir und den Blutritus des Glaubens und der Magie vollziehen. Alle hängen zusammen, alle benötigen sich gegenseitig. Stoßen sich ab, ziehen sich an. Sonne und Mond brauchen sich, sind Gegensätze, haben aber doch Gemeinsamkeiten. Sie brauchen einander um zu existieren, haben eine engere Verbindung als es jemals jemand haben könnte, als es jemals jemand verstehen könnte. In welcher Form Wald und Ozean sich brauchen, muss ich wohl nicht erklären. Glaube ist schlicht, deswegen grau. Bei Magieanwendung stoben lila Funken, das ist ein Grund dafür, das lila die Farbe der Magie ist. Du musst an die Magie glauben um sie zu praktizieren und um zu glauben muss dir ein wenig Magie widerfahren" erklärte Jace wieder wie ein Professor, nur irgendwie schlichter und nicht vor Stolz triefend. ,,Und wie macht man diesen Blutritus, also was hat das mit Blut zu tun ?" fragte ich neugierig. Er schmunzelte. ,,Von jedem Pärchen muss sich dann das Mädchen die persönliche Schwachstelle des Paares aussuchen, die dann für beide Partner gilt. Diese muss aber die echte und schlimmste Schwachstelle sein, die du hast. Dann wird das Blut der Partner in geringer Menge in einem Gläschen vermischt und aufbewahrt. Zerbricht das Fläschen, bricht die Bindung für immer ab und das Paar stirbt".

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