No more

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Ich rannte schneller, als ich es je getan habe, für die Wahrheit, für Kim, vielleicht auch ein bisschen für mich selbst. Ich musste das tun, ich könnte nicht damit leben, ihr diese Lüge zu verschweigen. Ich kam endlich an der Zimmertür an, riss sie auf, ging herein und direkt nachdem ich den Schlüssel im Schloss gedreht hatte, hörte ich Alec, welcher heftig an der Türklinke rüttelte und schrie, dass wir ihn rein lassen sollen. Irritiert und lachend legte Kim das Buch bei Seite, sah fragend zu mir. Ich atmete schwer. ,,Ich.. Ich muss dir was sagen" brachte ich schwer hervor. Mittlerweile wirkte sie besorgt. ,,Linda, was ist los ?" ihre ozeanblauen Augen hatten einen so schönen und selten dunklen Ton, welcher Trauer als Emotion am stärksten und besten wiederspiegelte. Alec warf sich erneut gegen die Tür. ,,Macht sofort diese verdammte Tür auf" schrie er panisch. ,,Beruhig dich doch mal !" rief Kim lächelnd zurück, wand sich dann wieder bekümmert mir zu. Sie wirkte so verliebt, so glücklich. So verraten. Wie konnte man einem solchen Mädchen so etwas antun ? ,,Das ist alles nur eine Lüge" weinte ich hilflos. Verwirrt sah sie mich an. ,,Was ist nur gelogen ?" fragte sie, strich mir, während der Umarmung, beruhigend mit ihrer Hand über den Rücken. Ich löste mich kurz darauf von ihr. ,,Du liebst Alec gar nicht ! Zumindest nicht wirklich...  Er hat das alles nur erzwungen ! Er hat es mir vorhin erzählt, jeder von ihnen hatte so ein Fläschchen, von dem man nur ein Tröpfchen braucht, damit man sich in den anderen verliebt. Er hat dir das verabreicht, dass ist alles nicht real !" brachte ich schluchzend hervor. Sie weitete erschrocken ihre Augen, während ihr Herz sich wohl schmerzhaft zusammen zog. ,,Ist das wirklich wahr ?" fragte sie leise. Ich nickte bloß hilflos, während ihre Augen langsam aber sicher glasig wurden. Ich umarmte sie, wusste nicht was ich tun sollte. Ich murmelte immer wieder, wie leid es mir doch täte, doch sie erwiderte die Umarmung nicht und sagte auch nichts, nicht ein Wort. Sie drückte mich vorsichtig von sich und öffnete die Tür. Einige Sekunden später stürmte Alec einfach an ihr vorbei. Er warf mir einen flüchtigen, verärgerten Blick zu, sah sich dann nach Kim um, lief auf sie zu. Er schlang seine Arme um sie und wollte sie küssen, doch sie stieß ihn von sich, in den Raum hinein. Sie knallte die Tür zu. Er stand einfach nur da, sah sie fragend an, bis er verstand, dass ich es geschafft hatte, ihr alles zu sagen. Er wand sich mir zu. ,,Wie konntest du nur !? Warum hast du das getan ?! Ich hasse dich !" seine Stimme war laut und drohend, versprach eine Konsequenz, doch ich bereute es nicht im geringsten, Kim alles gesagt zu haben, denn sie hätte die Wahrheit verdient. Er kam auf mich zu, warf mir diverse Beleidigungen und Verwünschungen an den Kopf. Selten hatte ich ihn derart wütend erlebt. Sein ,,Zustand" machte mir Angst. Wie weit würde er gehen, weil er sauer auf mich ist ? Hasste er mich tatsächlich oder wird er sich wieder beruhigen ? Wollte ich das überhaupt ? Hasste ich ihn dafür ? ,,Halt" erhob Kim zum ersten Mal wieder die Stimme. Alec hielt kurz inne und wirbelte herum. Kim stand aufrecht da und sah ihn strafend an. ,,Ist das alles wirklich wahr, was sie mir gerade erzählt hat ?" fragte sie, verschränkte weinend ihre Arme vor der Brust. ,,Ich... Ich" setzte Alec an. ,,Hast du das wirklich getan ?" schrie sie. Ich erschrak, noch nie hatte ich Kim so aufgebracht erlebt, noch nie. Er antwortete nicht. ,,Sag mir bitte, dass du das nicht getan hast" die Tränen flossen wie Ströme aus dem Meer ihrer, großen ozeanblauen Augen, welche sie so traurig wirken ließen. ,,Bitte" flehte sie erneut. Endlich sah er ihr wieder ins Gesicht, nicht mehr auf den Boden. ,,Ich hatte Angst, du würdest mich vielleicht nicht lieben" sagte er leise. ,,Also ist es wahr" murmelte sie. ,,Du hast mich die ganze Zeit nur belogen. Die ganze Zeit. Das alles war nicht echt. Ich liebe dich gar nicht und du liebst mich auch nicht. Du hast mich in dem Glauben gelassen, den jenigen zu finden, der mich wirklich liebt, wie ich bin, mich versteht, der mich genauso sehr braucht, wie ich ihn. Und das alles war einfach gelogen". Ihr Worte klangen kalt und verbittert. Er sah so hilflos aus, bei dem Versuch, dass alles wieder gerade zu biegen. ,,Ich... Ich kann das schaffen, ich kann das alles wieder in Ordnung bringen, wirklich, wenn du mir nur eine Chance gibst" hauchte er, war selbst den Tränen nahe. ,,Vertrau mir, bitte, ich brauche dich" fügte er traurig hinzu. Sie schüttelte den Kopf. ,,Ich kann dir keine Chance geben und weißt du wieso ? Ich habe von dir nie eine bekommen, sonst hättest du mich ja entscheiden lassen können, ob ich dich liebe und nun bin ich mir selbst im klaren darüber, was ich für wen empfinde". ,,Das kannst du doch nicht tun ?" verzweifelt sah er von mir zu Kim. ,,Ich will dich nie mehr sehen" sagte sie und zeigte auf die Tür. Freudlos lachte Alec auf, sah dabei betreten zu Boden. ,,Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen" sagte er leise. ,,Doch das wird es und das ist ein Versprechen. Und jetzt geh" Er sah noch ein mal zu ihr, strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht hinters Ohr, was sie mit geschlossenen Augen über sich ergehen ließ und schlussendlich verließ er den Raum. Sie hatte die Augen noch immer geschlossen und ich fühlte mich unbehaglich, wie ein Eindringling hier in diesem Raum, schlicht und einfach fehl am Platze. ,,Kannst du bitte einfach gehen ?" fragte sie mich bemüht ruhig. Ich nickte bloß benommen, schloss dann die Tür hinter mir und machte mich auf den Weg zu unserem Zimmer. Wo ist er wohl.?

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