Elegant und anmutig

74 11 0
                                    

Es war wie ein schwarzes Loch, welches uns einfach verschluckte und wieder verschwand, als wäre es nie da gewesen, hätte nie existiert, uns nie fort gebracht. Farben oder Umrisse könnte man um uns herum nicht erkennen. Wir wurden umher geschleudert, doch Jace hielt mich weiterhin fest in seinen Armen, als könnte er mich gar nicht los lassen oder ich nicht selber laufen. Und dann sah er dabei noch so elegant und anmutig aus. Tss. Irgendwie war ich ja ganz froh, denn so lasziv leichtfüßig wie Jace, mit mir in seinen Armen, landete, wäre ich nicht mal ohne irgendjemanden, den ich tragen muss, auf dem Boden aufgekommen. Auf dem Boden trifft es um ehrlich zu sein sogar. Ich öffnete die Augen, nur um zu sehen, wie Jace mich angrinste, was wiederum bedeutete, dass er per Gedankenübertragung ,,mitgehört" hat. Arsch. Er ließ mich runter und verbeugte sich. ,,Elegant und anmutig stets zu ihren Diensten". ,,Bild dir ja nichts drauf ein". Er grinste amüsiert. ,,Warum sollte ich mir was drauf einbilden ?" Ich nickte verständlich. ,,Bescheidenheit ist ein Tugend" gab ich daraufhin zufrieden von mir. ,,Du hast mich nicht ausreden lassen. Ich muss mir darauf nichts einbilden, schließlich bin ich wirklich so toll". Damit war bestätigt, Bescheidenheit ist eine Tugend, aber nicht Jaces. ,,Weißt du, es lässt eine Person oder eben einen Mann attraktiv wirken, wenn er nicht direkt alles von sich Preis gibt, weil er damit prahlt und allen möglichen Menschen unter die Nase reibt, wie toll er doch ist" erklärte ich ihm daraufhin leicht frustriert. Er sieht mich an, als hätte ich ihm gesagt, das unsere Hochzeit morgen stattfinden soll und ich will, dass er auf einem pinken Einhorn angeritten kommt. ,,Erstens, das mag ja sein, aber sehen wir doch nur mal uns an. Du bist meinem Charme, trotz meiner Eitelkeit, die, wenn du mich fragst, kein Stück unberechtigt ist, hoffnungslos verfallen. Zweitens, selbst wenn das nicht so wäre, wir sind für einander bestimmt, egal wie kitschig sich das jetzt anhören mag. Mal ganz davon abgesehen, dass ich es garantiert nicht toleriere dich mit einem anderen Mann zu sehen" erwartungsvoll zieht er die Augenbrauen in die Höhe. Einfach nicht mit ihm diskutieren, einfach nicht mit ihm diskutieren, Linda, das dachte ich mir, was jedoch schwerere war, als geplant. ,,Jace du bist ein eingebildetes-" ,,Ich weiß, ich weiß, das du sagen willst", unterbrach er mich, ,,aber sieh es mal so, ich bin dein eingebildetes Arschloch" er zwinkerte mir zu, nahm dann, ohne etwas zu sagen, meine Hand unf zog mich ihm hinterher. Erst jetzt realisierte ich, wo wir eigentlich gelandet waren und das auch nur durch die hier herrschende Kälte. Ich war so intelligent mir nichts über das Shirt anzuziehen, wow Linda, klasse Leistung. Wir waren, bei tiefschwarzer Nacht mit Vollmond und tausenden hell leuchtenden Sternen, in einem dichten Waldgebiet gelandet, weshalb man nur ab und zu den Mond sah und es relativ dunkel ist. Wenn wir hier so, Händchen haltend, längs laufen und uns irgendjemand sehen würde, könnte man denken, dass wir ein ganz normales, verrücktes und frisch verliebtes Pärchen sind, dass mitten in der Nacht durch einen Wald rennt. Machen Pärchen sowas ? Keine Ahnung, wir anscheinend schon. Ich glaubte langsam, dass Jace verrückt wird, denn wir rannten schon viel zu lange, meiner Meinung nach sind schon hundert Meter zu lange, außer du wirst von einem verärgerten Jace gejagt, und er blieb einfach nicht stehen. Mal ganz davon abgesehen, dass hier alles gleich aus sah und wir genauso gut auf der Stelle laufen könnten. Schließlich wurde das Gestrüpp weniger, die Bäume standen immer weiter auseinander und das Licht brach durch die Baumkronen. Jace wurde langsamer, bis wir schließlich nur noch gingen und ich anhielt, dabei am Röcheln war. ,,Ist das dein Ernst ? Später wirst du aber deutlich mehr und bedeutsam schneller laufen müssen" erklärte er nicht gerade beeindruckt von meiner ,,Leistung". ,,Ich hab ja auch Asthma und null Kondition" antwortete ich, als wäre das eine Begründung. ,,Ist dein Asthma etwa so stark ?" sein zweifelnder Ton ärgerte mich. ,,Wie du vielleicht siehst schon" ich ging wieder los und Jace nahm sich erneut meine Hand, während ich den Impuls unterdrückte, ihm diese zu entziehen. Das Dickicht löste sich nun komplett auf und wir kamen an einer Lichtung an, die vom Mond so stark angestrahlt wurde, dass man denken könnte, es wäre Tag. Direkt hinter dieser Lichtung lag eine Klippe und als ich vorsichtig über den Rand in den Abgrund spähte, konnte ich keinen Boden sehen. Ich schluckte das mulmige Gefühl hinunter und ließ mich von Jace, welcher auf dem Boden saß, auf seinen Schoß ziehen. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und starrte in den Himmel, zu den vielen Sternen, hinauf. ,,Worauf warten wir eigentlich ?" fragte ich leise an Jace gewandt. ,,Darauf" sagte er und zeigte nach vorne. Ich hob meinen Kopf und sah nach vorne. Auf einmal konnte man die andere Seite sehen, den Boden hinter dem Abgrund. Es waren zweifellos Wölfe, die dort über irgendeine Art Hindernis sprangen. Sie leuchteten seltsam im Mondlicht, als würde das Fell das Licht reflektieren und silber und weiß zurück strahlen. Sie übertrafen bei weitem den Himmel mit seinen Sternen, denn der Anblick einer riesigen Gruppe rennender Wölfe, der sich uns nun bot, war schöner, als alles, was ich bis jetzt gesehen habe. Abgesehen von mir natürlich teilte Jace mir daraufhin in Gedanken mit und zerstörte den Moment. Ich verdrehte die Augen und ignorierte ihn. Sie waren so schön und es war so eine riesige Gruppe. Eine riesige Gruppe von Wölfen, die alle in gleichmäßigen Abständen über das Hindernis sprangen und dann weiter am Abgrund entlang jagten. Eine lange, silber-weiße Linie entstand am Rand der Finsternis, die schimmert und glitzert, wie ein Diamant. ,,Wow" sagte ich relativ laut, woraufhin die Wölfe stehen blieben, sich in unsere Richtung wandten und zuerst einfach nur Ausschau hielten, bis sie uns nach wirklich kurzer Zeit fanden, eigentlich suchten sie gar nicht wirklich. Jedoch fühlte es sich eher so an, als würden ihre Blicke nur auf mir ruhen. Mein Herz klopfte, dank der Angst, extrem laut. Plötzlich fing der Wolf, der sich eindeutig als Leitwolf heraus kristallisierte, da er ein Stück vor der synchronen Linie der anderen stand und insgesamt größer und bedrohlicher wirkte, an zu heulen und die anderen taten es ihm gleich. ,,Sie heulen dir zu Ehren" flüsterte Jace. ,,Deine Silberwölfe". Schließlich verstummten sie, das Leittier sah mich noch einige Sekunden an und sie verschwanden wieder als, silber glitzernde Linie, in der Dunkelheit.

Academy of coloursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt