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Als ich aufwachte, wusste ich sofort wieder was letzte Nacht passiert war. Ein stechender Schmerz zuckte durch meine Schulter und ich schrie instinktiv auf. Ich saß auf einmal aufrecht in dem Bett, in dem ich bis eben noch lag. Die Erinnerungen jagten fetzenweise durch mein Gehirn. Das Gespräch mit Jace. Die Flucht. Die Schlägerei. Der Schuss. Er. Er. ,,Alles in Ordnung ?" ruft mich eine Frauenstimme aus meiner Starre. Ich blicke auf und sehe einen jungen Mann und eine junge Frau. Der junge Mann hat schokoladenbraune Haare, eine gelbe Strähne und gelbe Augen. Das Mädchen hat rosa Augen und rosa Haare. Jaune und Rosė. Josė. ,,Joel und Isabella" stellte ich fest. Sie nickten beide. ,,Aber nenn mich bitte Izzy" sagte sie. Ich nickte. ,,Wir haben die Kugel entfernt und dir ein Schmerzmittel gegeben, aber das hast du wohl nicht mehr mitgekriegt, du warst ja ohnmächtig" meinte Joel nun. ,,Ähm ja, danke" sagte ich. ,,Ich ähm... Ich bin.." stammelte ich los und versuchte mir gerade etwas auszudenken. ,,Wir wissen wer du bist. Die Jungs haben mir alles erzählt. Wir wollten euch besuchen kommen und würden auch hierher geordert" sagte Joel. ,,Wir werden dich zwar mit in die Akademie nehmen, aber wenn du möchtest kannst du Jace ja erst mal aus dem Weg gehen" sagte sie verständnisvoll. ,,Wir gehen in ein paar Stunden, mach dich einfach fertig und dein Rucksack liegt dort" sagte sie freundlich und zeigte in eine Ecke. Ich folgte ihrer Hand und sah ihn. Ich nickte und lächelte ihnen einmal freundlich zu. Sie lächelten zurück und verließen den Raum. Sofort rollte ich mit den Augen. Als ob ich jetzt hierbleiben würde. Ich sah an mir herunter. Ein weißes, viel zu großes Shirt, wahrscheinlich von Joel und eine Jogginghose in meiner Größe, wohl von Isabella. Ich hoffe sie hat mich umgezogen. Ich sah meinen Kampfanzug an einer Leine vor dem Fenster baumeln. Er war nicht mehr voller Blut. Rotes. Silbernes. Schwarzes. So viel Blut hatte gestern noch an ihm geklebt. Die Vorstellung ekelt mich an, aber ich wollte ihn anziehen. Also tat ich es. Ich band mir einen lockeren Dutt und zog mir die silbernen Stiefel. Ich nahm mir den Rucksack und warf ihn über die linke Schulter. Das schmerzte jedoch noch unwahrscheinlich, weswegen ich die Schulter wechselte. Ich zog mir die Kapuze wieder tief ins Gesicht und vom Hals aus über den Mund bis zur Nasenspitze. Ich öffnete vorsichtig die Tür und spähte hindurch. Niemand war zu sehen, also lief ich hindurch und schloss die Tür hinter mir wieder vorsichtig. Ich ging in die erstbeste Tür und dies war zu meinem Glück das Bad. Ich schloss die Tür von innen ab und ging zum Fenster. Es war zum Glück nicht abgeschlossen. Ich öffne es und springe so leise wie möglich raus. Ich lande einigermaßen geschickt auf meinen Füßen und sprinte los ohne zu wissen wo ich eigentlich bin. Nachdem ich einige Minuten durch Gassen und Straßen gerannt bin, stehe ich wieder vor der U-Bahnstation, in der ich mich geprügelt habe. Von hier aus kann ich mich wieder orientieren. Ich dachte kurz nach, ob das auch wirklich so sinnvoll ist und machte mich schließlich auf den Weg zu meiner Wohnung. Auf dem Weg dahin kaufte ich mir in einer Bäckerei einen Kaffee und ein Croissant und setzte meinen Weg fort. Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, was ich jetzt wohl machen könnte, immerhin bin ich ja immernoch eine der auserwählten Farben und ich weiß nicht was mit Jace passieren würde, wenn ich nicht mehr wieder kommen würde. Ich meine, ich bin zwar wirklich sauer auf ihn und auch extrem enttäuscht, aber wer weiß, was die Bindung zwischen ihm und mir dann mit ihm macht. Und so sehr ich mir wünschte, dass er mir egal ist, konnte ich ihn einfach nicht aus dem Kopf kriegen. Nur weil einer nicht zurück liebt, heißt das nicht, dassan selbst nicht mehr liebt. Und ich liebe ihn. Ich habe mich in ihn verliebt. Ich wünschte, er würde es verstehen. Was war überhaupt los mit ihm ? Anfangs war er so nett zu mir und meinte das er mich niemals verletzen würde und mir gerne zuhört. Ich habe mit ihm in Unterwäsche in einem Bett geschlafen und ich hatte gehofft aus uns würde etwas werden. Immerhin waren wir ja egal wie kitschig das klingen mag, für einander bestimmt. Aber wie soll sowas schon funktionieren, wenn nur einer liebt. Aber andererseits kann ich wohl kaum von ihm erwarten, dass er mich auch liebt, nur weil ich es tue. Trotzdem wäre es zu schön gewesen. Wenn ich nicht zurück kehre, dann werde ich aber auch meine Schwester nicht mehr sehen. Kann ich überhaupt damit leben, dass sie wieder da ist ? Ist es überhaupt wahr. Bis jetzt hab ich sie ja nur in meinen Träumen gesehen, naja Alpträumen. Es dauerte ziemlich lange bis ich meine Wohnung erreicht hatte und gefühlt habe ich mehr Gedanken gedacht, als Schritte getan und das will schon was heißen, weil ich nicht mehr mit der U-Bahn gefahren bin, sondern einige Stationen gelaufen bin. Ich klingelte gerade bei meiner Vermieterin, da fiel mir auf, dass in meiner alten Wohnung Licht an war. ,,Hallo ?" sagte sie. ,,Hallo, hören sie, ich wollte fragen ob ich in meine Wohnung zurück kann, ich-" fing ich an, doch sie unterbrach mich. ,,Ihre Wohnung ? Ich vermiete nur eine Wohnung und da wohnt seit fast genau zwei Jahren ein junger Mann. Sind sie vielleicht seine kleine Schwester ?" fragte sie. Niemand wird sich an dich erinnern, es ist als ob du niemals existiert hast. Bevor ich dies verneinen konnte, zog sie mich bereits rein, schob mich in Richtung Treppe und ging wieder in ihre eigene Wohnung. Schulterzuckend lief ich nach oben und fragte mich, was ich zu verlieren hatte, immerhin könnte ich noch ein paar Sachen holen. Die Tür war nur angelehnt. Ich öffnete sie ganz und da stand er und hielt ein Foto von mir und meiner Schwester in der Hand. Ihn hatte ich rausgeschnitten. ,,Tja damit hättest du wohl nicht gerechnet, was Lyla ? Ich auch nicht um ehrlich zu sein. Aber ich werde mich noch an dir rächen" lachte er. Hätte er sich bloß umgedreht. Er hustete, dabei kam Blut hervor, das er sich an der Hose abwischte, da er kein Shirt anhatte. ,,Nenn mich nicht so" knurrte ich und umklammerte dem Dolch in meiner Hand fester.

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