Kapitel 14

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Es geht wieder weiter, viel Spaß beim lesen!! :)

Dave's Sicht

Emily wäre von mir angeekelt, wenn sie wüsste, was ich hier tat. Aber ich war auch froh, dass ich auf dieser Insel fest saß und nicht sie. Meine kleine, süße Emily hätte hier nicht überlebt. Sie wäre vorher lieber verhungert.
Aber ich musste für sie überleben.
Also beendete ich das Ausnehmen noch und sammelte Holz zusammen. Mittlerweile war es schon stockdunkel, aber da es nirgends irgendwelche Lichter gab leuchteten auch die Sterne heller. Außerdem war gerade Vollmond, wodurch die Nacht sowieso heller schien.

Ich spießte das Fleisch auf einen Ast auf und rieb meine Handflächen, mit einem Ast dazwischen, so lange aneinander, bis eine Flamme entstand. Ich brut das Fleisch, bis es durch war und biss dann hinein.

Es fühlte sich an, als wäre ich im Himmel. Nicht nur, weil ich schon lange nichts mehr zwischen den Zähnen hatte, sondern auch, weil das Fleisch einfach köstlich schmeckte. Fast hatte ich deswegen sogar ein schlechtes Gewissen. Aber ich hatte mich einfach so lange nur mit irgendwelchen Pflanzen ernährt und das Fleisch sättigte dazu auch noch extrem.

Nachdem ich alle Knochen bis auf den letzten Fleischfetzen abgeknabbert hatte, fühlte ich mich total satt. Wahrscheinlich war ich es auch einfach nicht mehr gewöhnt, so viel auf einmal zu essen.

Das Feuer vor mir brannte noch, das musste ich ausnutzen. So ungern ich das auch machte, aber ich musste etwas wegen meiner schlimmen Fleischwunde unternehmen. Ich hatte mein Medizinstudium noch nicht abgeschlossen, aber ich wusste, dass sich schnell Eiter bilden konnte und ich somit schlimmes Fieber bekommen würde. So etwas konnte schnell gehen.
Also nahm ich ein dickes Holzstück und hielt es in die Flammen, bis es glühte.
Danach entfernte ich meinen behelfsmäßigen Verband und sah hinunter auf mein rohes Fleisch. Ich griff nach etwas, auf das ich drauf beißen konnte und atmete tief durch. Die Wunde musste ausgebrannt werden, sonst konnten viel zu schnell noch mehr Bakterien hinein gelangen.
Also presste ich meine Kieferknochen aufeinander und drückte das Glühende Holzstück in meine linke Seite. Es gab ein Zisch Geräusch, als das glühende Holzstück mein rohes Fleisch berührte.
Ein extremer Schmerz durchzuckte meinen ganzen Körper und ein Stöhnen entwich meinem Mund.
Aber ich war noch lange nicht fertig.

Ich erhitzte es noch einmal und drückte es überall auf mein frei gelegtes Fleisch.
Mir war schwindelig vor Schmerz und ich krümmte mich schreiend am Boden. Ich musste mich selbst dazu antreiben weiter zu machen und hielt irgendwie durch, bis ich die Prozedur auf meiner ganzen Wunde durchgeführt hatte.
Keine Ahnung ob ich zwischen durch das Bewusstsein verlor, aber als ich fertig war, driftete ich sofort in das Jenseits ab.

Es war einer meiner schrecklichen Albträume.

Ich und Emily waren Zuhause in unserem Schlafzimmer. Sie küsste mich innig und gleichzeitig unglaublich gefühlvoll.
"Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist..." nuschelte sie zwischen unseren Lippen.
"Ich auch..." Mit einem Ruck hob ich sie hoch und setzte sie auf unserem Bett ab.
"Ich liebe dich..." flüsterte ich ihr sanft ins Ohr, ließ mich neben ihr nieder und zog sie auf meinen Schoß.
"Jetzt können wir endlich heiraten und glücklich werden. " Sie strahlte mich an und legte ihre Lippen wieder auf meine.
Ein berauschendes Gefühl durchströmte mich und ich brachte nur ein schwaches "Ja..." raus.
Sie seufzte unter meinen Berührungen und griff nach dem Saum meines T-Shirts.
Ich hob meine Arme und sie zog es mir aus. Wir hielten beide kurz inne, dann wollte ich unsere Münder erneut miteinander vereinen, aber sie wich erschrocken zurück. Entsetzt starrte sie auf meinen Narben übersäten Oberkörper.
"Emily...?" fragte ich vorsichtig.
"Das...das...ist schrecklich..."stammelte sie, stand auf und wich an die Wand zurück. Sie sah von meinem Körper auf und dann direkt in meine Augen. Ängstlich versuchte ich die alte Emily darin zu erkennen. Aber sie sagte nur kalt:
"Deine Narben sind hässlich. Ich will dich nicht mehr. Verschwinde von hier!"
Entgeistert starrte ich sie an, unfähig mich zu bewegen. Emily liebte mich nicht mehr.
Als sie bemerkte, dass ich unfähig war etwas zu tun, stürmte sie aus dem Zimmer.
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und aus Instinkt stand ich in Rekordgeschwindigkeit auf und rannte ihr nach.
"Warte!!" rief ich verzweifelt mit blutendem Herz.
"Ich will dich nicht mehr sehen! Nie wieder!" schrie sie, aber ich bekam sie am Oberarm zu fassen. Sofort zuckte sie zurück. "Das-" Sie bohrte ihren Zeigefinger in meine Brust. "-Ist widerlich und abstoßen"
Dann drehte sie sich um, warf ihr blondes Haar über die Schulter und rauschte davon. Und ich blieb geschockt zurück.

Als ich am nächsten Tag aufwachte, war mir klar, dass Emily niemals so etwas sagen würde. Das war nur die Traum Emily. Trotzdem rannen Tränen über mein Gesicht. Langsam wusste ich nicht mehr, wie die wahre Emily war. Die Erinnerungen verblassten nach den Monaten hier immer mehr.

Außerdem vermisste ich auch schrecklich meine Eltern, Fiona und Aiden. Ich trauerte um sie fast genauso, wie um Emily, aber bei meiner Familie wusste ich wenigstens, dass sie in Sicherheit waren und noch lebten. Oder?
Ich konnte nicht wissen, was aus ihnen in den letzten Monaten geworden ist.

Mein Körper erzitterte und meine Wunde schmerzte, aber ich ignorierte es. In meinem Inneren klaffte gerade eine viel größere und tiefere Wunde.
Schluchzer schüttelten mich und ich wiegte mich weinend am Boden hin und her.

GestrandetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt