Kapitel 27

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Und, das letzte Kapitel dieser Story.....
Das ging ziemlich schnell, aber übermorgen kommt noch abschließend ein Epilog♥♥♥♥
Viel Spaß beim lesen♡

Emily's Sicht

Hand in Hand betraten wir die Wohnung. Ich wollte Dave's Hand gar nicht mehr los lassen, so gut fühlte es sich an, wie seine große Hand meine hielt.

Es war wie ein Wunder, dass er wieder da war und würde er nicht hier, direkt neben mir stehen, würde ich es auch immer noch nicht fassen können.
Der Arzt hatte zwar gesagt, dass ihm viele Nährstoffe fehlten, er zu dünn war und auf der Insel ein Trauma erlitten hatte, aber das würden wir gemeinsam schon wieder alles in den Griff bekommen.
5 Jahre war er ganz alleine in der Wildnis. Es war sogar noch ein riesiges Glück, dass er so normal war und sich so gut einfand.
Sowiso war es ein Wunder, dass er dort draußen überlebt hat.
Er musste körperlich und seelisch unglaublich stark gewesen sein.
Aber das wusste ich schon immer das er das war.

Der Arzt hatte mich auch gewarnt, dass er viele körperliche Schäden davon getragen hatte und sein Körper mit allen möglichen Narben übersät sein musste. Aber das war mir egal, ich liebte ihn so, wie er war. Er hatte unglaubliche Schmerzen erleiden müssen. Das war viel schlimmer. Ich konnte es mir nicht einmal ansatzweise vorstellen. Er hatte mir mein Leben gerettet und seins dazu auch noch.
Ich hatte wirklich gedacht, dass ich ihn nie wieder sehen würde, als ihn damals diese Welle mit riss.

Neugierig beobachtete ich Dave, wie er die Wohnung bestaunte und das Sofa und verschiedene Gegenstände anfasste. Kein Wunder, er hatte seit 5 Jahren kein Sofa, kein Bild, keinen Fernsehr, NICHTS gehabt, dass konnte ich mir nicht einmal annähernd vorstellen. "Es sieht noch genau so aus wie früher..." flüsterte er und begutachtete die Bilder von uns zweien, die immer noch an der Wand hingen.

Dann setzte er sich aufs Sofa, fixierte irgendeinen Punkt in der Luft und brach plötzlich in Tränen aus.
"Es tut mir so leid....so leid....ich habe dein Armband verloren!!! Weg, einfach so, VERLOREN!!" schluchzte er. Völlig verwirrt von seinem Ausbruch ging ich schnell auf ihn zu und strich ihm beruhigend über den Rücken. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, geschweige denn, warum er plötzlich so verzweifelt aussah.

Mit wässrigen Augen blickte er mir ins Gesicht und sagte leise mit brüchiger Stimme: "Das silberne Armband. Das was du mir geschenkt hast. Ich habe es an dem Tag, wo es passiert ist, getragen. Und es auf der Insel VERLOREN.... es tut mir so leid!!!"
Das Armband hatte ich sogar schon wieder fast vergessen, aber ich verstand nicht, warum er sich deswegen schuldig fühlte.
Ich nahm ihn in den Arm und merkte nur allzu deutlich, wie mager er geworden war.
"Aber das ist doch nicht schlimm....ich verzeihe dir.." redete ich beruhigend auf ihn ein, während er sich vor und zurück wiegte.
"Es war mein ein und alles auf der Insel. Weil es dir gehört hatte. Es hat mir Kraft gegeben. Und ich habe es verloren. Dein letztes Geschenk an mich. Ich hatte solche Schuldgefühle" jammerte er und ließ sich von mir beruhigen.

Dave war ein anderer Mensch geworden und brauchte jetzt von mir so viel seelische Unterstützung wie nur möglich, um das Trauma zu überstehen.
Aber ich würde alles möglich tun, was dazu nötig war. Ich würde immer für ihn da sein.

*

Als Dave sich nach einer Beruhigungstablette abreagieren hatte, führte ich ihn am Ellenbogen in unser gemeinsames Zimmer.
Es war ihm mehr als nur deutlich anzusehen, wie froh er war, dass ich hier so gut wie nichts verändert hatte und seine ganzen Sachen noch an Ort und Stelle standen. Ich hätte es früher sowiso nicht über mich gebracht, sie weg zu werfen. Seine Pullis waren für mich immer ein Gegenstand von ihm, der mich tröstete, obwohl sein Geruch auch schon längst verschwunden war.

In der Nacht hatte Dave Albträume und schreckte 3 Mal auf. Dabei schlug er wild um sich und dachte, dass er wieder auf der Insel wäre.
Da ich selbst jahrelang noch Albträume von dem Flugzeugabsturz und den vielen Toten danach hatte, wusste ich damit umzugehen. Meine Schuldgefühle kamen immer daher, weil ich mir den Vorwurf machte, nicht noch versucht zu haben andere Leute zu retten und mir vorwief, dass ich Dave nicht einfach mit aufs Boot gezogen hatte.

Ich lenkte ihn ab, redete auf ihn ein und küsste ihn. Als unsere Lippen aufeinander lagen, wurde er endgültig wieder in die Gegenwart geworfen.

In den nächsten Tagen fragte Dave mich öfters, was in meinem Leben in den 5 Jahren passiert war. Ich schob es immer weiter auf, ihm von Jakob zu erzählen, aber er respektierte meine Verschlossenheit, denn er wollte auch selbst nicht über seine Zeit auf der Insel reden. Das war jetzt Vergangenheit.
Irgendwann würde ich ihm aber von Jakob erzählen, aber momentan schämte ich mich einfach zu sehr. Ich hatte Dave ersetzen wollen und es wäre Horror gewesen, wenn ich mit Jakob verheiratet gewesen wäre, als er zurück käme.
Es hatte alles so sein sollen.

Die Zeit, wo wir nicht zusammen sein konnten hatte Dave und mich noch mehr zusammen geschweißt.
Wir liebten uns so sehr wie ich nie irgendjemand anderes geliebt hatte.
Zusammen standen wir die nächsten Tage durch, auch wenn Dave immer mal wieder ein paar Rückfälle hatte, wo Erinnerungen von der Insel in den Vordergrund gerieten.
Zum Beispiel gestern Abend, als ich die Spülmaschiene ausgeräumt hatte. Bei dem lauten Geräusch, wo die Töpfe aneinander stießen, schrie er plötzlich auf und ich hörte es rumpeln. Sofort rannte ich erschrocken zu ihm ins Wohnzimmer und rief alarmiert: "was ist los?"
Dave hatte gerade die Nachrichten geschaut und sein Blick war ängstlich verschleiert. Da erkannte ich, dass ihn das aufeinander klappern der Töpfe so verstört hatte. Er versteckte sich in einer Lauer Haltung hinter dem Sofa und hatte dabei die Esszimmerstühle umgeschmissen.
Als er mich sah, klärte sich sein Blick und er schien wieder in der Gegenwart zu sein.
"Tut mir leid...tut mir leid..." flüsterte er noch völlig erschüttert und ließ sich tief seufzend auf dem Sofa wieder nieder.
Gestresst fuhr er sich durch die nun wieder kurzen Haare. Sie sahen wieder so aus wie vor 5 Jahren, nur die kleinen Fältchen um seine Augen ließen erkennen, das er älter geworden ist.

In letzter Zeit war es wirklich anstrengend, aber Dave brauchte einfach noch viel Zeit um sich wieder an alles zu gewöhnen.
Zum Beispiel als er heute morgen in ein Toast mit Frischkäse biss, sah er aus als wäre es das beste der Welt. Diese Momente zeigten mir wieder, was er durch gemacht haben muss und wie ich ihn bewunderte.

Dave's Sicht

Erleichtert presste ich meinen Mund auf Emily's Lippen. Ich war gerade aus der Dusche gekommen, nur mit einem Handtuch untenrum bekleidet. In dem Moment kam Emily herein, starrte mich einerseits liebevoll, andererseits erschrocken an. Man konnte es ihr nicht verdenken. Mein Oberkörper bestand aus etlichen vernarbten Wunden.
Ich selbst musste erst noch damit klar kommen. Aber überraschenderweise kam sie nach dem ersten Schock auf mich zu und hatte die Hände um meinen Nacken geschlungen. Anders als in meinem Traum auf der Insel, fande es Emily gar nicht so schlimm. Sie sah eher traurig aus. Wahrscheinlich fragte sie sich, warum gerade mir sowas wiederfahren musste.
Auf jeden fall liebte ich sie nur noch mehr, dafür, dass mein Äußeres sie nicht abschreckte und öffnete mit meinen Lippen ihren Mund.
Unsere Zunge verschmolzen genauso wie unsere Körper miteinander und ich verlor mich ganz in meiner Liebe des Lebens.

Als meine Hände auf ihren Hüften lagen und sie mich mit so viel Ehrlichkeit und Liebe anstrahlte, wusste ich, dass all die Qualen auf der Insel sich gelohnt hatten. Nur um hier mit ihr zu sein.

Der Flugzeugabsturz und die Insel hatte mein komplettes Leben verändert. Alles war anders und schreckliche Dinge waren geschehen, aber eins war so geblieben wie es war:
Emily und ich.
Unsere Liebe zueinander konnte niemand unterbrechen und absofort würde uns niemals wieder etwas trennen können...
Unsere Liebe überstand alles.

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