Emily's Sicht
Ich hatte Jakob in meinem ganzen Leben nur noch ein mal gesehen. Letzte Woche Montag. Überraschenderweise hatte er einem Treffen zugestimmt, indem ich ihm von Dave und allem von den letzten Jahren erzählte. Er hatte es verdient, die Wahrheit zu hören. Als er von dem überlebten Flugzeugabsturz hörte, wirkte er sehr bestürzt aber die Sache mit Dave hatte er sich schon selbst etwas zusammen gereimt.
Außerdem entschuldigte ich mich noch zehn mal und obwohl wir beide Tränen in den Augen hatten, trennten wir uns im Guten. Zum Abschied umarmte Jakob mich. "Danke für die schöne Zeit mit dir..." sagte er mit brüchiger Stimme.
Zur Antwort vergrub ich meine Hand in seinem blonden Haar und drückte ihn noch einmal fest. Ich konnte nichts mehr sagen, meine Kehle war wie zu geschnürt.
Nach den Treffen war ich auch traurig, das die Zeit mit Jakob vorbei war, aber ich fühlte mich auch seltsam befreit.*
Ich lag weinend auf dem Sofa und starrte mit verweinten Augen auf eines meiner Lieblingsbilder von mir und Dave. Er hatte mir einen Antrag gemacht und den Verlobungsring dran gemacht, während ich vor Glück weinte und er mich liebevoll ansah.
Heftige Schluchzer schüttelten mich und die Trauer um Dave konnte niemand lindern.
In den ersten 2 Monaten nach der Trennung musste ich auch noch mit einem beklemmenden und ziehenden Herzen wegen Jakob klar kommen, aber das hatte sich nun endgültig gelegt. Jakob würde noch seine Traumfrau finden. Ich war es nicht.
Ich liebte Dave.Mühsam riss ich mich zusammen und unterdrückte weitere Tränen, um aufzustehen. Wie ein Zombie lief ich einen Stockwerk nach oben und hielt mich dabei am Geländer fest, um nicht die Treppe rückwärts hinunter zu fallen. Vom Weinen hatte sich ein weißer Schleier vor meinen Augen gebildet und ich musste mich schon richtig zwingen weiter zu gehen.
Ich holte noch einmal tief Luft und öffnete die Tür zu Dave's Privates Zimmer und ging zu seinem Kleiderschrank.
Alles sah so aus, wie als wir zum Urlaub aufgebrochen sind. Ich hatte nichts von seinen Sachen weg geschmissen. Alles war noch da.
Ich kramte in seiner Schublade und nahm mir einen grauen Pulli raus. Es war nur natürlich, dass sein Geruch nach über 4 Jahren schon längst verflogen war, aber mein Herz zog sich trotzdem schmerzhaft zusammen.
Neue Tränen strömten über meine Wange und bei dieser Depressiven Phase half nur noch schlafen. Vorausgesetzt, dass ich keinen Albtraum hatte.
Den Pulli hielt ich dicht vor meine Nase und drückte ihn in mein Gesicht und rollte mich ganz klein zusammen.
Dann weinte ich weiter jede Tränen, die um Dave geweint werden musste.Dave's Sicht
Das Floß war nicht ganz so stabil wie gedacht, aber es schwamm und hielt mein Gewicht, was schon mal gut war.
Ich stellte das 'Segel' so ein, dass der Wind das Floß voran trieb, weg vom Ufer der Insel. Das war aber gar nicht so leicht wie gedacht, da die riesigen Wellen mich immer wieder zurück trieben. So kam das Floß nur sehr langsam voran und verzweifelt versuchte ich mit den Armen mit zu paddeln, was aber natürlich nichts brachte. Ich kam kaum von der Stelle!
Das würde auf offener See bestimmt besser werden, aber erst einmal musste ich die unüberwindbaren Wellen, die sich an der Küste brachen, hinter mir lassen.
Nach einer gefühlten Stunde war ich endlich etwas weiter voran gekommen, da der Wind aufgefrischt hatte, wodurch aber auch die Wellen höher wurden.
Eine kam bedrohlich auf mich zu und schwappte über das Floß, wodurch ein paar meiner Essens Reserven ins Meer gezogen wurden.
Meine Kehle war rau und meine Augen brannten wegen dem Salzwasser und der Hitze.Ich war etwa 500 Meter von der Küste entfernt, als ein Knacken unter mir ertönte. Das Holz hielt die Belastung nicht aus. Ich versuchte noch was zu retten, aber da überrollte mich auch schon die nächste Welle und ich fand mich im Wasser vor. Die Wellen waren einfach zu hoch, um mit einem selbstgebauten Schiff darüber zu kommen.
Ich schmeckte Salz im Mund und versuchte prustend einen Überblick zu bekommen. Neben mir trieben die Reste des kaputten Floßes und ein paar Früchte. Super!!
"AAAARRRRGGGG" schrie ich wütend so laut wie ich konnte und warf den kaputten Masten meines Floßes weg.
Warum konnte nicht einmal etwas klappen!?!?!? Mein nächster frustrierter Schrei wurde von einer erneuten Welle erstickt. Als ich nach Luft schnappen auf tauchte, rollten plötzlich die grauenhaften Bilder des Flugzeugsabsturzes über mich herein. Ich konnte mich noch genau an das Gefühl erinnern, als ich dachte, dass Emily tot wäre, als ich sie an die Wasseroberfläche gezogen hatte.Während ich weiter mit den Armen ruderte um nicht unter zu gehen, liefen mir zu allem Überfluss auch noch die Tränen in Sturzbächen übers Gesicht.
Schluchzend wand ich mich zu dem verschwommenen Ufer der Insel.
Erst hatte ich schon vor mich selbst ertrinken zu lassen, aber dann wären meine Bemühungen der letzten endlosen Zeit auf der Insel umsonst gewesen, also ließ ich mich von den Wellen wieder so nah wie möglich an Land spülen und schwamm die letzten Meter.Schluchzend lag ich im seichten Wasser und fühlte mich um Jahre zurück versetzt, als ich hier gestrandet war.
Flucht war zwecklos.
Von dieser Insel kam man nicht herunter.
Nie.
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Gestrandet
AdventureDies ist die tragische Liebesgeschichte von Dave und Emily. Ein Unglück trennt das verliebte Pärchen 5 Jahre voneinander. In dieser Zeit kann sich viel verändern und Emily muss mit dem Gedanken leben, dass Dave tot ist. Dave lebt aber. Nur, wie lang...