Kapitel 23

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Jetzt hat es Dave bald geschafft, aber es gibt noch ein paar Kapitel :) ♡

Dave's Sicht

3 Jahre später

Manchmal redete ich mit dem Möwen.
Ich wusste selbst, dass ich nach all den Jahren total abgestumpft war.
In der Nacht konnte ich wegen den Albträumen nicht schlafen und am Tag blickte ich mit leeren Augen vor mich hin.
Mittlerweile hatte ich mir einen Unterschlupf in der Nähe des Baches im Dschungel gebaut und lagerte meine Essensvorräte in der Höhle, bei den Klippen.
Ich kam gerade von dem Unterschlupf im Dschungel, da es heute besonders heiß war und sah gerade noch, wie die Sonne immer tiefer sank und die Insel in ein rötliches Licht tauchte.

Wie so oft in den letzten Monaten sah ich beim Sonnenuntergang aufs Meer hinaus.
Täglich wartete ich eigentlich förmlich nur darauf, weil es das schönste und der einzige wundervolle Moment auf dieser Insel war. Irgendwie war es auch tröstlich zu sehen, wie der Tag in die Nacht überging und das Meer orange schimmerte.

So saß ich da, mit den Füßen im Sand vergraben, bis die Dämmerung vorbei war und der Himmel langsam schwarz wurde.
Ich stand gerade auf und wollte mich auf zu den Klippen machen um schlafen zu gehen, da sah ich draußen auf dem Meer ein paar Lichter. Wie erstarrt blieb ich stehen und sah genauer hin.
Waren die Lichter nur wieder eine meiner Halluzinationen??
Ich kniff die Augen noch weiter zusammen und erkannte deutlicher mehrere Lichter auf dem Wasser.
Das war echt.
Es sah aus wie ein Schiff. Es schien an der Insel vorbei zu fahren. Kaum zu glauben, da war wirklich ein echtes, reales SCHIFF. Ich konnte es kaum fassen, aber Hoffnungen machte ich mir kaum. Es war ziemlich weit weg und würde nur wegen mir bestimmt nicht seinen Kurs ändern.
Aber ich musste es versuchen.
Voller Hektik rannte ich zu dem Felsen und ging in die Höhle, wo ich vorsorglich immer etwas Holz lagerte.
Fast schon panisch stapelte ich es unordentlich im Sand, nahm meinen Stock, mit dem ich immer Feuer machte und rieb ihn, bis eine Flamme entstand.
Ein Feuer war meine letzte Chance. In der Dunkelheit würde es gut zu sehen sein und dann müsste ich nur noch hoffen, dass die Passagiere auf dem Schiff es nicht für ein Waldbrand hielten.

Es dauerte auch nicht allzu lange, bis das Feuer größer wurde und hell in der Nacht leuchtete. Ich wedelte wild mit den Armen im Licht der Flammen und betete, dass mich jemand entdeckten würde.
Meine Nerven lagen blank als das Schiff immer näher kam und ich erkennen konnte, dass es ein Frachtschiff sein musste.
"HEY!!! HIIIIER! ICH BIN HIER!" brüllte ich so laut wie ich konnte und erkannte im Schein einer Lampe auf dem Schiff, wie ein Mann mit einem Fernglas zu mir herüber sah und dann unter Deck verschwand.

Meine Hoffnung sank. Kraftlos ließ ich mich mit den Knien in den Sand fallen und wollte gerade schon verzweifelt meine Augen schließen, als mehrere Leute auf das Deck rannten und das Schiff seinen Kurs änderte.
In Richtung Ufer der Insel.
Ich konnte es kaum fassen.
Endlich würde ich doch noch gerettet werden.
Das musste ein Traum sein....
Ich kniff mir in die Seite und spürte den Schmerz. Vor Freude, Glück und Fassungslosigkeit fing ich an zu weinen und vergrub halb lachend, halb heulend mein Gesicht in meinen Händen.

*
Die Besatzung des Schiffes hatten mich an Bord geholt und aufgeregt und entsetzt auf mich eingesprochen, aber sie sprachen irgendeine andere Sprache, die ich nicht kannte.
Ständig murmelte ich "Wasser...", aber es dauerte eine Ewigkeit, bis einer der Männer mich verstand und mir eine Wasserflasche an den Mund hielt.

Jemand von ihnen musste bei meinem schlechten Gesundheitszustand den Notruf gewählt haben, denn in meinem benommenen, halbwachzustand konnte ich gerade noch rotierende Hubschrauberblätter hören, bevor ich weg driftete.
Es war gerade einfach alles zu viel. Meine Gefühle überwältigen mich und ich konnte das alles noch gar nicht richtig realisieren.
Die Leute hätten alles mit mir machen können und mir wäre es egal gewesen. Hauptsache ich kam von dieser Insel weg.
Vor mir waren reale, echte MENSCHEN. Ich konnte es kaum fassen.

Ich kam erst wieder etwas zur Besinnung, als ich im Hubschrauber auf einer Pritsche lag und mich ein Mann auf Englisch nach meinem Namen fragte.
Ich musste kurz selbst überlegen und flüsterte dann mir rauer Stimme. "Dave...."
Noch länger dauerte es, bis mir mein Nachname einfiel. Auf der Insel waren Namen und Wörter unrelavant.
Mein Medizin Studium hingegen war sehr hilfreich. Keine Ahnung ob ich ohne es überhaupt überlebt hätte.

Das nächste Mal, als ich wieder meine Umgebung wahrnahm, hörte ich etwas piepsen und mein Untergrund wackelte. Anhand vom Geruch erkannte ich, dass ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde und ein Zimmer bekam.

Von zwei Männern in Uniform, die mich fragten, wie ich auf die Insel kam, erfuhr ich, dass ich im Krankenhaus in San Diego war.
In nur wenigen Sätzen erklärte ich kurz und knapp von dem Flugzeugabsturz von vor...ja, wie lange war das her?
"Welch...." Ich räusperte meine Stimme. "Welches Datum haben wir??"
Als ich erkannte, dass ich ganze verdammte 5 JAHRE auf der Insel gelebt hatte, war ich mehr als geschockt und mir blieb die Luft weg. Natürlich wusste ich, dass es eine lange Zeit war und für mich hatte es sich sogar noch länger angefühlt, aber dann bestätigt zu bekommen, dass man wirklich 5 Jahre völlig abgeschottet verbracht und sehr viel verpasst hatte-das war noch etwas ganz anderes.
Mittlerweile musste Aiden schon lange mit seinem Studium fertig sein und Fiona endgültig erwachsen....

Die Männer wollten aufgeregt alle Einzelheiten meines Aufenthalts auf der Insel erfahren, wahrscheinlich würde das eine rießen Story werden, aber ich fragte nur ständig nach einer Person. Emily.
"Emily Brown. Lebt sie noch? Können sie mir bitte sagen, ob sie damals gerettet wurde?? BITTE!"

Sie wollten eine ganze Menge Untersuchungen bei mir anstellen, aber ich konnte meine Unruhe und Panik einfach nicht im Griff halten, bis mir jemand sagte, ob Emily das Unglück überlebt hatte. Vorher war mit mir nichts anzufangen.
Niemals hatte ich erwartet lebend von dieser Insel herunter zu kommen. Und doch war es jetzt passiert. Das war kein Traum. Zum ersten mal nach 5 Jahren spürte ich einen unglaublich weichen Bettbezug unter mir und hörte die ganzen summenden Geräusche der Gespräche der vielen Leute. Alles drang auf einmal auf mich ein. Das war so ungewohnt für mich, ich hatte mich einfach schon an die Stille und Ruhe der Natur gewöhnt.

Nach mir endlos erscheinenden Minuten oder Stunden kam ein Beamter auf mich zu, in der Hand eine Akte.
"Wie schön zu hören, dass sie am Leben sind Sir. Sie wurden für tot gehalten...
Außer ihnen haben nur 4 Personen überlebt..."
Sofort hatte er meine volle Aufmerksamkeit.
"Eine gewisse Emily Brown..."
Bitte, BITTE lieber Gott... bitte...jetzt wo ich alles überstanden hatte, MUSSTE sie einfach noch am leben sein. Wenn nicht, dann würde ich zerbrechen. Endgültig.
"....ist leider nicht unter den Überlebenden. Es tut mir so leid."
Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

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