Kapitel 21

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Emily's Sicht

Ich weinte mich bei Lisa aus.
"Ich kann einfach nicht Dave's und meine Wohnung aufgeben!" heulte ich, während sie mich in den Arm nahm. Vorhin hatte ich ihr von meinem Gespräch mit Jakob vor 2 Tagen erzählt. Jakob hatte in der Zwischenzeit nicht mehr bei mir vorbei geschaut, aber mir eine SMS geschickt, in der stand, das ich mich melden sollte, wenn ich reden wollte und das es auch okey sei, wenn ich mir erst noch Zeit lassen wollte, mit dem zusammen ziehen. Das wir nichts überstürzen mussten.

Nur sollte sich eigentlich gar nicht die Frage stellen, ob ich mit so einem wundervollen Mann wie Jakob zusammen ziehen wollte oder nicht. Ich hätte sofort freudestrahlend Ja sagen müssen. Und das machte mir zu schaffen. Die Vergangenheit holte mich wieder ein und dabei bekam ich Dave einfach nicht aus dem Kopf. Er war und wird immer ein Teil von mir sein.

"Ich kann das einfach nicht...!" schluchzte ich und Lisa strich mir mitfühlend über den Rücken. "Nach all den Jahren?"
"Ja, immer..." flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme.
"Ach Süße....aber du wirst dich so nie wieder an einen Mann binden können...."
" Will ich aber vielleicht gar nicht. Das bin ich Dave auch schuldig. Er wird immer bei mir sein, ich werde ihn nie los lassen können"
Seufzend sah Lisa mich an. "Aber dann....dann ist es nicht fair gegenüber Jakob."
"Ich weiß...." flüsterte ich und wusste plötzlich was zu tun war.
Lisa hatte recht. Ich wollte Jakob nicht länger ausnutzen, er hatte jemand besseres verdient. Ich hatte Jakob jede Sekunde, die ich mit ihm verbracht hatte geliebt, aber nie so sehr wie Dave. Und daran konnte ich leider auch nichts ändern.

2 Tage später machte ich mit Jakob Schluss. Ich sagte es ihm vor seinem Haus. Er bat mich herein und schien sich zu freuen mich zu sehen, aber ich blieb draußen stehen. Ich durfte ihm nicht weiterhin Hoffnungen machen.
Also riss ich mich zusammen, schluckte und sagte leiser als sonst:
"Ich kann das nicht mehr. Es tut mir so leid..." Es konnte so nicht weiter gehen.
Ich wusste, dass ich es nicht bereuen würde, weil es besser so war. Die Zeit mit Jakob war wunderschön, aber ich hatte einen Fehler gemacht. Ich war noch lange nicht über Dave hinweg.
Verständnislos und mit einem unsicheren Funkeln in den Augen suchte er meinen Blick. "Was kannst du nicht mehr?"
"Das mit uns.
Das ist mir in den letzten Tagen immer klarer geworden. " Seine Augen glänzten verräterisch und er sah mich traurig an. "Was??? Warum!?" fragte er entsetzt und griff nach meinen Händen, aber ich entzog sie ihm.
"Wenn es wegen dem zusammen ziehen ist, ich wollte dir keinen Druck machen, wir müssen nicht..."
"Es ist nicht deswegen. Jakob du hast nichts falsch gemacht. Ich will dich nicht benutzen. Du hast eine bessere als mich verdient...." sagte ich traurig und wich einen Schritt zurück, als er auf mich zu kam. "Ich will aber keine andere als dich!"
Ich redete einfach weiter. "....eine die dich zu 100 Prozent liebt. Eine Hälfte meines Herzens wird immer einem anderen gehören..."
"Emily...bitte." Ich konnte es fast nicht ertragen ihn so traurig zu sehen, aber ich konnte ihm nicht das geben, was er wollte. Ich konnte mir keine Familie oder sonstiges mit ihm vorstellen. Das konnte ich nur mit Dave. Ich hatte es viel zu spät erkannt. Es war alles meine schuld. Er war meine große Liebe und ich dachte, dass könnte ich jemals verdrängen. Aber das ging nicht. Vorallem weil wir unter solchen drastischen Umständen urplötzlich voneinander getrennt wurden.
"Jakob ich liebe immer noch jemanden, mit dem ich vor Jahren Schluss gemacht habe. Ich dachte ich komme von ihm los, aber ich kann es nicht."
Traurig sah er mich an und griff abermals nach meiner Hand.
"Es tut mir so leid...." sagte ich ehrlich wehmütig, zog langsam meine Hand aus seiner und ging in die entgegengesetzte Richtung. "Machs gut....du bist einer der tollsten Personen, die ich je kennen gelernt habe und ich weiß das du so etwas wirklich nicht verdient hast....es tut mir leid...."
Ich sah ihm noch einmal in die blauen Augen und ging dann betrübt nach Hause.
Dave's Sicht

Die letzten Wochen hatte ich weiter vor mich herum gegammelt. Wie so oft badete ich mich in Selbstmittleid, hoffte das ich nicht verrückt wurde, trauerte um Sunny, um Emily und dann um meine Familie und alles, was ich vor so langer Zeit verloren hatte.
Das einzig positive an diesen Tagen war, das meine Wunde endlich endgültig verheilt war. Aber wirklich positiv war das auch nicht. Eine riesige, hässliche Narbe zog sich jetzt von kanpp unterhalb meines linken Schulterblattes bis zur Hüfte. Aber Schönheitsfehler waren für mich schon lange nicht mehr das größte Problem.
Hier ging es Tag täglich ums überleben.

Und ich hatte entschieden, dass ich hier nicht weiter tatenlos herum sitzen würde.
Entweder würde ich in den nächsten Tagen sterben oder endlich von dieser verfluchten Insel herunter kommen.

Innerhalb des letzten gesamten Jahres und die restliche ganzen Zeit, die ich hier fest saß, hatte ich es immer als Geschenk angesehen, auf dieser Insel gestrandet zu sein. Aber immer häufiger kam der Gedanke in letzter Zeit auf, ob es sogar nicht noch quälender war, ständig hier so ums überleben zu kämpfen, einsam und verlassen, anstatt damals einfach auf dem Meer zu sterben.
Nein, das war so kein Leben. Entweder würde ich bei dem Versuch zu entkommen drauf gehen oder nicht. Aber ich musste etwas tun. Es VESUCHEN.

Mit meinem selbst gebastelten und angespitztem Messer, das aus einem großen Stein bestand, fing ich an Äste und kleinere Bäume zu fällen. Die Arbeit war mühselig, kraftauftreibend und ging nur langsam voran, aber das machte mir nichts aus. Zeit war hier das einzige, dass ich im Überfluss hatte.

Ich brauchte ganze zwei Wochen, um mein behelfsmäßiges Floß zu bauen. Zwischen drin musste ich immer wieder Pausen machen, weil mein Körper einfach nicht mit machte. Das lag nicht an meiner früheren Wunde an der Seite, sondern einfach weil mein Körper total abgeschlafft war und ich extrem abgemagert aussah, was unter anderem an der Nahrung lag. Hier gab es halt immer nur so viel zu Essen, um gerade so über die Runden zu kommen.

Ich machte mir den riesigen Dschungel mit den ganzen Pflanzen zu nutze und befestigte die Holzstämme aneinander und nutzte das Fell eines größeren Tieres, dass ich mal erlegt hatte, als Segel.
Nachdem mein selbstgebautes mini Schiff fertig war, machte ich mich auf die Suche nach meinem Rucksack. Es war dumm ihn einfach vor Monaten im Dschungel liegen zu lassen, aber in dem Moment hatte ich einfach keine Wahl. Ich glaubte noch zu wissen, dass ich ihn in der Nacht des Tiger Angriffes zurück gelassen hatte. Vage konnte ich mich noch erinnern, dass das in der Nähe der Wasserstelle irgendwo gewesen sein musste und machte mich einfach auf die Suche. Ich erwartete nicht wirklich ihn zu finden und irrte in dem mir langsam vertrauten Dschungel herum. Aber wie gesagt: Zeit hatte ich genügend.

Tatsächlich fand ich die Stelle nach 3 Tage suchen und entdeckte den etwas vermoosten Rucksack unter Gestrüpp. Ein kleines Triumph Gefühl, was aber nicht lange hielt, stellte sich bei mir ein und ich machte mich langsam wieder auf den Weg zum Strand, mit einem kleinen Zwischenstopp an dem Bach.
Den veralteten Rucksack stattete ich dort mit großen Blättern innen aus, sodass das Süßwasser nicht so schnell heraus sickern konnte. Nachdem ich den Rucksack am Bach mit Wasser aufgefüllt hatte, ging ich zum Strand zurück und war zufrieden, dass nur ein paar vereinzelte Wassertropfen ihren Weg aus dem Rucksack fanden.
Diesen schnallte ich auf mein Floß und ging dann zu der Höhle bei den Klippen um meine spärlichen Vorräte an Essen zu holen. Darunter waren ein paar Bananen, die ich vor ein paar Tagen gepflückt hatte und zum Beispiel auch die leckeren Früchte, die ich mal im Dschungel gefunden hatte.
Mit einem Blick zu den Felsen, die mit Strichen, die die Tage anzeigten, die ich hier schon auf der Insel festsaß, übersät waren, drehte ich mich um und befestigte alles gut am Floß. Ich hoffte, dass ich diese Felsen nie wieder sehen musste.
Als die Sonne fast am höchsten Punkt stand, ließ ich das Floß ins Wasser und kletterte darauf und machte mich daran von dieser Insel herunter zu kommen.

Hii, ein neues Kapitel! :)
Könnt ihr Emily nachvollziehen?
Wie gefällt es euch?

Nina♡

GestrandetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt