Kapitel 24

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Dave's Sicht

Ich war schon kurz davor die Fassung zu verlieren, da redete der Mann weiter. "Ich will ihnen keine Hoffnungen machen, aber hier steht eine Emily, nur mit dem falschen Nachnamen. Emily Hutchon..."
Mit offenem Mund starrte ich ihn an.
Dann brach ich in Freudentränen aus. Ich lachte und weinte gleichzeitig und es war gut möglich, dass umstehende mich für verrückt hielten, aber das war mir scheißegal.
Meine Emily hatte bei ihrer Rettung meinen Nachnamen genannt. So als hätten wir schon geheiratet.
Um mein Andenken zu wahren.
Vor Rührung, Freude und Erleichterung konnte ich gar nicht mehr aufhören Tränen zu vergießen.
Fünf beschissene Jahre hatte ich mit der Ungewissheit leben müssen, ob es meiner Emily gut ging.

Vor Glückseligkeit umarmte ich den Mann sogar und ließ meine ganzen Narben und Rückstände meiner Verletzungen mit einem breiten Lächeln im Gesicht untersuchen.

Emily's Sicht
Ich summte unter der Dusche und wusch das Shampoo aus meinen Haaren. Fast hätte ich das Klingeln des Telefons nicht gehört, da das Wasser so laut plätscherte.
Erst überlegte ich gar nicht ran zu gehen-so wichtig konnte es gar nicht sein.
Da es mich aber nervte, wickelte ich mich seufzend in ein Handtuch und lief schnell zum Hörer.
"Ja???"
Es war eine Männerstimme, die ich nicht kannte. Aber die Nachricht, die er mir überbrachte, ließ mein Herz für einen kurzen Moment aussetzten.
Das musste ein Scherz sein.
Musste einfach.
Ich wagte es gar nicht zu hoffen. Aber der Mann auf der anderen Seite der Leitung sprach ernst und seriös.
Als die Information endlich an meinem Gehirn ankam, ließ ich achtlos das Telefon auf den Boden fallen und vergrub fassungslos mit Tränen in den Augen mein Gesicht in den Händen.

*

"WAS IST DENN JETZT SCHON WIEDER LOS LUKA-"
Als meine beste Freundin mein knallrotes, tränenüberströmtes, aber lachendes Gesicht sah, verstummte sie sofort und sah mich verwirrt an. "Emily...?"
"DAVE! Dave IST WIEDER DA!!!!" schluchzte und lachte ich gleichzeitig. Meine Gefühle sprudelten über und ich warf mich in Lisas erstaunte Arme und schluchzte vor Freude ihr Oberteil nass.
"Er ist am leben..." flüsterte ich.
"Wie...wie kann das sein?" stammelte sie überrascht und ungläubig.
"Ich habe einen Anruf bekommen. Er wurde auf einer Insel gefunden." hauchte ich mit glitzernden Augen und konnte es immer noch nicht fassen das mein geliebter Dave lebte. Er war nicht tot. Ich würde ihn bald sehen. Leibhaft und lebendig. Mit eigenen Augen.
Heute war der beste Tag in meinem ganzen Leben.

Dave's Sicht

Mein Blut wurde untersucht, ich wurde gemessen, gewogen und für unterernährt befunden.
Was für ein Wunder.
Ich wurde noch weiter ausgefragt, wie ich überlebt hatte, aber ich wollte nicht an die düstere Zeit zurück denken. Jetzt konnte es nur noch bergauf gehen und die Leute würden sowieso nicht verstehen, wie hart es war WIERKLICH dort gewesen zu sein. Deswegen war ich auch froh, dass die Reporter und sonstige Leute, die etwas von meiner Rückkehr aufgeschnappt hatten, von dem Krankenhaus fern gehalten wurden.
Meine Familie hatte natürlich zuerst erfahren, dass ich noch lebte. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, was für Schmerzen sie wegen mir geweint haben mussten.
Ich rief sie sogar selber an. Mein Herz raste vor Nervosität und angst. Ich hätte nie gedacht jemals wieder mit jemandem von ihnen zu sprechen...
Meine Mutter ging ran und konnte erst gar nicht fassen, dass es meine Stimme war. Als ich ihr erzählte, das ich zurück war, weinte sie unaufhörlich und stammelte irgendetwas wie: "wir haben dich beerdigt....beerdigt..."
Mein Anruf hatte sie total überrumpelt und aus der Fassung gebracht. Sie versprach überglücklich sofort Aiden und Fiona zu informieren und das sie auf dem Weg zu mir waren. Vorerst musste ich noch zur Beobachtung, ob mit mir alles ok war, im Krankenhaus bleiben. Mit meiner Familie würde ich dann wieder zurück nach San Francisco reisen.

Emily hatte schon irgendein Beamter vom Staat benachrichtigt. Ich konnte sie einfach nicht anrufen. Obwohl ich so gerne ihre Stimme gehört hätte und vorallem nichts lieber auf der Welt wollte, als sie zu sehen. Aber meine anfängliche Euphorie wurde schlagartig gedämpft, als ich etwas Zeit für mich hatte und über unser Wiedersehen nach dachte.
Auch bei ihr waren 5 Jahre vergangen. Sie dachte ich würde nie wieder zurück kommen. Das muss ihr das Herz gebrochen haben. Aber irgendwie musste sie weiter leben und in 5 Jahren konnte sie sich selbst sehr verändert haben. Vielleicht erkannte ich sie nicht mal wieder. Und sie hatte ein ganz neues Leben. Ohne mich.
Was war, wenn sie mich nicht mehr liebte?
Ich wusste, dass sie das immer hatte, aber es war so viel Zeit vergangen und ich konnte ihr es nicht einmal verübel, wenn sie nun einen Mann hatte und vielleicht sogar schon Kinder. Nun war sie schon 29 und da war es höchst wahrscheinlich, das sie ein Leben ohne mich aufgebaut hatte.
Ständig war ich so naiv-so optimistisch-dass wenn ich heim kommen würde, Emily auf mich wartete.
Diese Erkenntnis war mehr als nur ein Schlag in den Magen. Als mir gesagt wurde, dass sie ebenfalls auf dem Weg her war, hätte ich ausflippen müssen. Aber ich hatte Angst, dass die Emily, die ich liebte, weg war.
Das ich Ihr nichts mehr bedeutet.
Mit dem Gedanken würde ich nicht leben können. Dann wären meine ganzen Bemühungen für sie am Leben zu bleiben um sonst.
Ein Leben ohne Emily konnte und wollte ich mir nicht vorstellen.

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