Kapitel 26

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Aiden versuchte mich abzuschirmen und Emily griff nach meiner Hand und zog mich weg. Ein Blick in ihre Augen und mir ging es wieder etwas besser. "Komm..." sagte sie leise und zog mich durch die Menschenmassen. Alleine die Wärme, die ihre Hand ausstrahlte, lenkte mich so ab, dass ich mich nur auf sie konzentrierte.

Am San Diego Flughafen angekommen, erfasste mich aber erneut eine Welle aus Verzweiflung.
"Ich kann nicht mit dem Flugzeug fliegen..." murmelte ich immer wieder und sogar nach 5 Jahren hatte ich die Bilder des Absturzes nur allzu genau im Kopf. Der Unfall, der mein ganzes Leben verändert hatte.

Kurz bevor unser Gate geöffnet wurde, zog mich Emily auf die Seite.
Schweißperlen standen auf meiner Stirn.
"Wie hast du es nur hier her geschafft?" flüsterte ich fassungslos.
In ihren Augen herrschte die selbe Angst wie meine und sie konnte mich von allen am besten verstehen.
"Gar nicht. Ich hab Schlaftabletten bei der Anreise genommen. Ohne dich hätte ich es niemals durchgehalten wieder in so einer Maschine zu sitzen. Alles kam wieder hoch. Ich hatte nicht mal zu träumen gewagt, dass es wirklich du bist als ich her geflogen bin, bis ich dich gesehen habe.
Aber jetzt sind wir wieder zusammen. Wir schaffen es gemeinsam." versuchte sie mir eindringlich ein zu reden.

Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch. "Emily was ist jetzt eigentlich mit uns? Hast du eine Familie? "
Liebevoll sah sie mich an und als sie den Kopf schüttelte fiel ein Riesen Stein von meinem Herzen.
"Bitte lass uns das Zuhause klären. Jetzt fliegen wir erst wieder zurück. In unsere Wohnung. "
Alleine die Tatsache, dass sie unsere sagte, ließ mein Herz einen freudigen Hüpfer machen.
Also nickte ich und händchenhaltend liefen wir zum Gate, wo Aiden auf uns wartete. Die anderen fuhren schon zum Flugzeug. Allein der Gedanke daran ließ mir die Galle hoch steigen, aber Emily drückte meine Hand und so bekam ich meine Panik Attacke in den Griff.

Beim Einsteigen in die Maschine hatte ich ein flaues Gefühl im Magen und nahm beim Start doch noch zur Sicherheit eine Beruhigungstablette.
Emily saß neben mir und wir leisteten uns gegenseitig beistand, während meine geliebte Schwester neben mir saß und mich versuchte abzulenken.
Sie erzählte mir, was in der Wirtschaft passiert war und wie sich die Politik geändert hatte und schwärmte von ihrer Tochter Bea, doch ich hörte gar nicht richtig zu. Ich war nur darauf fokussiert diesen Flug zu überstehen.

Im Vergleich dazu, was ich die letzten Jahre durch gemacht hatte, würde ich es auch noch schaffen. Diesmal gab es einen grundlegenden Unterschied. Ich war nicht allein.
Emily saß neben mir und hatte ihre Hände fest mit meinen verflochten.

*
Tatsächlich schaffte ich es nach endlosen, grausamen Minuten oder auch gefühlten Stunden nach San Francisco.
Meine Eltern wollten eigentlich noch so viel Zeit wie möglich mit mir verbringen, aber ich war völlig am ende von den ganzen Eindrücken erschöpft, sodass sie nach Hause fuhren, da der Arzt auch meinte, dass ich unbedingt Ruhe und ein sicheres Umfeld brauchte.
"Ich dachte ich hätte dich für immer verloren...." murmelte Aiden und klopfte mir auf den Rücken bei unserer Umarmung.

Als Fiona mich weinend umarmte, sagte sie zwischen ihren Tränen, dass ich unbedingt bald bei ihr, Zac und Bea vorbei schauen sollte.
Sie taten alle so, als würden wir uns erst wieder in Monaten sehen, dabei war es nur ein Abschied über die Nacht.
Aber es ging mir genauso.
Jetzt, da man so lange von all den Leuten, die man liebte, getrennt war, schätzte man es nur umso mehr, wenn alle beisammen waren und es jedem gut ging.

Ich stieg in Emily's Auto und sie fuhr los.
Während der Fahrt schiegen wir und jeder hing seinen Gedanken nach. Ich fragte mich, wie die Zukunft jetzt wohl aussehen würde und Emily musste wohl etwas ähnliches Gedacht haben, als sie vor unserer Wohnung hielt. Die Tatsache, dass es die Wohnung, mein ZUHAUSE noch gab, machte mich froh.

Emily schnallte sich ab und sah mir dann in die Augen.
"Dave?"
Abwartend sah ich sie an und staunte wieder, wie hübsch sie aussah. Ab sofort würde ich sie ununterbrochen einfach nur ansehen.
"Ich weiß das sich viel verändert hat, zwischen uns es sich geändert hat. Viel ist passiert.
Aber haben sich deine Gefühlen für mich etwas geändert, magst du mich immer noch so wie früher?"
Ernst sah ich ihr in die Augen und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Emily ich mag dich nicht nur, ich liebe dich. Noch viel mehr als jemals zuvor. "
Mit glänzenden Augen und einem strahlenden Lächeln auf den Lippen wollte sie sich vorbeugen und mich küssen aber ich wich zurück.
Ein verletzter Ausdruck huschte über ihr Gesicht und sie drehte sich weg. Sofort legte ich einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie mich anzusehen.
"Die Frage ist eher, ob du noch mit mir zusammen sein willst.
Die Zeit auf der Insel war hart und hat mich geprägt und ich habe viele schlimme Dinge getan. Wofür ich mich sogar jetzt noch hasse. "
Emily unterbrach mich eindringlich: "Ja, um zu ÜBERLEBEN. Dave diese Dinge sind auf der Insel geblieben. Du musstest tun, was du tun musstest und ich bin froh, dass du so lange durchgehalten hast. Und es ist mir egal was du dort getan hast. Du bist wieder hier, bei mir. Von den Toten auferstanden. Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein.
Mit dir hier wieder wohnen. Das ist alles was ich will."
Bei uns beiden hatten sich schon wieder Tränen angesammelt und wir umarmten uns fest.
"Das ist auch alles was ich will. Was ich brauche." flüsterte ich und legte meine Lippen auf ihre.

An der Stelle wollte ich mal Danke♡ an alle Leser sagen! Ich freue mich über jeden einzelnen und auch über eure Votes!♥♥♥

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