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"Und bist du schon aufgeregt?" Mein Dad sieht mich erwartungsvoll an. "Und wie!", antworte ich ihm und das entspricht der Wahrheit.

Ich heiße Mila, bin 17 Jahre alt und hatte fast mein ganzes Leben lang kein richtiges Zuhause. Mein Dad war wegen seines Berufes sehr oft versetzt worden und da meine Mutter aufgrund ihres Berufes, sie war Schriftstellerin, sehr flexibel war sind wir eben mitgezogen.
Das gute daran war, dass ich so schon an sehr viele Orten war und dadurch schon vier Sprachen flüssig sprechen kann: Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch. Ich habe das Leben auf Achse geliebt. War auf sehr, sehr vielen, unterschiedlichen Schulen und habe überall sehr viele Erfahrungen gesammelt.
Mir fehlte nie ein Zuhause, denn dort wo meine Familie war, war mein zuhause. Kennt ihr diesen Spruch: Wenn du dir aussuchen könntest, wo du gerade sein möchtest, wäre es ein Ort, oder eine Person? Naja, viele Menschen antworten auf diesen Satz: Zuhause oder bei meinem Partner. Meine Antwort dagegen würde lauten: Bei meinen Eltern, denn egal wo wir sind, bei ihnen bin ich immer zuhause.
Klar, das wird sich jetzt anhören als wäre ich das totale Elternkind, aber ganz im Gegenteil. Ich glaube ich fühle genau so, weil meine Eltern immer versucht haben, dass es mir gut geht und dass ich auch viel darf. Ich habe regelmäßig die Schule besucht, so wie jeder andere auch, nur eben immer höchstens für ein bis zwei Jahre, bevor wir wieder umgezogen sind.

Natürlich war es für mich immer schlimm, wenn ich meine Freunde nach relativ kurzer Zeit schon wieder verlassen musste, aber so habe ich Freunde auf der ganzen Welt. Im Großen und Ganzen habe ich es also sehr genossen so viel unterwegs zu sein, doch das änderte sich schlagartig, als meine Mutter vor zwei Jahren plötzlich starb.
Für mich und meinen Dad brach unsere kleine Welt zusammen. Also beschloss mein Dad einen Antrag zu stellen, in dem er wünschte von seiner Arbeit bei einem festen Standort eingesetzt zu werden. Was ihm schließlich, nach längerem hin und her auch gelang.

Durch das viele Reisen hat mein Dad in den vergangenen 10 Jahren sehr viel Geld verdient, wodurch wir ein mehr oder minder großes Vermögen zusammen hatten. Dadurch konnten mir meine Eltern immer schon sehr viel ermöglichen, wodurch ich viele Vorteile hatte. Ich wurde bekannten Fotografen vorgestellt und hatte dadurch schon viele Modeljobs, ich habe schon immer sehr viele Klamotten und ich hatte Gesangs und Gitarren Unterricht, wobei mir meine Mutter das Gitarre spielen schon sehr früh beigebracht hat.
Seit dem Tod meiner Mutter sucht mein Dad für uns beide ein Haus, das in der Nähe von seiner neuen Arbeit liegt und wurde vor einem halben Jahr fündig.

Ich habe dieses Haus noch nie gesehen, denn mein Vater wollte immer, dass es für mich eine Überraschung wird. Er dagegen ist seitdem sehr oft bei unserem neuen Haus gewesen um es fertig einzurichten und nun ist es endlich so weit.
Eine Wochen bevor mein erster Schultag an einem neuen Gymnasium beginnt, ziehen wir endlich ein. Normalerweise kann ich nicht mitten im Jahr an einer Schule anfangen, aber da nun noch Juni und Juli vor den Sommerferien Unterricht ist, hat mein Vater - fragt mich nicht wie - klären können, dass ich am Unterricht teil haben kann.
Ich kann es kaum erwarten. Wir sitzen nun schon zwei Stunden in unserem VW - Bus, in dem wir schon so viel mir meiner Mutter erlebt hatten und sind immer noch nicht da. In diesem Moment fährt mein Vater an den Straßenrand und parkt. Ich sehe nach draußen und sehe nichts. Nein ernsthaft, da ist wirklich nichts. Nur Felder und ein paar einzelne Bäume.

"Wow, Dad. Ich muss schon sagen, unser neues Haus ist der Hammer. So offen. Aber Nasenbohren dürfen
wir da nicht, das würde ja gleich jeder sehen", sage ich belustigt. Mein Dad verdreht die Augen.
"Wir sind noch nicht da. Aber bald und deswegen...", er zieht einen Schal von der Rücksitzbank nach vorne und hält ihn mir vor die Nase.
"Das meinst du nicht ernst."
"Doch natürlich. Es soll bis zum letzten Moment eine Überraschung bleiben."
"Du weißt wie neugierig ich bin."
"Genau deswegen ja."
Er bindet mir den Schal um die Augen und testet ob ich noch etwas sehe.
"Du weißt, dass uns jeder der uns in unserer neuen Stadt so sieht, sofort für bekloppt hält oder?"
"Ja und du weißt, dass mir die Meinung anderer eigentlich schon immer egal war, da sie immer, egal wie
perfekt und vorbildlich man sich verhält etwas zu lästern haben."
Just in diesem Moment ertönt im Radio das Lied 'Lass die Leute reden' von den Ärzten. Mein Vater lacht laut auf.
"Siehst du die wissen es eben."

Er dreht das Radio laut auf und singt mit. Ja mein Vater singt. Und wie! Meine schöne Stimme habe ich von ihm und da Widerstand jetzt sowieso zwecklos ist, singe ich laut mit. Keine zehn Minuten später hält er erneut.
"Darf ich den Schal abnehmen?"
"Noch nicht, warte."
Kurz darauf höre ich wie er aussteigt und die Autotüre auf meiner Seite öffnet. Er hilft mir aus dem Auto und sagt:"Jetzt darfst du sie abnehmen."


Kiss me - Neuanfang mit Folgen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt