Rayn tritt noch einen Schritt näher und als ich zurückweichen will spüre ich die Wand in meinem Rücken. Er legt seine Finger an mein Kinn und zwingt mich so ihn anzusehen. Seine Augen sind so unergründlich.
"Wieso weinst du, Mila?"Er wischt mit einer Hand die Tränen sanft von meinen Wangen.
"Fragst du mich das gerade ernsthaft? Du hast mich gerade wieder einmal als billiges Flittchen bezeichnet, dass sich an seinen besten Freund ran macht."
"Es tut mir leid. Es ist nur... ."
Erwartungsvoll sehe ich ihn an, doch er scheint nicht zu wissen was er noch sagen soll.
"Was?"
Anstatt mir eine Antwort zu geben nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich sanft. Ich will ihm ja eigentlich widerstehen, aber ich kann einfach nicht. Er hat so eine unglaubliche Wirkung auf mich. Als wir kurze Zeit später den Kuss außer Atem beenden sehe ich ihm noch einmal in die Augen.
"Was sollte das jetzt wieder?"
"Ich weiß es auch nicht."
"Wieso machst du es dann, wenn du nicht weißt wieso?"
"Weil es sich so verdammt richtig anfühlt. Ich weiß doch auch nicht was mit mir los ist, du bringst mich total durcheinander. Seit du da bist ist irgendwie alles so anders."
"Anders im guten oder schlechten Sinn."
"Im guten natürlich, aber es ist alles so kompliziert. Ich habe mich überhaupt nicht mehr im Griff wenn ich in deiner Nähe bin."
"Was meinst du damit?"
"Du machst ich total verrückt, verdammt. Ich weiß nicht mehr was ich fühlen soll. Sobald du mit mir in einem Raum bist würde ich dich am liebsten küssen und gleichzeitig machst du mich dann wieder verrückt, so wie heute mit Finn."
War das gerade eine kleine Liebeserklärung? Ich stelle mich auf die Zehenspitzen gebe ihm noch einmal einen kurzen Kuss und flüstere ihm: "Geht mir mit dir genauso." ins Ohr. Dann drehe ich mich um und gehe zurück in mein Zimmer.
Ist das gerade wirklich passiert? Ich muss die ganze Zeit wie eine Gestörte grinsen. Kann dieser Tag noch besser werden?
In diesem Moment klingelt mein Handy, als ich ran gehe ertönt die Stimme meines Vaters.
"Mila?"
"Ja. Hey Dad. Was gibts?"
"Es gibt Neuigkeiten. Ich hoffe du freust dich."
"Schieß los."
"Wir haben doch letztens gemeinsam Fotos gemacht und naja. Ich habe mir erlaubt ein paar davon an gute Freunde zu schicken und nun haben wir zwei Anfragen für ein Fotoshooting für dich. Was sagst du dazu?"
Ich muss mich zusammenreißen, nicht zu kreischen.
"Ich freue mich total. Die erste Zeit nach Mams Tod hätte ich nicht weiter machen wollen, aber mir geht es mit der Zeit immer mehr ab vor der Kamera zu stehen."
"Na dann. Nächste Woche wäre das erste Fotoshooting für einen Katalog und übernächste dann das zweite für irgendwelche Urlaubsreisen ein Fotoshooting am Strand."
"Hammer Dad. Ich kann es kaum erwarten. Eine Frage habe ich noch. Ich habe mir doch meine Haare braun getönt Dad, aber ich hätte gerne wieder meine ursprüngliche Farbe. Wenn ich sie mir jetzt die Woche nicht töne, sondern wieder heller machen lasse, wäre das für dich oke?"
"Meinst du wieder so blond wie du sie zuvor hattest, oder so gold-blond wie sie von Natur aus sind?"
"Gold-blond."
"Natürlich habe ich nichts dagegn, die Haarfarbe steht dir total gut. Aber wo willst du dir das machen lassen? Das wird schwierig werden."
"Nein das wird gar nicht so schwierig. Dadurch, dass ich mir die Haare nur getönt und nicht gefärbt habe, klappt das sicher ganz gut."
Wir reden noch ein wenig bis ich schließlich müde werde und mich von meinem Dad verabschiede.
Am nächsten Morgen begrüßt mich Rayn im Frühstücksraum mit einem "Hey Süße." Ich lächle ihn an. Hoffentlich bekommt er jetzt auch noch seine Eifersucht gegenüber Finn in den Griff.
Nachdem er sich etwas zu Essen geholt hat, lässt er sich neben mich fallen.
"Und hast du gut geschlafen?"
"Ja, zwar nicht so gut wie bei dir, aber es ging."
Er lacht leise auf. Gott, ich liebe sein Lachen.
"Dann musst du nur heute Abend wieder zu mir kommen."
"Klar wenn ich darf?"
"Nichts lieber als das."
Ich lächle ihn an, da fällt mir mein Gespräch mit meinem Dad von gestern Abend wieder ein.
"Weißt du was gestern noch passiert ist", erzähle ich ihm ganz aufgeregt.
"Nein, aber du wirst es mir sicher gleich erzählen."
"Mein Dad hat mich angerufen und mir gesagt, dass er zwei neue Modeljobs für mich hat."
"Das freut mich für dich."
"Mir sind die Fotoshootings echt schon abgegangen."
"Das glaube ich dir."
Nach dem Essen verlief der Tag wie die vorherigen beiden Tage ab.
Als ich am Abend aus meinem Zimmer schleiche um zu Rayn zu gehen werde ich auf zwei Personen am Ende des Ganges aufmerksam. Die beiden stehen ziemlich nah zusammen und das Mädchen scheint den Jungen gerade küssen zu wollen. Genau in dem Moment in dem sich ihre Lippen berühren erkenne ich die Beiden. Es sind Rayn und Stacy, die sich da gerade küssen!
Ich drehe mich auf dem Absatz um und renne in die Toilette. Mir laufen schon die ersten Tränen die Wange hinunter, als ich mich dann im Klo einsperre. Ich beginne zu schluchzen. Ich spürte wie mein Herz in tausend Stücke zerpringt. Wie kann er mir so etwas antun? Klar ich meine Rayn und ich sind kein Paar, aber es tut dennoch so weh, was ich gerade gesehen habe. Wieso tut er das? Wieso gesteht er mir gestern seine Liebe und macht dann heute mit Stacy rum.
'Er ist eben ein Playboy. Das ist nur seine Masche. Das alles war nur gespielt', meldet sich meine innere Stimme. War das wirklich nur alles gespielt? Das glaube ich nicht. Ich habe es doch in seinen Augen gesehen und nicht nur ich. Auch Molly, Finn und sogar mein Dad waren davon überzeugt, dass er Gefühle für mich hat. Ich muss ihn mir, aber jetzt aus dem Kopf schlagen. Wenn das nur so leicht wäre.
Entschlossen wische ich meine Tränen weg und schließe die Toilettentür wieder auf. Ich spritze mir ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht und sehe mich im Spiegel an. Ich sehe echt scheiße aus. Total verweint. Schnell gehe ich in mein Zimmer zurück, um mein Gesicht wieder auf Vordermann zu bringen.
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Kiss me - Neuanfang mit Folgen ✔
Fiksi RemajaMila ist mit ihren Eltern schon sehr viel gereist. Sie hatte nie ein richtiges Zuhause, da sie aufgrund der Arbeit ihres Vaters schon sehr oft umgezogen ist, doch das hat ihr nichts ausgemacht, denn dort wo ihre Eltern waren war auch ihr Zuhause. ...