2. Artemia

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Der Wecker klingelt. Zu früh meiner Meinung nach. Ich raufe mich aus dem Bett und überlege ob ich echt da Hinaus gehen soll? Nach einer Minute Selbstmitleid beschliesse ich, dass ich das Geld nötiger habe. Hier in New Daft bekommt man nichts geschenkt. Das durfte ich schon im Kindesalter am eigenen Leib spüren. Als ich 5 Jahre alt war wurden meine Eltern auf bestialische Weise hingerichtet. Während ich im Kinderbett zuschauen musste. Dank Tabletten und vielen Sitzungen bei Dr. Greez erinnere ich mich kaum an diesen schrecklichen Abend. Wahrscheinlich ist es besser so. Mein Jurastudium musste ich hinschmeissen, da mir das Geld fehlte. Echt beschissen. Jetzt darf ich in einem verdammten Gangsterladen arbeiten. Die Typen dort sind echt widerlich und zwielichtig. Es bringt mir gutes Geld also dürfte ich mich nicht beklagen. Meine Schicht fängt um 2 an. Gott, das wird eine lange Nacht. Ich ziehe mir meine schwarzen zerissenen Jeans an und ein hautenges weisses Top. Toller Kontrast zu meinen dunklen langen Haaren. Von wem ich die wohl geerbt habe?
Ich schaue in den Spiegel und schminke mich nur ein wenig. Nehme mir Jacke, Handy und Schlüssel und verlasse die Wohnung. Hoffentlich hat Sara ihren Schlüssel mitgenommen.
Draussen ist es echt kalt. Ich bewege mich etwas schneller, bevor ich erfriere. Die Bar Hemingway liegt nur meine Strasse runter. Wenigstens ein Vorteil, neben dem Geld natürlich. Ich trete ein und bekomme schon gierige Blicke rübergeschickt. Ruhig Junge, der Tag ist noch lang genug. "Na Süsse, auch schon da?", ruft John von der Bar aus. "Erschiess mich lieber", rufe ich mit einem Lächeln zurück. John ist etwas grösser als ich, trägt die Haare lang und hat einen echt schrägen Ziegenbart, sein Humor ist schwarz und dreckig. Ich mag John. Als ich mich ihm nähere rieche ich Parfüm. Was, John und Parfüm? "Na Romeo, weshalb riechst du wie frisch aus einem Rosengarten?", scherze ich mit einem breiten Grinsen. "Halt die Klappe Mia!", erwidert John und dreht sich amüsiert um. Was für ein Trottel. Ich lächle. Vielleicht wird es eine doch bessere Nacht als gedacht.

Nach etwa 4 Arbeitsstunden setze ich mich etwas hin um einen Happen zu essen, als mein Blick auf ihn fällt. Er betritt die Bar als ob sie ihm gehören würde. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich etwas so Vollkommenes. Er ist gross, sehr gross. Schätze um die 1.95m. Dunkle auf 2mm abrasierte Haare. Graue, unverwechselbare Augen. Breite Schultern und eine Aura aus Macht, Gewalt und Gefahr. Ich merke wie meine innere Göttin sich die schlimmsten Szenen mit ihm ausmalt. Ich versuche dem Drang zu widerstehen ihn mir immer und immer wieder zwischen meinen bebenden Schenkeln auszumalen. "Artemia!", höre ich John vom Tresen aus rufen, "möchtest du dort Wurzeln schlagen, wir haben Gäste", er neigt den Kopf in Richtung Mr. Ichwürdedichaufderstelle. Wie soll ich dort hin. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben verlegen. Das war ich noch nie, dass Leben hat mich nicht gestreichelt. Dadurch habe ich mir viel Schmerz und Kummer erspart, meine taffe Art und mein freches Mundwerk erleichtern das. Also benimm dich, Gott Mia.

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