14. Artemia

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Gerade als ich wach werde sehe ich wie Jovuska das Arbeitszimmer von Arsena verlässt. Ich hatte einen wunderschönen Traum, ich war umgeben von saftigen roten Mohnblumen auf einer Wiese die ich nicht kenne, neben mir nur in leichten Leinenhosen bekleidet der Mann, in den ich verliebt bin, Arsena. Wir wälzen uns im Mohn, lachen, reden über Gott und die Welt, haben Spass. Genau wie andere glückliche Paare.. Doch plötzlich bin ich wach, das Gefühl der Dunkelheit und des unvorstellbaren Schmerzes holt mich in die Realität zurück. Gerade als ich einen klaren Gedanken fassen wollte, mit Arsena reden wollte sehe ich sie. Wie kann sie nur so schön sein? Mein Magen dreht sich um, ich sollte unbedingt etwas essen. Ich sehe mich in der Reflexion des Fensters, Draussen ist es schon dunkel, ich hasse die Winterzeit. Ich betrachte mich, diese Frau im Fenster bin nicht ich. Sie sieht aus wie ich, doch ihre Augen haben den Glanz verloren. Ja, ich hatte ein schweres und manchmal auch wertloses Leben, doch ich habe nie mein Lachen verloren. Ich war stets auf meine Art glücklich. Jetzt bin ich nur ein Schatten meiner Selbst und mein Leben gerät völlig aus den Fugen. Ich vermisse sogar dieses Loch von Hemingway, ich vermisse John. Ich sollte ihn anrufen und ihm sagen, dass ich nicht mehr wiederkomme, das ich todkrank bin und er nicht mehr auf mich zählen soll. Ich habe sowieso schon das Gefühl das ich Innerlich gestorben bin. Das ist der Grund warum ich Beziehungen hasse und ich hasse es noch mehr das Arsena mir so heftig unter die Haut gegangen ist, dass ich es nicht los werde, dass Gefühl den grössten und besten Fehler meines Lebens begangen zu haben. Ich suche mein Handy, sehe es im Regal an einer Ladestation. Ich nehme es und wähle John's Nummer.

"Mein Gott Mia Schatz, ich dachte du wärst tot! Ich habe nichts von dir gehört seit knapp drei Tagen, Mädchen was machst du bloss?", seine Stimme klingt besorgt und ängstlich. So kenne ich John selten, er war für mich ein toller Mitarbeiter, sogar mehr, ein guter Freund der immer einen super Spruch für mich übrig hatte. Ich mag ihn wirklich.

"Hallo alter Knabe, ist Hemingway schon eine Schwulenbar geworden?", ich versuche dem ernsten Teil des Gesprächs so gut es geht aus dem Weg zu gehen.

"Ach sei doch still du blödes Ding. Ich möchte gar nicht wissen was vorgefallen ist, bitte gib mir einfach Bescheid wenn es dir wieder besser geht. Mia ich vermisse unsere gemeinsamen Schichten und Bob ist wirklich kein guter Ersatz für dich!", ich muss lachen. Bob ist anscheinend meine Vertretung, dem Anschein nach ist Bob nicht attraktiv, sonst wäre es für John kein Problem gewesen mit ihm zu arbeiten. Ich verkneife mir den Spruch und verabschiede mich von John. Ich lege mein Handy zurück und begebe mich in die Küche, in vier Stunden bin ich fünfundzwanzig und ein verdammter Frischling. Ich könnte kotzen, es liegt wahrscheinlich am Hunger oder an der Tatsache, dass Jovuska mich hasst und mir das Leben zur Hölle machen wird. Ich mache mir ein Toast und lege mich wieder auf die Couch. Es ist schon seltsam in einer Wohnung mit ihm zu sein. Er ist mir so nah und doch so fern.

"Artemia", ich höre seine melodische Stimme schon von Weitem. Er ist in seinem Arbeitszimmer und sagt meinen Namen genauso wie ein Gebet.

"Ja?", flüstere ich.

"Ich wollte dir noch sagen, dass ich es vorhin.. ", er macht eine Pause,".. ach vergiss es. Wenn du Hunger hast, du weisst ja wo sich alles befindet. Jovuska schläft noch, sie stösst später zu dir", ruppig bringt er den Satz zu Ende, auch wenn er meint ich höre es nicht, höre ich genau und deutlich das er in die Hände an seinem Gesicht ausatmet. So sehr ich mir auch wünsche er würde die Worte aussprechen, bin ich mir nicht sicher ob ich sie hören will. Was bedeutet es überhaupt Königin zu sein in einer Welt voller Engel? Werde ich Gott sehen? Ich bin völlig verwirrt und brauche Antworten. Arsena kämpft nicht um mich, er will mich gar nicht. Wieso bin ich so verrückt nach ihm, was hat er mir nur angetan? Ich habe keine Erklärung auf das. Die Tatsache das er sich so seltsam benimmt macht mich stutzig. Seine Aura verrät mir das ihm alles gleichgültig ist, wieso benimmt er sich dann so komisch? In meinem Kopf dreht sich alles, ich habe keinen Hunger mehr. Ich stelle den Teller auf den Tisch zurück. In dem Moment höre ich Jovuska hinter mir.

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