24. Jovuska

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Bitte lieber Gott, lass es nicht wahr sein. 

Diese Gedanken kreisen die letzten zwanzig Minuten im meinem Kopf herum. Wieso muss alles in meinem Leben durch meinen Schmerz an den Verlust meiner grossen Liebe hängen? Ich behaupte mir macht es nichts aus mit Michael im Trainingszentrum zu trainieren. Wieso auch? Nein, es ist nicht so, dass er mir mein Herz lebendig aus der Brust gerissen hat. Meine ganze Welt, war in seinen Händen und da lag auch das Problem, sie war es einmal. Wir steigen in den BMW von Arsena, Artemia strahlt über beide Ohren, ich muss gestehen ich freue mich, dass die Beiden einmal eine Auszeit von dem ganzen Bösen haben. Nur leider wird es in zehn Minuten nicht mehr so sein. Wie soll Artemia ihrem fast Zukünftigen vor die Augen treten, wie soll ich das schaffen? Meine Schutzwand ist hochgezogen, ich werde diesem Mistkerl nicht eine Gelegenheit geben meine Gefühle zu lesen. Er soll sich zum Teufel scheren. Meine Wut auf ihn kontrolliert mich und leitet mich die richtigen Entscheidungen im Bezug auf unsere Königin zu treffen. 

"Jovuska..", Arsena sieht mich an und ich unterbreche seinen Satz mit einem Blick, der ihn durch eine Stahlmauer töten würde. 

"Nicht", sage ich. Ich mach eine  unbedeutende Handbewegung und begegne Artemia's Blick im Rückspiegel. Ihre Augen verraten mir mehr als Arsena es mit Worten hätte tun können. 

Zehn Minuten später sind wir im Trainingszentrum, packen unsere Sporttaschen aus dem Kofferraum und betreten die Turnhalle. Im Grund genommen ist es eine ausgelutschte Boxhalle mit wenigen Kraftgeräten drum herum. Man kann sagen was man will, doch diese Luft in der Boxhalle ist der Wahnsinn, jahrelanger Schweiss getränkt mit Ehrgeiz und Wut. Ich liebe diese Kombination. Meine Hände fangen an zu zittern, je näher ich Michael komme und ich spüre ihn. Ich spüre ihn seit er durch Arsena's Apartment gekommen ist. Eine Liebesverbindung zwischen Engeln ist sehr intensiv, Liebende die sich aus den Augen verlieren oder getrennt werden durch den Krieg können sich noch fühlen und spüren. Nach fünfundzwanzig Jahren, hat sich dies bei Michael und mir noch immer nicht geändert. 

"Jovuska, kommst du mal?", Artemia zeigt in die Richtung der Umkleide. Sie deutet mir mit einem Blick ihr zu folgen. Ich nicke und betrete nach kurzen Schritten die Umkleide.

"Du bist doch schon umgezogen..", deute ich mit einem Kopfnicken. Sie sieht mich an, lässt die Dusche laufen und schliess die schwere Holztüre.

"Hör zu, egal wie sehr du versuchst Arsena und mich aus deinen Gedanken und deiner Gefühlswelt zu verbannen, ich kann es sehen. Ich möchte, dass du mir sagst was du Michael am liebsten sagen würdest. Ich möchte keine Spannungen während des Trainings und ich möchte dass du weisst, egal was passiert, ich bin da, wir sind da. Wir sind jetzt ein Team und auch wenn ich noch keine Erfahrung in Sachen Kampfkunst habe, werde ich diesen Mann mit meinen Händen töten, falls er dir zu Nahe kommt. Okay?", Artemia's Blick am Schluss bestätigt meine Gefühle. Sie würde es tatsächlich tun. 

"Nein schon gut, ich bin einfach nur nervös. Ich habe ihn seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen.. Ich dachte nur so würde es nicht geschehen, verstehst du? Nicht unter diesen Umständen.. ", ich verstumme. Wieso erzähle ich ihr das? Diese Frau hatte grössere Probleme als mein Liebesleben und ein ungutes Gefühl sagte mir, dass diese Probleme bald seinen Anstoss finden würde. 

"Nun gut, da du eine absolute Killerin bist, werde ich dich nicht ausquetschen oder dich in Versuchung bringen auf mich wütend zu werden, nicht vor dem Training", sie lächelt etwas unschuldig, stellt die Dusche ab und nimmt sich ein Handtuch aus der Tasche. 

"Packen wir es an", sagt Artemia und läuft aus der Umkleide.

"Ja", murmle ich vor mich hin. Ich kann mich nicht mal bewegen. Wie soll ich das bloss alles schaffen? Ich sehe kurz in den Spiegel bei dem Waschbecken. Soll das wirklich Ich sein? Ich kneife mich in die Backen und setze mein Puppengesicht auf. Ich überlebe das, ich habe schon schlimmere Szenarien überlebt. Dies ist nicht das Ende. 

Ich betrete die Boxhalle und kann Michael nicht entdecken. Eine grosse Erleichterung überkommt mich, da habe ich noch einmal Glück gehabt. 

".. nun wirst du Gewichte stemmen Mia, wir fangen langsam an, da deine Verwandlung erst vierundzwanzig Stunden her ist", höre ich Arsena sagen. Ich zeige mit meinem Daumen nach Oben und begebe mich auf ein Laufband. Ich stelle die höchste Stufe an und fange an zu rennen. Nun ja, das Cardio wird heute mein Todesurteil. 

Nach einer Weile sehe ich zu Mia, komischerweise ist aus den kleinen Hantel nichts geworden, was machen die da? Ich beschliesse mein Cardio zu beenden um nach zu sehen. Ich sehe eine total verschwitze Mia auf der Hantelbank, in jeder Hand ca. fünfzehn Kilo Hanteln, will die sich umbringen?

"Was zum Teufel macht ihr da?", schreie ich Arsena an. Er dreht sich zu mir um und in seinem Gesicht steht Erstaunen.

"Hör zu, es ist unglau...", er konnte den Satz nicht einmal zu Ende bringen.

"Es ist mir scheissegal, wieso setzt du sie solchem Druck aus? Sie wird jetzt schon Muskelkater haben, wie sonst wer, du bringst meinen Trainingsplan total durcheinander!", schreie ich ihn an. Jetzt verhärtet sich die Miene von Arsena.

"Hör gefälligst auf mich anzuschreien oder hast du vergessen wer dein Meister ist?", er durchbohrt mich mit einem Blick den ich nur allzu gut kenne. 

"Nein, dass habe ich nicht, doch Kapitän hin oder her, du hast nicht über meinen Plan zu bestimmen!", ich fahre total aus meiner Haut, was sehr untypisch für mich ist.

"Beruhige dich Weib, was ist bloss los mit dir, verdammt! Sie möchte es so, die Gewichte die du ihr angegeben hast, sind ihr zu leicht", ich sehe Arsena etwas verwirrt an.

"Wie, du meinst.." stottere ich.

"Ja genau, die Gewichte waren ihr zu leicht, hättest du mich nicht so angefahren, hätte ich es dir in Ruhe erklären können! Was ist bloss los mit dir, sonst fährst du mich auch nicht so an?", ich erkenne seinen besorgten Blick und schliesse die Augen. Ich atme tief ein und aus. Artemia sieht uns schon besorgt an, sie hat die Hanteln hingestellt und schaut mich an als ob ich sie bei etwas verbotenem erwischt hätte.

"Es tut mir Leid, diese ganze Situation ist nicht einfach für mich", ich fasse mich an den Hals.

"Ist sie für niemanden", höre ich es von Hinten sagen. Nein. Bitte, verschwinde.

"Denkst du, dies ist der Richtige Zeitpunkt Michael", Arsena bewegt sich wie ein Panther auf Michael zu. "Hör zu, du wirst dich umdrehen und gehen. Du wirst nicht ein Wort mit ihnen wechseln, nicht mit Mia und auch bestimmt nicht mit Jovuska, verstanden?" Michael dreht sich zu mir um, ich halte seinem Blick stand. 

"Ich denke, dass dürfen die zwei selbst entscheiden", er sieht mich noch immer an. Ich höre mein Herz bis zu meinem Mund schlagen. Er raubt mir noch heute den Atem, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten auch sein Herz so wild schlagen zu hören. Seine Aura verrät mir nichts, absolut nichts. Plötzlich überkommt mich ein Wutanfall. Ich springe auf Michael los und verpasse ihm einen Fausthieb der ihn direkt zu Boden wirft, Arsena hält mich im richtigen Zeitpunkt fest, bevor ich mich auf ihn stürze um ihm das Genick zu brechen.

"Ich glaube, dass ist Antwort genug", Arsena zeigt mit dem Zeigefinger auf ihn und dreht mich weg. Ich sehe nur noch wie Michael sich das Blut vom Mundwinkel abwischt und den Kopf senkt. 

SieWhere stories live. Discover now