11. Arsena

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Das Zubereiten des Frühstücks kam mir so unwirklich vor, Artemia kam mir so unwirklich vor. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, es stimmt wir waren müde und erschöpft. Aber ihre Art zu reden und wie sie mit all dem umging machte mir Sorgen, es war nicht normal sie so aufzuführen, als ob nichts geschehen ist? Sie begreift dass sie Kräfte hat, okay, sie rettet ihre beste Freundin einfach mal so und ich soll ihr abkaufen, dass es ihr gut geht? Da stimmt etwas nicht. Ich höre wie sie sich im Bad zu recht macht, ich lausche, sie putzt sich die Zähne. Bestimmt mit meiner Zahnbürste. Ich rufe Hahn an.

"Hallo Hahn, wie lange habe ich Zeit bis die Verwandlung vollständig ist?", frage ich ihn in einem neutralen Tonfall.

"Oh Hallo, Arsena ich kann es dir nicht genau sagen. Was ist? Stimmt etwas nicht?", Hahn's Stimme ist von Sorgen belegt.

"Hör zu, sie benimmt sich komisch. Es ist gestern so viel passiert, meiner Meinung nach nimmt sie das alles viel zu leicht auf, kann es sein, dass sie sich schon verwandelt?", ich bin tatsächlich sehr besorgt. Ich kenne meine Spezies, nur war meine Verwandlung und die Begeleitungen von Frischlingen schon so lange her, dass ich nicht mehr wusste wie es passiert. Ich merke es erst jetzt. Ein Schauer läuft mir den Rücken herunter.

"Nein, die Verwandlung kann nur beschleunigt werden wenn sie ihrer Macht bewusst wird. Es ist eine Art Spoiler. Sie erkennt etwas stimmt nicht, arbeitet mit der Kraft und diese beschleunigt die Verwandlung. Arsena, hat sie ihre Kräfte benutzt?", jetzt ist Hahn wütend. Nein er ist stinksauer.

"Ja Hahn, hat sie. Sie hat ihre beste Freundin von den Toten zurück geholt. Ich fasse es nicht, ich hatte gedacht dies wäre ein Mythos. Eine verdammte Lüge um Frischlinge dazu zu hindern ihre Kräfte nicht zu gebrauchen bis sie verwandelt sind. Was ist denn genau passiert? Ich habe in den letzten Hundert Jahren keinen Frischling bei seiner Verwandlung begleitet", ich wende die Pfannkuchen und hoffe, dass mir der Speck nicht anbrennt und Artemia keine Möglichkeit hat uns zu belauschen, was sie in letzter Zeit sehr oft und sehr gerne tut.

" Mist! Arsena, Mann! Ich fasse es nicht! Ich weiss nicht was ich sagen soll, es entwickelt sich zu einer Katastrophe und du bist dir dessen noch nicht mal bewusst, Gott verdammt! Du benimmst dich wie ein Frischling. Wie kannst du nur so bescheuert sein?", langsam wird Hahn mir zu frech. Es stimmt ich bin total geblendet von Mia, jedoch hat er kein Recht so mit mir zu reden.

"Dir ist bewusst mit wem du redest, also zügle dich mein alter Freund", gurre ich in den Hörer.

"Arsena, es tut mir Leid. Manchmal kann ich mich nicht beherrschen. Ich werde Jovuska anrufen. Ich werde mit ihr die alte Schrift noch mal lesen, am wichtigsten ist die Tatsache, dass Artemia ihre Kräfte vorübergehend nicht mehr benutzen darf. Was ich davon weiss, ist, dass sie ihre Persönlichkeit trüben und sie auf Dauer verändern können. Sie hat sich Gestern überanstrengt, sie war nachdem nur noch zur Hälfte sie selbst. Was mich erstaunt ist, dass du diese Veränderung bemerkt hast. Ich bin dankbar, ja aber auch enttäuscht, das es so weit gekommen ist." Mit diesen Worten hängt Hahn auf. Was habe ich mir nur gedacht?

"Alles okay bei dir? Deine Pfannkuchen brennen an", Mia kommt herüber geeilt und wendet sie, und nimmt den Speck vom Herd. Sie macht uns Kaffee und ich starre sie nur an. Äusserlich sieht sie unverändert aus. Sie trägt ein Shirt von mir, es reicht ihr fast bis zu den Knien, sie sieht himmlisch aus. Eine fleischgewordene Sünde.

"Ja, tut mir Leid. Ich hatte ein schwieriges Telefonat", ich erwähne Hahn nicht. Mia hat circa noch einen Tag bis sie sich verwandelt. Ich muss ihr das alles schonend beibringen. Ich sollte es tun bevor Jovuska sie in die Finger bekommt, Jovuska ist zwar ein Engel, doch ein Teufelsweib.

"Setzt dich Mia, ich kann nicht mehr warten. Ich muss dir alles erzählen. Es hat höchste Priorität. Was weisst du über deine Vergangenheit, erzähl mir alles, lass nichts aus", ich begleite sie zum Tisch. Das Essen kann warten. Mia setzt sich und ich nehme ihre Hände in meine. Sie sieht mich nicht an und fängt an zu reden.

"Mir wurde gesagt meine Eltern wurden ermordet in unserem kleinen Haus nicht weit von New Daft entfernt. Es hiess sie wären hingerichtet worden und das ich im Blut meiner Eltern gelegen hätte, bis man mich schliesslich am nächsten Tag gefunden hat, da es wahrscheinlich bestialisch nach Eisen gerochen hat. Dieser Geruch des kalten Blutes hat die Hunde in der Nachbarschaft völlig verrückt gemacht, so sind sie überhaupt dazu gekommen hinein zu sehen. Erst später wurde verkündet, dass es sich um Hausfriedensbruch und Mord handelte. Natürlich habe ich das nicht mehr mitbekommen. Ich wurde zu einer Pflegefamilie in die nächste geschickt, unter dem Vorwand ich wäre "schwierig", was auch immer das für eine fünfjährige zu bedeuten hätte", ihre Augen füllen sich mit Tränen, sie wisch sich mit der rechten Hand das Gesicht ab und schaut zu mir auf. Mich durchbohrt eine Woge der Wut und Trauer, es tut mir alles so Leid. Sie fährt fort.

" Schliesslich wurde ich als neunjährige von Mr. und Mrs. Jefferson aufgenommen, sie waren schon ein älteres Paar und haben mich zu sich aufgenommen. Sie waren das Beste was mir je passiert ist. Sie haben meine Alpträume verjagt, mich behütet, mir all meine Wünsche erfüllt, natürlich die realistischen", sie fängt an zu lächeln und ich kann ihre Trauer darin erkennen, "auf jeden Fall, als ich einundzwanzig war starben beide auf einer Kreuzfahrt, die ich ihnen zum sechzigsten Hochzeitstag geschenkt hatte. Ich war verflucht alle zu verlieren die ich liebte, ja sogar Sarah, hätte ich sie nicht gerettet. Ich fühle mich so schlecht, so verloren. Damals, als ich meine Pflegeeltern verloren hatte, fühlte ich mich genauso. Sie hatten etwas Geld für mich zusammen gelegt, es sollte mir bei meinem Jurastudium behilflich sein, jedoch hatte das Geld nicht lange gereicht. Ich studiere seit 3 Monaten nicht mehr, da ich die nächsten 2 Semester nicht zahlen kann. Ich bin ihnen so dankbar bis heute", sie seufzte. Dieses Mal blickte sie mir in die Augen und sie waren voll mit Güte und Liebe.

"Es tut mir so Leid Mia, ich wusste nicht das du so eine schwere Kindheit hattest. Ich würde alles mögliche tun um dich von diesem Schmerz befreien zu können", ich schliesse meine Augen um die grässlichen Gedanken zu verdrängen.

"Nein Baby, das geht nicht. Dies ist auch der Grund warum ich mich nicht öffnen kann, ich weiss ich werde dich irgendwann auch verlieren und das kann ich nicht. Du bist mein Anker ohne dich bin ich verloren in dieser endlosen Schleife der Dunkelheit, hilf mir Arsena, rette mich", sie war verzweifelt. Ich merke, dass meine Mia wieder zu sich kommt. Ihre Augen sind voll von Sorge und Kummer. Obwohl es mir nicht zu steht, fühle ich eine Erleichterung in meiner Brust. Der vorzeitige Gebrauch ihrer Kraft hat sie nicht auf Dauer verändert. Eine kleine Woge der Hoffnung überkommt mich.

"Artemia", sie hebt die Hand um etwas zu sagen doch ich lege ihr die Finger auf die Lippen, " ich weiss du magst es nicht wenn ich dich so nenne, aber bleib jetzt einfach mal still. Bitte", ich schaue sie eindringlich an und sie nickt. Ihre Augen sind geweitet, "ich erzähle dir jetzt etwas, du wirst nicht begeistert sein. Deine Eltern wurden in dieser Nacht wahrscheinlich nicht getötet und du bist die nächste Königin der Hüter, Gottes Rechte Hand auf der Erde, Anführerin", ich wählte die Worte wahrscheinlich nicht allzu bewusst, denn sie sah mich an als ob ich direkt aus dem Irrenhaus gekommen wäre.

"Moment, was?", sie nimmt den Kopf in beide Hände und sieht zu mir.

"Es ist so, du wirst an deinem fünfundzwanzigsten Geburtstag ein Frischling werden, ein neugeborener Hüter. Du hast Symptome, du siehst schon die Auren der Menschen, meine Aura, dies ist nur eine Fähigkeit von vielen. Ich werde dich begleiten, dich beschützen und dich lehren dich zu wehren. Als Königin hast du Privilegien, du wirst zur Königin gekrönt wenn du deine Ausbildung zur Hüterin abgeschlossen hast. Ich werde dir beistehen. Du bist nicht allein", sie sammelt sich.

"Ich wusste es.. etwas stimmt nicht mit mir. Ich hatte das Gefühl ich würde mir das alles nur einbilden", sie sucht in meinem Blick nach Bestätigung, ich schaue sie an und nicke.

"Mia, ich werde an deiner Seite sein.. Bis dein zukünftiger Ehemann Anspruch auf dich erhebt", mit diesen Worten sehe ich zur Tür. Mia ist fassungslos.

SieWhere stories live. Discover now