13. Arsena

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Meine Brust schmerzt höllisch, ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich war gar nicht arbeiten, ich habe noch nicht mal mehr eine Arbeit, seit ich weiss wer Viktor tatsächlich ist. Verdammt! Wie konnte sie so etwas sagen? Wieso musste sie an Michael versprochen sein, warum habe ich damals keinen Anspruch auf sie gültig gemacht? Mein Bewusstsein erklärt es mir ganz genau, Arsena du warst damals das grösste Hüterarschloch auf der Welt, du hast fast jede Hüterin geknallt die dir über den Weg gelaufen ist, dich hat gar nichts interessiert, du hättest den Anspruch nicht mal bekommen, du dachtest nicht an deine Zukunft, na klar. Wie gerne würde ich jetzt alles rückgängig machen nur noch einmal, noch einmal in ihr sein, mich in ihrem Duft verlieren und in ihren Augen. Die letzte Stunde bin ich umher geirrt und habe nach Lösungen gesucht, habe Hahn angerufen, habe mit Jovuska darüber geredet, habe versucht eine Grauzone in der versprochenen Heirat zu finden. Habe gebetet, habe meinen Meister um Hilfe gebeten. Ich empfange nichts von ihm, er scheint mir nicht vergeben haben, dass ich so ein Arschloch war. Ich habe es verdient. Nach so vielen Jahren der Trostlosigkeit, schenkt er mir Artemia nur um sie mir dann wieder zu nehmen, gerade als ich anfange mich an ihre Wärme zu gewöhnen, an ihr Lächeln. An Sie. Mit einem Schlag gegen meine Brust, reisst mich Jovuska aus meinen Gedanken. Ihr Blick ist mitfühlend, sie weiss wie sich das anfühlt. Seit sie herausgefunden hat, dass Michael damals Anspruch auf sie erhoben hat. Sie hat den gleichen Blick wie ich. Sie versteht mich..

"Ich werde dann mal auspacken und mich eine Weile hinlegen", erklärt sie mir und sieht mich an, als suche sie mein Einverständnis.

"Klar, tu das. Falls du was brauchst wir sind in der Nähe, jedoch kennst du dich bestens hier aus", ich sehe sie an. Sie lächelt, es ist ein trauriges Lächeln.

Mia dagegen platzt fast vor Eifersucht. Ihre Aura ist rot, rot wie das Feuer. Innerlich lache ich, ich weiss das ihre Worte gelogen sind. Ich weiss, dass sie mich liebt. Ich habe es in ihrer Aura gesehen, jedoch kann ich sie verstehen. Angriff ist die beste Verteidigung, wahrscheinlich hätte ich das Gleiche getan, wäre ich in ihrer Haut.

"Mia.. ich meine Artemia. Wenn du was brauchst bin ich im Arbeitszimmer. Ich rate dir auch dich hinzulegen, die kommende Nacht wird anstrengend für dich", ich nicke zur Couch. Sie erstarrt, sieht mich an und sagt, "wie anstrengend?", ich sehe ihre Angst in den Augen.

"Jovuska wird dir das erläutern sobald sie sich erholt hat." Mit diesen Worten verlasse ich das Wohnzimmer.

"Was läuft da zwischen euch?", fragt sie schliesslich, sie konnte sich nicht beherrschen. Ich ignoriere sie und laufe zum Arbeitszimmer. Hinter mir verschliesse ich die Tür, sie soll meine Aura nicht sehen. Ich kann sie nicht beherrschen wie vorhin.. Als die Tür sich einklickt, lehne ich mich an die Türe und atme wahrscheinlich deutlich hörbar aus. Mist, es geht mir alles zu nah. Sie soll ruhig denken es läuft etwas zwischen Jovuska und mir. So ist es besser und sie hat mehr Grund mich zu hassen. Innerlich lache ich, Jovuska und ich, dies war der dümmste Gedanke überhaupt, zugegeben sie ist verdammt scharf, jedoch ist sie meine beste Kriegerin und meine beste Freundin. Man würde es ihr vom Verhalten und vom Kampfstil nicht ansehen, jedoch ist sie jung. Sie ist nicht mal hundert Jahre alt, sie ist eine Waise. Ich weiss noch als ich sie ausgebildet hatte, als Frischling war sie ziemlich verknallt in mich, bis sie Michael im Training begegnet ist. Sie und Michael waren ein Herz und eine Seele. Er wurde immer zielstrebiger und immer besser, sie liebte ihn einfach immer mehr. Schliesslich wurde ihre Liebe zu ihm eine Last, die grösste Last ihres Daseins. Als verkündet wurde, dass eine neue Königin geboren wurde war Michael der Erste der Anspruch auf sie erhob, als ob das nicht schlimm genug für Jovuska war verliess er sie auch noch. Natürlich wäre sie mit ihm nicht zusammen geblieben nach seinem Verrat, sie hoffte jedoch jeden Tag er würde um sie kämpfen oder sich wenigstens entschuldigen. Michael verschwand aus ihrem Leben und auch von der Bildfäche, er wartet wahrscheinlich auf den Anruf der ihm sagt das Mia eine vollendetet Hüterin ist, damit er sie zur Frau nehmen kann. Jovuska hasst sie und sie weiss das Mia nichts für ihren Hass kann, sie hat mir versprochen sie nicht allzu Hart ran zu nehmen, sie lügt mich an. Ich weiss es. Ich laufe zu meinem Bürotisch und setze mich in den bequemen Stuhl, gerade als ich mir mit der rechten Hand die Schläfen massiere klingelt mein Handy.

"Arsena." Eine tiefe, kräftige Stimme ist am anderen Ende der Leitung. Ich erkenne die Stimme sofort, mein Herz macht einen Satz, mein Bauch rumort.

"Michael." Wenn man vom Teufel spricht, denkt?

"Wie ich höre ist meine zukünftige Frau in deiner Gewahrsam. Ich möchte täglich einen Bericht über ihren Fortschritt und wie es ihr geht", als er "meine zukünftige Frau" sagt könnte ich kotzen. Dreckswichser. Was denkt er sich eigentlich?

"Michael, wer bist du, dass du mir Befehle geben kannst? So weit ich weiss stehst du unter mir bis du sie nicht geheiratet hast. Wenn du dich über sie informieren willst kommst du besser her und machst das persönlich, ach nein stimmt, Jovuska ist ja hier und du bist ein elender Feigling", es herrscht eine Minute des Schweigens.

"Wir werden sehen." Er legt auf. Dieses feige Arschloch! Er soll mir nur unter die Augen ich werde ihn bei lebendigem Leib fressen! Der Gedanke das er Mia anfasst, mit ihr das Bett teilen darf macht mich wahnsinnig! Ich muss eine Lösung finden, ich muss sie für mich gewinnen. Ich muss sie dazu bringen das Versprechen aufzulösen. Nur wie? Gibt es eine legale Möglichkeit? Ich bin ratlos. Ich bin verzweifelt, ich weiss nicht wie lange ich noch aushalte ihr so nahe zu sein und sie nicht berühren zu dürfen. Ich vermisse sie schon.. Ein leises Klopfen reisst mich aus dem Teufelskreis meiner Gedanken.

"Herein", rufe ich. Jovuska bewegt sich zu mir, sie hat ihre Arbeitskleidung abgelegt und trägt nun enge schwarze Leggins mit einem weiten braunen Shirt. Ich erkenne dieses Shirt, es gehörte einmal Michael. Mein Herz blutet. Es ist fast 25 Jahre her und sie ist noch nicht über ihn hinweg

"Das war Michael", sagt sie und starrt in die Leere. Ich bringe es nicht übers Herz sie anzusehen, sie ist so verletzt als wäre das erst Gestern passiert. Schliesslich schaue ich sie an als sie sich an meine Tischkante setzt. Ihre Augen sind leer, es ist kein Glanz in ihnen. Ich sehe förmlich den Schmerz und das gebrochene Herz dahinter.

"Ja, dieses Arschloch.. ", ich wollte weiter reden, entschied mich es nicht zu tun. Es würde sie nur weiter unnötig verletzen. Sie sieht mich an, ein kleines trauriges Lächeln umspielt ihre vollen Lippen.

"Arsena, du musst um sie kämpfen", ich sehe sie sofort hektisch an. Mist, Mia wird alles hören, als ob Jovuska meinen Blick bemerkt sagt sie, "keine Angst deine Kleine schläft tief und fest, ich sehe es an ihrer Aura." Glück gehabt.

"Sie lauscht gerne und oft", gebe ich zu und unwillkürlich muss ich bei diesem Gedanken lächeln.

"Sie hat es dir tatsächlich angetan, du warst nie verliebt. Nicht einmal in 300 Jahren Dasein und jetzt verliebst du dich in die zukünftige Königin. Ich muss gestehen sie ist hinreissend. Eine echte Augenweide", Jovuska sieht mich ehrlich an. Ihre Worte sind genau das was ich nicht brauche, als ob ich meine Mia nicht schon genug vermisse, muss sie mir noch vor Augen halten wie perfekt sie ist.

"Jovuska, ich habe verloren.. ", sie lässt mich nicht ausreden, Frauen!, "was kannst du verloren haben, wenn du noch nicht einmal gekämpft hast?", sie sieht mich an. Sie kniet sich neben meinen Stuhl und nimmt meine Hände in ihre.

"Arsena, mein bester Freund. Wir haben so manches durchgemacht, zugegeben ich bin nicht so Weise wie du aber ich kenne dich. Ich will das du dich bemühst, du weisst genau wie ich das Artemia Michael dazu bringen muss..", diesmal unterbreche ich sie.

"Still, bleib still Jovuska. Bitte, es zerreisst mich. Schliesslich haben wir ein grösseres Problem als Michael, momentan." Sie sieht mich mit einer hochgehobenen Augenbraue an.

"Wie meinst du das?", sie lässt meine Hände los und setzt sich wieder an die Tischkante.

"Viktor, mein ehemaliger Boss.. er ist der Fürst der Unterwelt, er ist Dotan und er will Mia. Ich habe mit Hahn gesprochen, anscheinend braucht er ihren menschlichen Körper, dies bedeutet er will sie noch heute", ich lege die Hände hinter den Kopf und sehe Jovuska an.

"Hahn hat es mir erzählt, für einen Jäger ist er ziemlich engagiert."

"Ja, das ist er. Mia wird heute Nacht in Gefahr sein, Viktor kann in dieser Dimension nichts anrichten, seine Kanax schon."

"Um die werden wir uns schon kümmern, mach dir keine Gedanken. Sie wird nicht abgeschleppt Arsena, sie wird das schon schaffen"

Mit diesen Worten sieht sie mich an und verlässt mein Arbeitszimmer.

Ich hoffe es..

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