13. - Wenn du doch nicht alleine bist

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~ Der Augenblick ist eine Moment im
unwandelbarem Meer der Zeit. ~

Mit einem Schlag wich die ganze Luft aus meinen Lungen. Verwirrt wollte ich mich aufrappeln, wurde aber sofort wieder auf den Boden gedrückt. Neben dem Gewicht auf meinem Körper hielt Nighe meinen Kopf am Boden, damit ich nicht erkennen konnte, wer auf mir gelandet war. So oder so wurde derjenige sofort von mir runter gezerrt wurde. Von Nighe wurde ich grob auf die Füße gezogen. Er hielt mir erst die Augen zu und barg dann mein Gesicht an seiner Brust, damit ich wirklich gar nichts mehr mitbekam. Ein ungehaltenes Knurren ließ seine Brust vibrieren.

Ich hatte keine Chance, mich aus seinem Klammergriff zu lösen. Stimmengewirr und dann ein Kreischen, das mir vage bekannt vorkam, zerschnitten die Luft. Mir wurde keine Zeit gelassen, zu überlegen, denn Nighe drängte mich erneut vor dem Thron auf die Knie. Der junge Mann wirkte gelangweilt, als er ein Bein über die Lehne schlug.

»Sie hat keine Ahnung, Sir«, presste Nighe hervor. »Sicherlich fragt Ihr euch, warum sie überhaupt hier ist, aber das würde ich gerne unter vier Augen mit Ihnen besprechen.« Seit wann sprach er bitte so hochgestochen? Es wirkte nicht einmal schleimerisch, sondern einfach nur falsch. Seine Sprechweise ließ mich vermuten, dass es sich bei dem Mann um den Teufel handelte. Auch wenn er für ein Jahrtausende altes Wesen erstaunlich jung aussah.

»Ich habe schon des öfteren gesagt, wir lassen die Höflichkeiten. Bring sie näher!«, rief der komische Typ. Eingehend betrachtete er seine Fingernägel und warf mir dann ein spitzbübisches Grinsen zu.

Nighe schob mich ein ganzes Stück vorwärts, nahezu direkt in die Arme des vermeintlichen Teufels. Wann war ich bitte zur Puppe geworden, die man bei Bedarf einfach herum schubsen durfte? Mit einem großen Satz sprang ich von ihm weg, entfernte mich von den beiden. Noch während ich stolperte und auf dem Boden aufschlug, wusste ich, dass jeder Fluchtversuch unmöglich wäre.

»Hiergeblieben! Fluchtversuche sind zwecklos! Erstens würdest du niemals hier raus kommen und wenn würden wir dich überall wiederfinden!«, rief Nighe und setzte mir nach. Um mich am Weglaufen zu hindern, warf er sich auf mich drauf.
Anscheinend war es heute besonders angesagt, sich auf mich drauf zu schmeißen oder mich hin und her zu schubsen. Ziemlich wütend und mit schmerzenden Knochen drückte ich Nighe mit großem Kraftaufwand von mir runter.

Plötzlich konnte ich mich keinen Millimeter mehr rühren, selbst das Atmen fiel mir schwer. Er hatte mich mit einem Zauber an den Boden gefesselt! Innerlich hin und her zappelnd beobachtete ich, wie der Teufel auf uns zu kam und sich vor mich kniete. Seine Ausstrahlung warf mich fast um und dass er mich grob am Kinn packte, machte es nicht besser. Meinen Kopf hin und her drehend, musterte er mich genauestens. Dabei ließ auch ich ihn nicht aus dem Blick. Die tiefschwarzen Haare und Augen passten zu dem blassen Gesicht. Augäf gewisse, überirdische Weise ähnelte er Nighe.

Als er meinen Kopf stark nach links drückte, entdeckte ich Annie, die von einem Wachmann am anderen Ende des Saals festgehalten wurde. Sie wehrte sich gegen den festen Griff, gab jedoch bald auf. Geschockt musterte ich ihr bleiches Gesicht. Mit ihr hatte ich hier am allerwenigsten gerechnet. Warum waren ausgerechnet wir beide hier?!

Ich musste meine Aufmerksamkeit wieder Luzifer zuwenden, da er mich zwang, ihm in die Augen zu sehen.

»Ich bin nicht Luzifer. Ich bin sein Sohn!«, lachte er und unwillkürlich verzogen sich meine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln. Nur woher wusste er das? »Bevor du fragst, ja, ich kann Gedanken lesen.« Toll. Er machte sich also über mich lustig. Beleidigt wandte ich den Blick ab und schaute besorgt zu Annie. Sie sah kränklich und schwach aus, hatte nichts mehr mit dem Mädchen vor weniger als vierundzwanzig Stunden auf dem Schulhof gemein. Das Haar hing stumpf und zerzaust herab und der stumme Hilferuf in ihren Augen stach mir mitten ins Herz. Ich versuchte all meine Zuversicht in meinen Blick zu legen, dadurch schien sie jedoch kein bisschen beruhigt. Meine beste Freundin tat mir unendlich leid.

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