~ Realität ist was für Menschen, die
Angst vor Einhörnern haben. ~»Du brauchst dir keine Sorgen machen. Vorerst werden wir das nicht ausprobieren«, beruhigte Nighe mich.
»Trotzdem ist allein die Vorstellung gruselig«, konterte ich. »Stell dir mal vor, du könntest mich aus allen möglichen Situationen holen. Das könnte nützlich und unangenehm werden. Bitte lass uns das niemals ausprobieren!«
»Das werden wir dann ja sehen«, lachte er. Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. Da würde ich ganz sicher nicht mitmachen.
»Wie kann man die Seelenspaltung eigentlich rückgängig machen?«, wechselte ich ruckartig das Thema. Seit Tagen nervte ich ihn schon mit dieser Frage, hatte jedoch nie eine Antwort erhalten. Umso überraschter war ich jetzt, als er den Mund öffnete.
»Keine Ahnung. Das sollte nicht möglich sein.« Ich suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen einer Lüge, aber er blickte mich aufrichtig an. Anscheinend tat es ihm doch leid.
»Das meinst du nicht ernst, oder? Man kann das bestimmt irgendwie rückgängig machen! Decess muss das wissen! Oder Luzifer!«, versuchte ich mir selbst Hoffnung zu machen. Letztere Variante zählte nur als absolute Notlösung. Meine Seele konnte doch nicht für den Rest meines Lebens zur Hälfte einem Dämon gehören!
»Ich habe ihn schon gefragt. Er meint, dass sich die Seele irgendwann von alleine regenerieren wird oder die Spaltung hört auf zu funktionieren. Wenn überhaupt. Das ist erst einmal eingetreten.«
»Dann hoffen wir mal, dass wir Glück haben und es bald eintritt«, murmelte ich niedergeschlagen vor mich hin.
»Bin ich denn wirklich so schlimm?«, fragte er schmollend. Instinktiv wusste ich, wie wichtig ihm diese Frage war. Sonst würden seine Augen nicht so forschend in meine blicken.
»Nicht mehr. Anfangs warst du nicht auszuhalten, aber jetzt... Mag ich dich irgendwie.« Gegen Ende wurde ich immer leiser und unsicherer. Peinlich, peinlich, peinlich.
»Du hast mich lieb!«, rief er begeistert und verschränkte die Arme. Vermutlich um mich nicht in seine Arme zu reißen. Da war er wieder, der kindische Idiot.
»Aber nur ein klitzekleines bisschen!«, holte ich ihn von seinem kleinen Begeisterungstripp herunter. Das ist ja nicht auszuhalten, dachte ich augenrollend.
»Ein sehr großes bisschen, meinst du wohl«, korrigierte er mich spielerisch. Dennoch hörte ich den leicht unsicheren Unterton in seiner tiefen Stimme. Dieses Spiel konnte ich auch spielen. Grüblerisch biss ich mir auf die Lippe und kniff die Augen zusammen.
»Na gut. Hast recht«, grinste ich schließlich und machte mich auf den Weg in Richtung Schloss. Ich brauchte dringend eine Dusche. Zum Glück lag der Trainingsplatz nicht weit von dem Schloss entfernt. Dafür besaß er aber auch keine sanitären Anlagen, so dass ich den ganzen Weg verschwitzt zurücklegen musste.
»Ähm, hallo? Wo gehst du denn jetzt hin?«, rief Nighe mir entgeistert hinterher. »Ich beende das Training!« Schnaubend beschleunigte ich meine Schritte.
»Ist mir egal, du bist nicht mein Mathelehrer!«, provozierte ich ihn über die Schulter hinweg. Innerhalb von zwei Sekunden versperrte er mir mit seiner breiten Gestalt den Weg. Dieser blöde Dämon verstand echt keinen Spaß. Eingeschnappt blieb ich gezwungenermaßen stehen. »Nighe, ich bin am Ende, ich kann nicht mehr. Auch wenn es mir durch den Energietausch besser geht, würde ich nichts ordentliches mehr zustande bekommen. Man soll doch immer mit einem positiven Ergebnis aufhören«, versuchte ich ihn zu überzeugen. Ich traute ihm zu, dass er mich noch durch eine weitere Stunde Training quälte.
DU LIEST GERADE
Mondlichter
FantasyWenn du auch mal nur die beste Freundin der eigentlichen Hauptperson bist. ~~~ Mila steht kurz vor ihrem 17. Geburtstag als sich ihr bis dahin langweiliges Leben dazu entscheidet, eine 180 Grad-Wendung einzulegen. Auf der ganzen Welt gibt es niemand...