28. - Provokation mit Folgen

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~ Das Vertrauen ist eine zarte Pflanze. Ist es zerstört, so kommt es so bald nicht wieder. ~

Kylan

Grimmig lächelnd saß ich auf meinem Thron uns wartete. Nach meinen Schätzungen sollten Luzifer, Decess und Nighe nur allzu bald eintreffen. Ansonsten hätten sie ein ernsthaftes Problem. Mit dem Hintergedanken an diesen Tag hatte ich Jahr für Jahr meine Truppen aufgestockt. Ich war bereit Krieg zu führen, konnte es gar nicht mehr abwarten.

»Eure Gäste sind angekommen!«, rief einer meiner Berater, die ich nur des Anstands halber beschäftigte. Meine Sachen öffneten das Tor, fünfzig Meter genau gegenüber meines Thrones. Der Teufel schritt mir flankiert von seinem Sohn und dessen Freund entgegen. Ihre Mienen verhießen nichts Gutes, doch das versetzte mich nur in erfreute Erwartung. Endlich hatte ich mein Ziel erreicht, all die Arbeit hatte sich gelohnt. Äußerlich wahrte ich meine kühle, unberechenbare Maske.

»Du hast dich nicht an unsere Vereinbarung gehalten und damit bewusst den Befehlen meines Vaters widersetzt«, begann Decess, als er zwei Meter vor dem Podest, auf dem ich saß, stehen blieb. Wie niedlich, jetzt schickte der Vater also sein Söhnchen vor. Dieser versuchte, meine Maske nachzuahmen, scheiterte jedoch kläglich. Die Erbostheit stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

»Dessen bin ich mir nur allzu bewusst.« Nighe stürzte im selben Moment vor. So schwach hatte ich ihn nicht eingeschätzt. Er war ja leichter zu provozieren als Luzifer. Schade, denn ich hatte ihn doch auf dem Schlachtfeld erledigen wollen. Ihn und alle anderen Höllenbewohner. »Immer langsam, Guter. Du solltest dringend an deiner Selbstbeherrschung arbeiten.« Ein süffisantes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Nighe sprang so plötzlich vor, dass nicht einmal meine Leibwächter eingreifen könnten, und stürzte mich vom Thron.

»Wo ist Mila?«, knurrte er mir ins Ohr, während er mich am Boden fixierte. Ich machte mir nicht die Mühe, mich aus seinem Griff zu winden. Das Grinsen wischte mir seine Aktion jedenfalls nicht aus dem Gesicht. Ich wollte Krieg und ich würde ihn bekommen.

»Dort, wo du sie niemals finden wirst.« Seine Finger schlossen sich um meine Kehle. Hatte man ihm nicht beigebracht, dass Vampire unheimlich schwer zu töten waren? Seinen Sohn hatte Luzifer schon wesentlich besser dressiert.
Langsam entfernte ich einen Finger nach dem anderen von meinem Hals. Nach seinem Mittelfinger ließ er freiwillig von mir ab und ging erhobenen Hauptes zu seinem Trupp zurück. Das war ganz schön mickrig gewesen, allerdings würde ich meinen Kampf mit ihm noch bekommen. Und als Trophäe seinen Kopf.

»Das war es mit meiner Geduld. Das gibt Krieg!«, verkündete ich großspurig. Zwar war des entgegen meines ursprünglichen Plans, kam mir trotzdem nur gelegen. Decess zog scharf Luft ein und schlug Nighe gegen den Hinterkopf. Luzifer schien amüsiert, was mich für einen Wimpernschlag aus der Bahn warf.

»Du hast gegen unsere Vereinbarung gehandelt. Rück die beiden Mädchen raus und es wird weder Tote noch Verletzte geben.« Anscheinend war Luzifer noch nicht wie erwartet an seinen Grenzen angelangt.

»Unglücklicherweise habe ich großen Gefallen an ihnen gefunden. Warum sollte ich sie also rausrücken? Zusätzlich hat der gute Freund deines Sohnes attackiert und mir nach dem Leben getrachtet. Da könnte ich Mila und Annie doch einfach als Wiedergutmachung behalten, nicht?«

»Damit ist es offiziell, deine Respektlosigkeiten lasse ich mir nicht länger bieten. Du wirst schon noch sehen, was du davo hast!« Mit diesen Worten verließ er mich und mein Imperium. Seine beiden Anhängsel warfen mir verächtliche Blicke zu, bevor sie ihm gehorsam folgten.
Nachdem man die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, reckte ich meine Faust in die Luft. Die einzige Geste, die ich mir im Zuge des Triumphes erlaubte. Ich hatte meinen Willen bekommen, jetzt konnte ich mich um die kleine Luminos kümmern.

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