Da für mich die Ferien bald vorbei sind, gibt es heute Abend zwei Kapitel und ab Sonntag dann wieder regelmäßig welche.
Viel Spaß mit den Kapis!
Moonstone_2
_________________________________________~ Geburtstag ist noch lange kein Grund, älter zu werden. ~
Brennender Schmerz zwischen meinen Schulterblättern ließ mich keuchend hochschrecken. In der Zelle war es dunkel, nur ein paar Strahlen fahles Mondlicht erleuchteten den kleinen Raum und ließen mich Priyas Silhouette erahnen. Es fühlte sich an, als würde flüssiges Feuer meine Wirbelsäule hochlaufen und ich zwischen meinen Schulterblättern sammeln. Mein Kopf dröhnte und schwarze Flecken begannen sich in meinem Sichtfeld auszubreiten. Langsam ebbte der Schmerz ab, nur um dann mit voller Wucht zurückzuschlagen, so dass ich einen Schrei nicht unterdrücken konnte.
Priya schreckte hoch, doch das nahm ich kaum war. Zu stark waren die Schmerzen, die mich quälten. Ein unangenehmes Ziehen und Prickeln breitete sich in meinem Finger über die Hände in die Arme hinauf. Als es bei meinen Schulterblättern ankam, fühlte es sich an, als würde mein gesamter Oberkörper in Flammen stehen und nebenbei von einem LKW zerquetscht werden.
Die schwarzen Flecken in meinem Sichtfeld wurden größer und dankbar ließ ich mich von der Schwärze einhüllen. Doch leider blieben die Schmerzen nicht vollkommen aus. Dumpf fühlte ich das Blut durch meinen Körper rauschen und immer wieder eine Welle der Schmerzen hinterherjagen. Die Dunkelheit verließ mich wieder und die Schmerzen nahmen zu.
Ich verkrampfte mich und rollte mich wimmernd zu einer Kugel zusammen, in der Hoffnung die Schmerzen ausblenden zu können. Entfernt nahm ich eine Stimme und eine Hand auf meiner Schulter wahr. Unter Krämpfen, die mich plötzlich schüttelten, bäumte ich mich auf.
Und dann war mit einem Schlag alles vorbei. Nur in meinem Kopf wirbelte noch alles umher. Völlig banale Dinge kamen mir in den Sinn. Annie war nicht in ihrer wahren Erscheinung gewesen. Kylan empfand etwas für Priya. Ich hatte was für Nighe übrig, und zwar nicht in reinem freundschaftlichen Interesse.
Jemand rüttelte mich einmal komplett durch und holte mich somit vollends in die Realität zurück. Benommen blickte ich in Priyas besorgtes Gesicht. Irgendwas war anders, doch ich konnte nicht sagen, was es war.
"Geht's wieder was?", erkundete sich Priya. Ich nickte und rappelte mich auf. Mein Körper zitterte stark, obwohl mir nicht kalt war. "Du, ähm, solltest dich mal umdrehen", murmelte Priya fasziniert und starrte auf etwas hinter mir. Verwirrt drehte ich mich um, doch ich konnte nichts außer einer Wand entdecken.
"Eh, Priya? Was ist denn da so tolles?"
"Spürst du denn keine Veränderung?", fragte sie mindestens genauso verwirrt, wie ich mich fühlte. Ich versuchte eine Veränderung in meinem Inneren zu finden. Ein taubes Kribbeln in meinen Fingerspitzen ließ mich innehalten.
War das...? Ich wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Zu groß war die Angst, es könnte nur Einbildung sein. Wie von selbst drehte sich meinen Kopf über meine rechte Schulter und ich erhaschte einen Blick auf etwas dunkel schimmerndes. Tatsächlich! Meine Kräfte waren mitsamt Flügeln erwacht! Aber warum hatte ich dann solche Schmerzen bei der Verwandlung gehabt? Keine andere der mir bekannten Feen hatte eine derartige Verwandlung überstehen müssen.
Fasziniert testete ich die neue Flügelmuskulatur und ließ meine Flügel aufschnappen, damit ich sie eingehend betrachten konnte. Priya war sprachlos und starrte mich nur weiter an. Verwirrt und enttäuscht musterte ich meinen rechten Flügel. Was war das denn? Das konnte man doch keine richtigen Feenflügel nennen!
Meine Flügel sprossen in einem transparenten Lilaton zwischen meinen Schulterblättern hervor und verloren sich dann in einem tiefen schwarz. Die Ränder waren unförmig und zerfleddert. Im gesamten machten sie eher den Eindruck als hätte ich sie mir frisch verbrannt. Das würde dann auch die Schmerzen erklären.
"Ich habe zwar noch nie echte Feenflügel gesehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die normalerweise nicht so aussehen", gab sie nach etlichen Minuten des Schweigens kund. Am liebsten hätte ich sie gefragt, wie sie sich denn da so sicher sein könnte,obwohl sie noch nie welche gesehen hatte. Einfach nur um meinen Frust an jemandem auszulassen, aber sie hatte ja auch recht.
Normalerweise schimmerten Feenflügel bunt und ähnelten denen der menschlichen Fantasie sehr. Dich meine hatten damit nichts gemeinsam.
Mir traten Tränen der Frustration in die Augen. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt! Seit zehn Jahren hatte ich mir diesen Tag in allen möglichen Varianten ausgemalt, aber keine einzige entsprach dann der Realität. Eigentlich sollte ich jetzt in Mios und Silas' Arm liegen und Schokolade zu Stärkung in mich reinstopfen, bevor es dann direkt ans Training ging.
"Hey, psht, dafür wird es eine Erklärung geben", versuchte Priya vergebens mich aufzumuntern. Jetzt war sie wohl an der Reihe mit Trösten, denn sie schlang ihre Arme um mich. "Es gibt für alles eine Erklärung", probierte sie es weiter und ich versuchte ihr Glauben zu schenken. Es würde sich alles klären. Wahrscheinlich war die Lösung ganz simpel.
"Danke, Priya. Geht wieder. Aber das Wichtigste ist, dass wir hier raus müssen. Ohne irgendwelche Hilfe." Ich hatte beschlossen, nicht auf Nighe zu hoffen. Mit etwas mehr Pech würden wir dann ewig hier verrotten.
"Und wie willst du das anstellen?" Das wäre dann die nächste Frage. "Lass mich raten, du hast keinen Plan." Ich nickte und sie lachte auf. "Ich kenne dich noch nicht lange und weiß trotzdem schon, wie du tickst."
"Dabei dachte ich immer, ich bin schwer zu durchschauen", grinste ich. Ihr offenes Lächeln wandelte sich in ein verschüchertes.
"Ist es unverschämt, wenn ich frage, ob ich sie anfassen darf?" Unsicher deutete sie auf meine Flügel.
"Nein, ist es nicht. Mach ruhig", versicherte ich ihr, mit einem kleinen Hintergedanken. Sie streckte die Hand nach einem Flügelrand aus und blitzschnell zog ich ihn zurück. Erschrocken quietschte sie auf und blickte mich entschuldigend an.
"Du hast mich nicht richtig gefragt", erklärte ich sachlich, konnte mir ein Grinsen aber noch verkneifen. Man konnte ihr deutlich ansehen als es 'Klick' machte."Man, Mila! Darf ich deine Flügel anfassen?", fragte sie halb im Scherz. Ich nickte und ließ wandte ihr meine Flügel zu. Oder halt die Überreste davon. Wenn sie wirklich verbrannt waren.
Als ich nur einen zarten Luftzug über neige Flügel gleiten ließ, drehte ich mich verwundert zu Priya um. Ihre Hände waren der Luftzug, ich spürte ihre Berührung kaum.Die Klappe, durch die mir das Essen gebracht wurde, begann zu klappern. Eine kleine kugelige Gestalt mit dünnen kleinen Flügeln kam hereinspaziert. Ich musste zweimal hinsehen bevor ich erkannte, dass es sich um Indis handelte.
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Mondlichter
FantasiWenn du auch mal nur die beste Freundin der eigentlichen Hauptperson bist. ~~~ Mila steht kurz vor ihrem 17. Geburtstag als sich ihr bis dahin langweiliges Leben dazu entscheidet, eine 180 Grad-Wendung einzulegen. Auf der ganzen Welt gibt es niemand...