22. - Eine Prise Glück

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~ Freunde sind die Menschen,
die nicht nach deinem Weg fragen,
sondern ihn einfach mit dir gehen. ~

Der Stuhl ächzte, als ich mich auf ihn plumpsen ließ. Erst jetzt blickte ich mich im dem Zimmer um - Kammer traf es wohl eher. Von den Wänden platzte der Putz und die spärliche Einrichtung wirkte schäbig.

»Weißt du, was eine Luminos ist?«, fragte das Mädchen, Priya, und ich schüttelte den Kopf. »So gut wie alle Wesen nehmen mich als Mensch war und eigentlich bin ich das auch«, begann sie. »Aber ich habe Elementarkräfte. Menschen mit solchen werden Luminos genannt.« Gab es eigentlich irgendetwas, das ich man mir beigebracht hatte und richtig war?

»Was für Kräfte hast du?« Meine Neugier war geweckt. Mein ehemaliger Hauslehrer würde staunen, wenn er sehen könnte, wie sehr mich das alles interessierte.

»Ich gehöre zur Gruppe Erde. Ich kann Pflanzen wachsen lassen.«

»Mehr nicht?«, fragte ich ein klein wenig enttäuscht. Das war irgendwie ziemlich ernüchternd.

»In einigen Büchern der Bibliothek steht, dass Erfahrenere auch mit Tieren sprechen können«, erklärte sie unglücklich. Das klang doch schon um einiiges interessanter, wenn man nicht gerade Gärtner werden wollte. »Aber ich werde wohl niemals die Chance dazu bekommen.«

»Warum denn nicht?«

»Er lässt mich nicht aus diesem Käfig raus. Ich habe keine Chance meine Fähigkeiten in natürlicher Umgebung zu trainieren.« Sie wirkte geknickt, Kylan wurde mir immer unsympathischer.

»Weil er dich nicht fördern will?«, bohrte ich vorsichtig weiter nach. Eben war sie noch freundlich und offen, doch jetzt zog sie sich ins sich zurück, wurde unsicher und bedrückt. Zögerlich nickte sie. »Das kann er doch nicht machen! Jeder hat ein Recht auf Freiheit!«, rief ich entrüstet.

»Doch, das kann er. Ich bin seine Sklavin, theoretisch darf er mit mir machen, was er will.« Ich schnaubte abfällig. Das war ja wohl mehr als lächerlich. Zuerst hatte ich ihr die Aussage, sie sei seine persönliche Sklavin, nicht abgenommen.

»Ach ja, ich vergaß«, erwiderte ich sarkastisch. »Und warum bist du seine Sklavin?« Sie zuckte mit den Schultern. »Also hält er dich wirklich gegen deinen Willen hier fest und zwingt dich, für ihn zu arbeiten?«

»Als er mich von der Erde geholt hat meinte er, ich wäre eine Bezahlung, weil meine Eltern sich auf den Falschen eingelassen hätten.« Sie sackte vollends in sich zusammen. Vor mir saß nur noch ein fast gebrochenes Mädchen, welches versuchte, äußerlich stark zu sein.

»Und was haben deine Eltern dazu gesagt? Hast du dich nicht irgendwie gewehrt?« Ich persönlich hätte niemals zugelassen, dass man mich entführte. Mio und Silas hätten wohl die Rolle der wütenden Eltern eingenommen. Da fiel mir ein, dass mir im Grunde genommen genau das passiert war. Nur ich hatte es besser als Priya getroffen.

»Er hat mich auf dem Schulweg abgefangen. Ich hatte keine Chance gegen ihn.« Ihre Stimme zitterte und sie senkte betreten den Kopf. Ich hatte Mitleid mit ihr und fühlte mich durch meine eigene Situation mit ihr verbunden.

»Hey, das wird schon! Ich bin ja jetzt da, um dir zu helfen«, versuchte ich sie im Brustton der Überzeugung aufzumuntern. Sie blickte zaghaft auf.

»Du bist nur wegen mir hier?«, fragte sie ungläubig, doch ich konnte den einen Funken Hoffnung in ihrer Stimme hören. Deswegen tat es mir umso mehr leid, ihr die Wahrheit sagen zu müssen.

»Na ja, nicht so ganz. Ich bin als ein Pfand hier. Das Warum versuche ich immer noch zu verstehen. Aber wenn ich schon einmal hier bin, kann ich dir direkt zur Seite stehen!« Priyas Augen trübten sich leicht, als wäre sie plötzlich mit ihren Gedanken ganz weit weg. »Habt ihr hier Musik?«, erkundigte ich mich vorsichtig. Sie schüttelte bloß den Kopf.

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