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Ich stellte mich neben das rothaarige Mädchen und zog die Mütze tiefer über meine Ohren. Es war arschkalt hier draussen. Meine Gruppe bestand aus dem schon erwähnten rot haarigen Mädchen, Jonas, Finn, Alec, dieser Jasmin, einem anderen Jungen aus der anderen Klasse, mir selber und der andere kannte ich auch nur vom sehen. Unauffällig guckte ich zu Finn, der gespannt dem 32 Jährigem Mann zu hörte und musste schlucken. Seine Ohren waren rot. Sehr,  rot. Naja was mach ich mir darüber eigentlich Gedanken? Er hat mir seine Mütze sozusagen aufgezwungen und wenn er krank wird, ist das nicht mein Problem. Trotzdem hatte ich auf irgendeiner weisse ein schlechtes Gewissen. Was wenn ihm die Ohren abfallen?

„Dann legen wir mal los. Ich erkläre euch, euer heutiger Tagesablauf auf dem Weg." Stirnrunzelnd und mit schweren Beinen folgte ich der Gruppe und hörte gelangweilt zu. „Wer die nördlichste Schule der Welt besuchen muss, sollte schon einiges auf dem Kasten haben. In der eisigen Kälte, inmitten verschneiter Berge und arktischer Fjorde, büffeln die Schüler hier nicht nur Matheformeln und Englischvokabeln sondern, sie lernen auch, wie man in einer Lawine überleben, hungrige Eisbären verjagen und Rentiere häuten kann." Ein stöhnen meinerseits war zu hören und alle Blicke lagen auf einmal auf mir. „Ist bei dir alles Okay.." Ramon guckte kurz auf das Papier in seiner Hand als er schliesslich meinen Namen sagte. „Nein. Sollte es mir gut gehen?" fragte ich und strich mit meiner Handfläche über meine eiskalte Nase. „Sie müssen sich keine Sorgen machen." Mischte sich auf einmal Finn ein und legte seinen Arm über meine Schultern. „Sie ist wieder einmal schlecht gelaunt. Kommt öfters vor." Ein nicken von dem 32 Jährigen und schon ging der Alptraum weiter. Durch hohen Schnee zu waten, gehörte definitiv nicht zu meinen Hobbys. „Hast du keine Mütze dabei Finn?" Mit grossen Augen, schwang mein Kopf nach oben und direkt in die Augen des blondhaarigen. „Nein." Log er und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. „Sehr schlecht. Zieh dir wenigstens die Jackenkapuze über den Kopf."

Endlich kamen wir an unseren ersten Lektionsplatz an wenn man das so sagen konnte. Wir standen eigentlich, vor einem riesigen und vor allem steilen Hügel und schon wieder fragte ich mich, was zur hülle wir hier überhaupt machen. „Du da. Alec heisst du oder?" Ramon zeigte auf den braunhaarigen Junge der soeben nickte und einen Schritt vortrat. „stell dich doch bitte mal auf den Hügel. Sodas du mich aber noch hören kannst." Der blauäugige befolgte die bitte des älteren und versuchte so gut es ging, auf dem rutschigen Schnee den Hügel hinauf zu kommen. Sah schon witzig aus, wie er wie ein Baby den Hügel hinauf kriechen musste, da er beim gehen immer wieder ausrutschte. „Also stellt dir genau vor, wie du gerade die erfrischende Bergluft und den frischen Puderschnee geniesst." Fing unser „Lehrer" an zu sprechen. „Doch plötzlich versetzt sich der Boden unter dir. Was machst du?" Stille. Alec zuckte mit seinen Schultern. „Schreiend weg rennen?" scherzte er und wackelte mit seinen Armen in der Luft umher. Ramon schüttelte heftig seinen Kopf. „Mach keine Scherze Junger. Wenn du dich in einem Lawinengebiet befindest, solltest du genau wissen, wie du in so einer Situation schnell und richtig handelst, ansonsten könntest du innerhalb von einer Minute unter Tonnen von Schnee begraben sein. Also was machst du?" stellte er noch einmal dieselbe frage. Doch als Alec immer noch nichts sagte und nur dumm auf dem Hügel stand, drehte sich Ramon um und blickte fragend in die Gruppe. Auf einmal hielt ein Junge aus der anderen Klasse die Hand hoch. „ Ruhig bleiben und schnellst möglich einen Sicheren Plan schmieden?" „Nicht schlecht Daniel aber bis man einen Sichern Plan hat, liegst du schon längst unter der Lawine." Er drehte sich wieder zu Alec und zeigte ihm, dass er wieder nach unten kommen konnte. „ Wenn du spürst, dass jeder Moment eine Lawine ausbrechen könnte, laufe so schnell wie möglich den Abhang hinauf sodass du dich oberhalb der Abrisslinie befindest und das versuchen wir jetzt mal. Positioniert euch so das ihr genug platzt habt, den Hügel hinauf zu rennen." Och nö echt jetzt? Reicht es den nicht, dass wir zuhören? Ich hatte keine Lust mich jetzt auch noch anzustrengen und mich voll zu schwitzen. Trotzdem setzte ich mich in Bewegung und machte unfreiwillig bei den vielen verschiedenen Übungen mit. Ich weiss das sie Überlebungsnotwendig waren aber seien wir mal ehrlich. In genau sechs Tagen bringt mir dieses Wissen nicht mehr viel. „Madison was muss man machen wenn es zu spät ist und man schon unter der Lawine gefangen ist?" „Öh ein Loch um seinen Kopf graben und sparsam wie möglich mit der Luft umgehen oder so." gab ich als Antwort von mir und er nickte erstaunt. Von wo ich das wusste? Fragt mich was leichteres. Wir waren gerade dran, alles Wichtige zu Wiederholen, was er uns in diesen fast vier Stunden beigebracht hatte.

Als wir am späten Abend wieder zurück bei unserer Hütte waren, zog ich als aller erstes den nassen Skianzug aus und legte ihn über die Heizung. Die anderen aus der anderen Gruppe, waren noch nicht zurückgekehrt weshalb ich genug Platz für meine Sachen hatte. Als ich gerade die Mütze von meinem Kopf nahm, breitete sich schon wieder dieses schlechte Gewissen aus. Ich sollt es ihm zurück bringen. Ich zog mir die Jacke über und zwängte mich erneut in die Schuhe und lief zur gegenüberliegenden Hütte der Jungs. Ich klopfte dreimal und wartete ein paar Sekunden bis ich einfach hinein trat. Nur mit einer Leggings bei – 12°C nach draussen zu gehen, war doch keine so gute Idee gewesen. „Was machst du denn hier?" Motzte Finn sogleich und strubelte, mit einem Handtuch durch seine Haare. „Ich hoffe, du hast sie nicht schmutzig gemacht." Sagte er und deutete auf das Ding in meiner Hand. Okay was war jetzt in ihn gefahren? Warum zur Hölle war er jetzt so schlecht gelaunt? Vor ein paar Minuten hatte er mich noch mit Schneebällen beworfen und sich darüber lustig gemacht, wie ich mich aufregte. Ich schmiss die Mütze auf das erste Bett und drehte mich wieder um. Einen Dank, nach dieser Aktion konnte er ganz schnell vergessen.

Warum hatte ich mir noch gleich Sorgen gemacht?

Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt