"Du musst dich nicht sofort entscheiden. Ich weiß,es ist nicht leicht. Ich gebe dir bis übermorgen Zeit. Entscheide dich. Kannst du auf mich verzichten? Kannst du Schläge in kauf nehmen? Liebst du mich?" Wenige Sekunden später hörte ich ein gleichmäßiges Piepen. Er hatte aufgelegt. Ich verweilte noch lange in dieser Position. Das Handy am Ohr,senkrecht sitzend in meinem Bett,die Wand anstarrend. Erst nach gefühlten Stunden ließ ich das Handy,welches zu schwer für meine Hand wurde, sinken. Langsam legte ich das Handy weg und lief zur Tür,um sie abzuschließen. Anschließend ging ich wieder aufs Bett zu und legte mich hin,die Decke bis zur Burst hinaufgezogen.
Kannst du auf mich verzichten? Kannst du Schläge in kauf nehmen? Liebst du mich?
Konnte ich auf ihn verzichten? Konnte ich Schläge in kauf nehmen? Liebte ich ihn?
Seine Worte hallten durch meinen Kopf. Prallten an der Schädeldecke auf,nur um in einer anderen Richtung wieder zu erschallen. Ich hörte ein leises Klopfen. Erst wusste ich nicht genau,ob ich es mir nur einbildete,doch als ich die Stimme meiner Mutter hörte,wusste ich,dass dies real war. "Schätzchen?"
"Talia,alles in Ordnung?"
"Wie war das Telefonat?"
Die Stimmen in meinem Kopf und die Stimme meiner Mutter wechselten sich ab. Ließen mir keine ruhige Sekunde.
"Habt ihr Schluss gemacht?"
"Nein!",entfloh es mir heiser. Wie ein leiser Hilferuf.
"Habt ihr alles geklärt?"
Stumm schüttelte ich den Kopf. Nichts war geklärt. Es war alles so unklar und dennoch so klar. Ich liebte ihn,doch Stück für Stück überkam mich die Wahrheit. Er durfte mich nicht schlagen,es stand ihm nicht zu.
"Talia Baby,bitte mach auf."
Meine Mutter versuchte den ganzen Abend mich dazu zu bewegen meine Zimmertür aufzusperren,doch Erfolg hatte sie keinen. Ich blieb in meinem Zimmer,blendete die Stimmen im Kopf und die meiner Mutter aus und glitt schließlich in einen unruhigen Schlaf.Ich träumte von Jack. Wir liefen einen Strand entlang. Hand in Hand. Mich durchflutete ein Glücksgefühl. Doch schon im nächsten Moment schlug er zu. Nicht oft,doch er tat es. Das Glücksgefühl war verschwunden,doch im nächsten Moment kehrte es in der Form eines Kusses zurück. Es schien wie ein Wettkampf zwischen Glück und Unglück. Mir wurde klar,dass ich nicht nur eines haben konnte. Das Glück gehörte zum Unglück. Die Küsse gehörten zu den Schlägen.
Ich wusste nicht,ob mir dieser Traum half die Wahrheit zu erkennen,oder ob sie schon lange in meinem Unterbewusstsein verankert war. Doch ich kannte sie. Ich wusste,dass ich niemals ohne Jack leben könnte,ohne seine Küsse,ohne seine Liebe. Und ich wusste auch,dass ich die Schläge in kauf nehmen würde. Die Schläge in Form von Unglück und die Liebe in Form von Glück. Es war wie ein Tauschkonzert. Er bekam die Schläge,die er ausführen durfte und ich bekam die Liebe,die ich erfahren durfte. Langsam erhob ich mich von meinem Bett. Ich lief zur Tür,schloss sie auf und öffnete sie. Vor meiner Tür saß meine Mutter,schlafend. Ich beugte mich langsam zu ihr herunter. "Mum?",ich schüttelte sie leicht,bis sie ihre Augen aufschlug.
"Talia.",sie zog mich in ihre Arme.
"Warum hast du nicht aufgemacht? Weißt du eigentlich,wie viele Sorgen ich mir um dich gemacht habe? Ich-"
"Shh,Mum. Alles gut. Ich musste mir über ein paar Sachen klar werden."
"Mach das nie wieder,verstanden? Du weißt ja gar nicht,welche Ängste ich als Mutter durchleben musste. Du hast Verletzungen,du willst nicht zur Schule,du kratzt dir den Hals auf,du weinst,du schließt dich ein,du-"
"Ab jetzt wird alles besser,glaub mir.",lächelte ich leicht,woraufhin meine Mutter müde lächelte.
"Dein Wort in Gottes Ohr. Ich will so etwas nie wieder erleben."
Langsam stand sie auf und ich mit ihr.
"Wir gehen jetzt runter,ich mache mir einen Kaffee und dir einen Kakao und danach wirst du mich endlich mal aufklären."
"Mum,ich-"
"Keine Wiederrede und jetzt ab nach unten."
Seufzend lief ich mit ihr die kalte Treppe hinab. In der Küche angekommen setzte ich mich an unseren Tisch und stütze meinen Kopf auf die Hände.
"Was?! Schon fast 12:00 Uhr?!"
Während meine Mum den Kaffeeautomaten einschaltete und die Milch aufsetzte,griff sie nach dem Hörer.
"Hey Schatz,kannst du bitte bescheid geben,dass ich heute nicht mehr kommen werde." Sie lachte leicht auf. "Danke Ian,ich ruf dich heute Abend an."
"Okay,mache ich. Bis nachher,ich liebe dich."
Schnell legte sie den Hörer weg und füllte die Milch in meinen Becher mit Milkaflecken um.
"Ich soll dich grüßen,",lächelte sie leicht und brachte die Milch,inklusive Kakaopulver,Löffel und Strohhalm zu mir. Ich nickte ebenfalls leicht lächelnd.
"Grüße zurück.",murmelte ich noch,bevor sie sich,mit ihrer Kaffeetasse in der Hand,auf den Stuhl gegenüber von mir hinsetzte.
"Und jetzt erzähl mir alles über gestern. Der Streit mit Jack und das Telefonat."Ich muss jetzt mal was loswerden,und zwar ein riesen fettes DANKE!! Ihr votet und kommentiert so fleißig und auch wenn ich meist nicht auf Kommentare antworte,ich lese sie alle! Es freut mich einfach so sehr,dass euch die Geschichte gefällt und ich euch eine Freude mit ihr machen kann!
Was glaubt ihr wird Talia ihrer Mutter erzählen? PS: Ich liebe es eure Vermutungen zu hören.
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I love you psycho
Teen Fiction"Ich liebe dich." Kein Wort kam über meine Lippen, sie schienen gelämt. Seine Hand. Hart traf sie meine Wange. "Antwort?",hörte ich seine raue Stimme an meinem Ohr. "Ich liebe dich auch.",entfloh es meinen Lippen.. #17 in Jugendliteratur #42 in Jug...