Organization

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Ich wusste nicht, wie lange ich dagelegen hatte, zusammengekrümmt vor Schmerz, doch irgendwann schaffte ich es aufzustehen. Mich an der Wand abstüzend fand ich meinen Weg ins Bad. Dort zog ich mein Oberteil aus, dadurch wurden einige Splitter des Glases aus meiner Haut gezogen. Den Rest entfernte ich mühsam und mit zusammengebissenen Zähnen. Anschließend holte ich meine Magiccream mit zitternden Händen aus dem Regal. Fast eine halbe Stunde rieb ich mich mit der Salbe ein und so wurden die roten Stellen weiß. Aus meinem mit Blut befleckten Shirt wusch ich schnell die groben Blutflecken raus, sodass das schwarze T-Shirt zwischen den Wäschestücken nicht weiter auffiel. Ein neues Oberteil zog ich nicht an, so konnte die Creme besser einwirken. Für mein Gesicht, welches dabei war anzuschwellen, holte ich mir von unten ein Kühlakku. Wie ich erwartet hatte war Jack weg, seine Schultasche stand nicht länger neben meiner. Es schmerzte, als ich das blaue, kalte Kühlakku auf meine Wange drückte. Ich biss mir auf die Lippe, um einen kurzen Aufschrei zu vermeiden. Meine Lippe blutete sowieso schon. Doch bis jetzt hatte ich es geschafft, wenn auch nur mit Mühe, nicht auf mein Shirt zu tropfen und den Boden verschont zu lassen. Mit zitternden Beinen lief ich nach oben zurück in mein Zimmer. Auf dem Boden lagen die Scherben des Aschenbechers und meine Zigarettenschachtel. Bei dem Anblick konnte ich die erneut aufkommenden Tränen nicht verhindern. Sie rollten über meine Wangen hinunter zu meinem Kinn, um schließlich auf den Boden zu tropfen.
Es war alles ihre Schuld. Die Schuld der Zigaretten. Die Schuld des Aschenbechers. Die Schuld meiner Sucht. Meine Schuld.
Mit meiner freien Hand rieb ich mir vorsichtig über mein Gesicht. Denoch schmerzte es, als ich die Tränen wegwischte. Ich ließ das Kühlakku auf meine Kommode sinken und machte mich dann erneut auf den Weg zur Küche, um ein Kehrblech zu holen. Mit dem Kerblech in meinen zitternden Fingern lief ich wieder nach oben, wobei ich mich zur Sicherheit an den Wänden abstützen musste, da der Schwindel mich erneut überfiel. In meinem Zimmer angekommen, entfernte ich unter Schluchzen die Scherben und Splitter auf meinem Boden. Mit einem nassen Lappen wischte ich die Blutspuren auf, welche entstanden waren, als Jack mich in die Scherben gedrückt hatte. Die Zigaretten, welche auf dem Boden verteilt lagen sammelte ich auf und zerschnitt sie über meinem Mülleimer und das Gleiche tat ich auch mit der Zigarettenschachtel. Nie wieder. Nie wieder würde ich meinen Lippen gestatten meiner Sucht nachzugeben. Nie wieder würde ich Jack enttäuschen.
Schluchzend zerstörte ich die letzte Zigarette und lief dann ins Badezimmer, um mir ein Handtuch zu holen. Ich wollte mich hinlegen und dabei nicht das ganze Bett mit meiner Creme verschmieren.
Im Bad angekommen wagte ich es nicht mein Spiegelblid eines Blickes zu würdigen, sondern holte einfach schnell das Handtuch und ging ins Zimmer. Während ich auf mein Bett zulief, griff ich nach dem inzwischen nicht mehr ganz so kaltem Kühlakku und meinem Handy. Ich stelle den Wecker so ein, dass er mich eine Stunde bevor meine Mum kam aufwecken würde, so hatte ich später noch genug Zeit um das Handtuch, sowie das Kühlakku wegzubringen, anschließend einige Wunden nochmal einzucremen und sichtbaren Wunden, welche in meinem Gesicht waren mit meinen Concealer-Abschmink-Skills zu überdecken.
Stöhnend ließ ich mich auf mein Bett fallen und hoffte wenigstens für ein paar Stunden Schlaf zu finden.

Erschöpft schlug ich meine Augen auf und stellte den Wecker aus. Die Routine, die ich mir bevor ich eingeschlafen war zurechtgelegt hatte, führte ich schnellstmöglich durch. Gerade als ich fertig war und mein Lächeln im Spiegel dazu trainierte echt zu wirken, klingelte es an der Tür. Langsam lief ich runter, darauf bedacht niergendwo dranzustoßen, sodass ich erst beim zweiten Klingeln an der Haustür ankam.
"Hey Mum.", lächelte ich, während ich die Tür öffnete.
"Hey Schätzchen, ich hab dir Nudeln mitgebracht. Tut mir leid, dass es wieder so spät geworden ist. Aber-"
"Ich weiß, Mum. Der Umzug, die Arbeit, ich verstehe, gar kein Problem.", lächelte ich, während sie ihre Jacke aufhängte.
"Mein großes Mädchen.", lächelte sie und strich mir kurz liebevoll über die Wange, worauf ich ein Zischen unterdrücken musste. Ihre Berührung war zwar sanft, doch selbst wenn man mein Gesicht nicht berührte, pochte und schmerzte es.
Ich folgte ihr in die Küche und sah ihr zu, wie sie die Nudeln in die Mikrowelle stellte.
"Und wie lief es heute?", erkundigte sich meine Mum, nachdem sie die Mikrowelle gestartet hatte.
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Wie lief was heute?
"Mum, was soll wie gelaufen sein?", fragte ich irritiert nach, worauf sie ziemlich verblüfft schien.
"Na das Packen natürlich."
Ertappt formte ich meine Lippen zu einem lautlosen oh.
"Ehm Mum ich, naja weißt du-"
"Ach Talia, du weißt doch, dass alles jetzt recht flott gehen soll. Es ist schon alles geklärt, ich bin schon fast fertig mit packen und du hast nicht mal angefangen."
Bedrückt lehnte ich mich an die Küchenzeile und knetete nervös meine Finger.
"Wir halben ja angefangen, aber dann musste Jack schnell weg und alleine weiter machen wollte ich auch nicht.", brachte ich die einfachste und schnellste Lüge über die Lippen, die mir gerade einfiel.
"Ach Mäuschen.", seufzte sie und nahm die fertigen Nudeln aus der Mikrowelle, welche sie anschließend gleichzeitig auf zwei Teller verteilte.
"Sorry Mum.", murmelte ich schließlich, als wir einige Minuten stillschweigend aßen.
"Wofür?", fragte sie ruhig zurück.
"Ich weiß, dass du das alles jetzt schnellstmöglich über die Bühne bringen möchtest und trotzdem hab ich noch nicht wirklich etwas dazu beigetragen.", murmelte ich bedrückt und pickte einige Nudeln auf meine Gabel.
"Ach weißt du, vielleicht sollten wir doch noch warten, das geht dir wahrscheinlich alles zu schnell, ich versteh das schon. Immerhin hast du noch nie woanders gelebt, ich kann verstehen, dass du nicht so schnell loslassen kannst, ich werde-"
"Mum, stopp. Nein. Das ist schon in Ordnung. Ich kann los lassen und es geht mir nicht zu schnell, nur finde ich nie richtig Zeit zum packen."
Einige Minuten war es still, bis meine Mutter erneut das Wort ergriff.
"Dir geht das wirklich nicht zu schnell? Ich meine, ist es für dich nicht ungewohnt mich mit einem Mann zu sehen und-"
"Mum, er macht dich glücklich und das macht mich glücklich, verstehst du?"
Langsam nickte sie.
"Soll ich dir morgen bein packen helfen?", fragte sie leise. Zwar schien die Stimmung immer noch bedrückt, doch ich wusste, dass sie innerlich lächelte, als ich nickend mit einem:"Ja, bitte.", antwortete.

Sorry Leute, dass so lange nichts kam, ich hatte irgendwie eine mega Schreibblockade und dazu noch Oberstufenstress und generell irgendwelchen Scheiß... Blabla, juckt nicht. Auf jeden Fall tut es mir leid und ich hoffe, dass bald wieder öffter was kommt.

I love you psychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt