Lie

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"Mum,muss das denn sein? Es ist doch alles wieder gut.",seufzte ich auf.
"Ja,es muss sein."
"Man Mum.",grummelte ich nur als Antwort und rührte das Pulver unter meine Milch.
"Nichts man Mum,jetzt erzähl schon und ja keine Lügen.",sie nahm den ersten Schluck ihres Kaffees.
Mein Kopf war wie leer gefegt. Im Lügen war ich noch nie gut,nicht einmal in kleinen Notlügen! Wie sollte ich dann jetzt bitte ein riesen Lügengebäude aufbauen?! Moment... Gebäude!
"Jack wollte,dass ich,ehm...",sie guckte mich eindringlich an.
"Zu ihm ziehe.",nuschelte ich schnell hinterher.
Sie zog ihre Augenbraue hoch.
"Talia,du bist erst 15."
Oh shit,daran hatte ich jetzt nicht gedacht!
"Er wollte,dass ich...ehm...nach meinem Geburtstag bei ihm einziehe. Mit 16,das ist mit dem Einverständnis der Eltern gesetzlich erlaubt."
Ihr Gesicht wechselte von misstrauisch zu panisch.
"Aber,das wirst du doch nicht,oder? Oder?!"
Ich atmete erleichtert auf. Geschafft.
"Nein Mum,natürlich nicht. Das war auch der Grund für den Streit.",lächelte ich leicht und zog an meinem Strohhalm.
"Moment,aber warum hat er sich so oft entschuldigt? Wollte er dich etwa zwingen?! Das-"
"Mum nein! Er war nur sehr enttäuscht von mir und hat mich dann sozusagen rausgeschmissen. Anscheinend hatte er gestern einfach ein schlechtes Gewissen."
Meine Mutter nickte.
"Das sollte er auch."
Ich seufzte auf.
"Ja Mum,ich weiß. Aber jetzt musst du mir einen Gefallen tun.",ich guckte kurz auf die Uhr.
"Gleich hat Jack Unterrichtsschluss und da wir gestern nicht reden konnten,müssen wir das heute. Wir müssen das einfach alles noch einmal ausdiskutiert. Fährst du mich bitte zur Schule?"
Meine Mum seufzte.
"Unter einer Bedingung."
Ich nickte..
"Du ziehst nicht aus.",sie zog einen Schmollmund,was bei ihr ziemlich komisch,aber dennoch niedlich, wirkte.
Ich lachte auf.
"Natürlich nicht,Mum. Ich mache mich fertig.",lächelte ich,gab ihr einen kurzen Kuss und lief dann die Treppe hinauf.
Im Hintergrund hörte ich sie noch rufen,dass ich nicht ausgetrunken hätte,worauf ich nur:"Trink du den Rest.",antwortete. In meinem Zimmer angekommen,öffnete ich meinen Schrank. Nach wenigen Minuten entschied ich mich für ein rot-schwarz kariertes Hemd und eine schwarze Jeans. Ich zog mir noch Unterwäsche aus der obersten Schublade und zog mich dann an. Anschließend lief ich ins Bad,um mir die Zähne zu putzen und mir einen Zopf zu binden. Damit fertig holte ich noch schell mein Handy und lief nach unten. "Mum?"
"Bin gleich so weit.",hörte ich sie von oben rufen. Ich blickte zur Uhr. In 20 Minuten hatte er aus. Ich durfte ihn einfach nicht verpassen.
"Mum,beeil dich!",rief ich noch,bevor sie auch schon die Treppe herunter hastete.
"Bin ja schon da.",murmelte sie daraufhin und nahm den Autoschlüssel vom Haken. Zusammen verließen wir das Haus und waren kurze Zeit später am Auto angelangt.
Ungeduldig schaute ich aus dem Fenster. "Mum,fahr schneller!"
"Du kommst schon nicht zu spät,keine Sorge." Ich wusste,dass ich nicht zu spät kam,warscheinlich sogar zu früh. Doch ich musste irgendetwas sagen,egal was,einfach stumm zu bleiben ertrug ich nicht. "Mum,wie viel Uhr ist es?" Sie seufzte.
"Mensch Talia,du hast doch dein Handy zur Hand." Stumm nickte ich,was sie anscheinend nicht bemerkte.
"Kann es sein,dass du nervös bist?",fragte sie und warf mir einen kurzen Blick über den Rückspiegel zu.
"Ein wenig vielleicht. Ich meine,ich weiß gar nicht,wie ich anfangen soll."
"Ach Schätzchen,sag ihm einfach gerade heraus,dass du noch zu jung für einen Umzug bist." Ich runzelte die Stirn,wovon redete- Ich hielt inne. Meine Lüge,beinahe hätte ich sie vergessen.
"Und dann ist alles wieder Friede-Freude-Eierkuchen. Nicht wahr?"
Ich biss mir auf meine Lippe und nickte.
"Sieht ganz so aus."
Die restliche Fahrt verlief schweigend,während ich mich ertappte,wie ich an meinen Fingernägeln kaute. Ethan hatte damit anscheinend wirklich recht gehabt. Ich sah Ethan bildlich vor mir,wie er mich forschend anblickte und anschliessend analysierte. Doch sein Gesicht veränderte sich,bis ich deutlich Jacks markante Gesichtszüge erkannte. Seine Stimme hallte durch meinen Kopf und war gar nichr mehr zu bremsen. "Ich liebe dich." "Was hast du falsch gemacht,Sweetheart?" "Es ist ein Teil von mir." "Du musst dich nicht sofort entscheiden." "Du gibst mir mehr,als Jenna und die anderen Schlampen es je könnten." "Doch wenn du mich nicht liebst,dann werde ich das akzeptieren und dich in Ruhe lassen." "Du hast dich in mich verliebt. In alles,in meine hellen und dunklen Seiten und wenn du mich liebst, wirst du das akzeptieren müssen"
"Wir sind da!",riss mich meine Mutter aus meinem Gedankengang,seine Stimme verstummte.
"Soll ich hier warten?"
Langsam schüttelte ich den Kopf.
"Ich fahre mit Jack.",murmelte ich leise und stieg aus. Der Schulhof war leer und ich hörte den Motor meiner Mutter,als sie wegfuhr. Jetzt war ich komplett allein. Vorsichtig,fast als wäre der Boden unter meinen Füßen aus Glas,lief ich zu dem Stammparkplaz von Jack,wo wie erwartet sein Auto stand. Ich lehnte mich leicht gegen den Wagen,welcher schwarz glänzte. Er war angenehm erwärmt von der Sonne,die den wolkenlosen Himmel schmückte. Die Wärme erinnerte mich an Jack,was mich eine leichte Gänsehaut bekommen ließ. Wenn er mich küsste,meine Hand nahm oder ich einfach nur an ihn denken musste,war sie immer da. Diese Wärme. Ich fühlte mich dann sicher,geborgen,so wie in diesem Moment,als könnte nichts schief gehen. Ich blickte zum Eingang der Schule. Schon in wenigen Minuten würde er durch diese Tür kommen,sich wie immer durch die dunkelbraunen Haare fahren und schon mal den Autoschlüssel heraus holen. Mir lief ein erneuter Schauer über den Rücken. Ich hörte das bekannte Klingeln der Schulglocke und wiederstand meinem Verlangen an meinen Fingernägeln zu knibbeln. Ungeduldig fuhr ich mir durch die Haare,während die ersten Schüler die Türen aufstießen. Mit der Anzahl der Schüler die aus dem Gebäufe förmlich flüchteten stieg meine Nervosität. Ich wusste nicht woher sie kam,doch sie war präsent. Die Wärme, die vom Wagen ausging und mich an Jack erinnerte,war verschwunden. Ich fühlte mich,als wäre ich ins kalte Wasser geworfen worden. Und plötzlich fror ich ein. Der Moment stoppte,als hätte jemand auf Pause gedrückt. Er schlug die Eingangstür auf,die Klinke noch in der Hand. So blieb er stehen,jedenfalls wirkte es so auf mich. Nach gefühlten Stunden wusste mein Herz wieder,wie es Blut durch meinen Körper pumpen konnte und der Moment war vorbei. Mit zügigen Schritten kam er auf den Wagen zu und fuhr sich kurz durch die Haare. Noch im Laufen setzte er seinen Rucksack ab und holte seinen Autoschlüssel herraus. Nachdem er seinen Rucksack wieder auf einer Schulter trug blickte er zum ersten Mal auf. Er traf auf mich und er blieb augenblicklich stehen. Nach einigen Sekunden fuhr er sich wieder  durch seine dunkelbraunen Haare,die ihm leicht ins Gesicht fielen. Mein Herz begann Amok zu laufen,während ich mich leicht an dem Türgriff des Autos klammerte.

I love you psychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt