Kapitel 24

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POV Tim
Berlin, jetzt
Heute hatte Lukas Geburtstag. Gestern waren wir relativ früh eingeschlafen und so konnte ich mich heute früh morgens – zu einer Zeit, zu der ich des Öfteren ins Bett geh – zum Bäcker laufen und ihm ein schönes Frühstück bereiten. Ich hatte dem schlafenden Lukas einen Kuss auf die Wange gedrückt und hatte mich dann so leise wie möglich auf den Weg gemacht. Erstaunlich gut gelaunt für die Uhrzeit stand ich in der Schlange hinter drei Schulmädchen, höchstens vierzehn Jahre alt und belauschte amüsiert deren Gespräch, in dem es um niemand anderen als meinen Freund ging.
„Meinst du, Alligatoah hat ne Freundin?"
„Nee, der ist doch schwul!"
„Woher weißt du das? Bei dem sind doch immer Mädchen in den Videos, die vögelt er sicherlich später." Mein Grinsen verschwand. Seit wann reden dreizehn-vierzehn-jährige Mädchen so? Ich hob die Augenbrauen und fuhr mir den Schnurrbart entlang. Ob die mich erkennen würden? Wahrscheinlich nicht. Die klangen so, als würden sie eh nur Willst Du von Lukas kennen.
„Aber jetzt mal ehrlich: so wie der redet...und dann dieses Ding auf der Bühne."
„Was denn für ein Ding?"
„Der hat doch den anderen Typen von Trailerpark geküsst."
„Was? Echt?" Ich rollte die Augen und zog mir das Beanie ins Gesicht. Das könnte unangenehm werden. Außerdem: dass ich auf „den anderen Typen" reduziert wurde, war ja mal wieder super – vielen Dank auch.
„Ja, voll der Zungenkuss."
„Iihhh!" Pfft. Was wisst ihr denn von Küssen? Oder Liebe? Nichts.

Irgendwann waren die Mädchen dran, sie bekamen ihr Gebäck und liefen dann kichernd an mir vorbei. Ich drehte mich schnell weg und bestellte, bevor sie was sagen konnten. Auf Fangirls hatte ich gerade echt keinen Bock – vor allem nicht auf solche. Bei Lukas zuhause angekommen, machte ich Kaffee, deckte den Tisch und stellte Lukas' Geschenk auf den Tisch. Irgendwie war es sehr ruhig in seiner Wohnung, verdächtig ruhig, wenn man bedachte, dass Lukas eigentlich immer vor neun Uhr aufstand (weshalb, war mir immer noch ein Rätsel: wir hatten ja keine festen Arbeitszeiten und er arbeitete oft bis spät in die Nacht an neuen Songs. Vielleicht brauchte er einfach nicht so viel Schlaf wie ich). Bei mir war immer etwas los, auch wenn ich etwas außerhalb der Stadt lebte: schon alleine dadurch, dass ich einen Hund hatte, war es nie komplett still, da Heisenberg in der Früh gerne Terror machte, bis er gefüttert wurde. Nach einer halben Stunde philosophieren (in der ich mehrere Zigaretten auf Lukas' Balkon rauchte), entschied ich mich, mein Goldkehlchen aufzuwecken. Und zwar indem ich Kondompackungen auf ihn schnippte und ihn anscheinend maßlos nervte.

„Tiiim! Hör auf." Er zog sich die Decke über den Kopf und blieb dort liegen.
„Nur, wenn du endlich aufstehst."
„Will nich'."
„Bitte." Irgendwann schien er es satt zu haben und sah von unter der Bettdecke auf.
„Sag mal, was wirfst du da eigentlich auf...Oh. Tim, du bist echt kindisch." Ich lachte laut auf, woraufhin Lukas sich wieder verkroch, nicht ohne ein Augenrollen seinerseits abgebend.
„Schatz."
„Was?!"
„Du musst aufstehen."
„Ich muss gar nichts."
„Doch, du hast heute Geburtstag."
„Ich bin alt, also muss ich nicht aufstehen."
„Naja, naja, so alt bist du auch wieder nicht." Ich zog an der Decke, bis ich endlich Lukas entblößte.
„So, mein alter Mann, auf geht's!"
„Ach, Mann! Immerhin bin ich nicht so alt wie du", grinste er mich an, woraufhin ich ihm ein Kissen ins Gesicht warf.
„Ey!"
„Was, ey?"
„Mach das nicht. Ich hab' Geburtstag!"
„Weiß ich doch. Außerdem ist mir das egal. Jetzt komm, ich hab' Frühstück gemacht." Lukas' Augen leuchteten sofort auf.
„Echt?"

Bielefeld, August 2004
„Ich mach sowas eigentlich nie", meinte der Typ, der sich als Elias vorstellte zu mir, als ich die Haustür zu Marcel's Wohnung öffnete.
„Ach?", antwortete ich desinteressiert.
„Naja, also..."
„Da drüben ist das Bad, das hier ist mein Zimmer, mein Mitbewohner schläft, also können wir nicht allzu laut sein", fiel ich ihm ins Wort. Elias nickte scheu und verschwand dann kurz im Bad, während ich mir einen Joint anzündete und das Bett ein wenig herrichtete. Endlich werde ich wieder Sex zuhause haben! Nach so langer Zeit...Nachdem ich von zuhause abgehauen war, hatte ich zwar mit Männern geschlafen, jedoch immer nur in dreckigen Gassen, bei denen zuhause, im Auto, auf Bartoiletten, was man halt finden konnte. In meinem eigenen Bett war es doch immer am besten gewesen. Ich zog an meinem Joint und versank weiterhin in Gedanken, als Elias etwas schüchtern in mein Zimmer trat.
„Hey." Er sah sich im Zimmer um und ich folgte seinem Blick.
„Hey!"
„Ähh..." Ich legte den Spliff beiseite, stand auf und zog ihn zu mir, küsste ihn, kickte die Zimmertür zu und drückte ihn aufs Bett. Diesmal hatte ich die Oberhand – vielleicht lag es am Weed oder an dem Koks – es war ziemlich ungewohnt, und doch gefiel es mir, auf Drogen zu ficken. Ich war mir ziemlich sicher, dass Marcel uns hören konnte, doch das war mir egal.

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