Gib mir die Hand

Kapitel 47

POV Basti
Köln, jetzt
Die Jungs waren schon zehn Minuten zu spät und ich war kurz davor, einen Anfall zu bekommen. Außerdem konnten wir Sudden nirgends finden – er hatte unser Hotelzimmer irgendwann mitten in der Nacht verlassen und war dann nicht wieder aufgetaucht. Igor, die Ruhe in Person, zündete sich gechillt einen Joint an und meinte dann nur, dass Tim und Lukas wahrscheinlich gerade fickten und deshalb erst später dran sein würden. Das war eine Information, welche ich jetzt definitiv nicht brauchte und die mich zur Weißglut trieb. Nach weiteren zehn Minuten wurde mir das Warten zu blöd und ich marschierte zu deren Hotelzimmer und öffnete die Tür mit der extra Zimmerkarte, die ich immer für Notfälle besaß (hauptsächlich in Fällen, in welchen Tim sich mal wieder maßlos abgeschossen hatte und wir dem Goldkelchen nicht die Verantwortung überlassen wollten). Hochgeladen stürmte ich in deren Zimmer, wo mir ein Anblick geboten wurde, den ich nie für möglich gehalten hätte und bei dem ich am liebsten gekotzt hätte, hätte ich nicht gestern Abend schon alles rausgekotzt.

„Leute, ihr müsst jetzt echt mal...oh." Ich erstarrte, als ich die drei zusammen im Bett sah. Tim und Lukas lagen natürlich eng umschlungen und Sudden lag zusammengerollt daneben. Letzterer hob verschlafen den Kopf und sah mich verwirrt an. Er war anscheinend ohne Decke ausgegangen und hatte sich mit dem gesamten Körper um ein Kissen geschlungen. Außerdem sah er ganz und gar nicht ausgeschlafen aus.
„Fickt ihr jetzt zu dritt oder was? Am Ende werden wir nur noch als die Gangbang-Band gesehen werden, wenn das hier nicht aufhört", meckerte ich los und bekam prompt ein Kissen ins Gesicht geworfen.
„Verpiss dich!"
„Was machst du überhaupt hier, Steven?" Der Angesprochene fuhr sich übermüdet und genervt übers Gesicht und sah mich dann sauer an.
„Alter, du und Iggy, ey...ihr beide habt gestern Nacht dermaßen laut geschnarcht, dass ich hierher flüchten musste. Das hätte echt keiner ausgehalten, euren Terror."
„Und dank euch hat er uns beim Sex gestört", ergänzte Tim schlecht gelaunt, während er sich seine Brille aufsetzte. Ich verzog das Gesicht und machte Würgegeräusche, woraufhin mir das nächste Kissen entgegenkam.
„Ich will das alles nicht hören! Wir sehen uns in zehn Minuten unten in der Lobby. Sonst gibt's aufs Maul!" Daraufhin verließ ich das Zimmer, noch schlechter gelaunt als normalerweise. Unten angekommen, zündete ich mir erstmal eine Zigarette an, um ein wenig herunter zu kommen. Ja, vielleicht war ich ein wenig neidisch auf Tim und Lukas' Beziehung. Ich hatte schon seit Jahren keine richtige Beziehung mehr gehabt, tat so, als würde mir das Single-sein total entsprechen und doch war ich eigentlich wahnsinnig unglücklich.
„Verfickte Scheisse, ey..."

POV Tim
Keiner von uns sagte erstmal etwas, bis Sudden sich räusperte und vom Bett aufstand.
„Leute, es war mir ein Vergnügen – auch wenn ich bei euren nächtlichen Bumsgeräuschen nicht schlafen konnte. Einer von euch muss ja wohl richtig gut im Bett sein. Was die Frauenwelt so verpasst...Man sieht sich unten." Immer noch verschlafen und etwas perplex starrten Lukas und ich Sudden nach, wie er sich anzog und aus dem Zimmer flüchtete. Ich fuhr mir müde über mein Gesicht und sah dann Lukas an, der mir erstaunlicherweise ziemlich wach vorkam. Er strich über die Bettdecke und dann über meine Hand, bevor er den Mund aufmachte.
„Zweite Runde?" Ich runzelte die Stirn, nahm seine Hand und strich ihm mit dem Daumen über den Handrücken.
„Hä?"
„Lust auf ne zweite Runde? Wir haben noch zehn Minuten."
„Lukas, meine Fresse, langsam habe ich kein Sperma mehr übrig, wenn das hier so weitergeht." Mein Freund grinste mich frech an und biss sich auf die Unterlippe, was mich immer schwach werden ließ. Ich rollte die Augen und gab ihm einen Kuss.
„Ok, vielleicht etwas Handarbeit. Du musst aber schnell sein!"
„Unter der Dusche? Somit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe." Ja, mein Liebling war schon sehr praktisch veranlagt.
„Wenn du das sagst." Er stand vom Bett auf und ich gab ihm einen leichten Klaps auf den Po, bevor ich auch aufstand und ihm ins Bad folgte. Auch wenn die Kombination Wasser und Sex nie gut ausgeht (egal, in welcher Position und Weise), verließen Lukas und ich grinsend die Dusche, beide noch etwas aufgeregt und errötet von den gemeinsamen Orgasmen.

„Das war schön."
„Fand ich auch." Ich küsste ihn und beobachtete, wie Lukas beinah einen Herzkasper erlitt, als er auf die Uhr sah.
„Fuck! Basti wird uns umbringen!" Ich zuckte nur die Schultern und zog sich in Seelenruhe an, während er hektisch alle unsere Sachen zusammensuchte. Fünfzehn Minuten später waren wir unten bei den anderen angekommen, die uns alle mit saurer Miene und Schweigen bestraften, ehe wir uns weiter aufmachten. Das, was zwischen Sudden, Lukas und mir passiert war – beziehungsweise, was nicht passiert war, was jedoch so aussah – wurde auch nicht mehr angeschnitten. Jedoch bemerkte ich, dass Basti heute einen extragroßen Abstand zu uns hielt und eine noch schlechtere Laune als sonst hatte.

POV Lukas
September 2012, München
„Hey, Timi...", fragte ich meinen Freund zögerlich, als wir einen Moment alleine hatten – was eine Seltenheit war.
„Ja, Luki?" Tim sah mich breit grinsend und erwartungsvoll an.
„Wie...wie machen wir denn das auf Tour mit...also..."
„Hä? Was denn?" Ich knetete nervös meine Hände und sah mich im Backstage um. Jetzt aber schnell, bevor die anderen kommen!
„Ähhh...ja...also..."
„Jetzt raus mit der Sprache! Lass knacken!"
„Ja, also...mit...wie...mit Sex?"
„Wie, mit Sex?" Tim schien völlig verwirrt und richtete sich die Brille, während er mir erwartungsvoll ansah.
„Also, du und ich halt. Ohne...ohne, dass die anderen...Also, ohne die anderen zu stören?!"
„Achso. Nee, da wird es sicherlich keine Probleme geben. Einfach im Voraus sagen, dass man nicht gestört werden will und dann wird das schon. Es ist ja nicht so, als würden die nie jemanden mitbringen." Tim lächelte mich aufmunternd an und strich mir einige Sekunden lang über die Wange.
„Aber...da wird es doch sicherlich blöde Kommentare geben?"
„Lukas, bei uns gibt es immer blöde Kommentare, da musst du dich echt dran gewöhnen, so schwierig es auch sein mag. Auch wenn die Kommentare manchmal...als beleidigend eingestuft werden können." Ich sah in Tims Augen und wurde sofort schwach. So schöne Augen...Er rauchte seine Zigarette fertig, warf sie auf den Boden (da wird es sicherlich später Ärger geben, mit wem auch immer...) und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen, ehe er mich küsste und immer noch leidenschaftlich küssend gegen die Wand drückte. Seine eine Hand wanderte irgendwann von meinem Gesicht unter mein Hemd und besorgte mir eine Gänsehaut. Leider kamen wir nicht viel weiter, dank des Fluchs des Tourlebens, wo man wirklich nie alleine war, zumindest nicht für lange Zeit:

„Boah, ey Leute, kann man das nicht wenigstens während der Arbeit lassen?" Ich trennte mich unsicher von Tim und sah auf Bastis genervtes Gesicht herunter, der gestresst an seiner Zigarette zog und wahnsinnig große Pupillen hatte. Welch eine Ironie...
„Nein. Ist doch auch Arbeit. Da stehen die Fans sicherlich drauf."
„Ja, aber ich nicht. Also: Schwanz einziehen, Zungen weg. Ran an die Arbeit", knurrte uns Basti an. Tim küsste mich wieder und Basti verzog sich, nicht ohne die Augen zu rollen.

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Wer geht noch aufs Trailerpark OpenAir in München? Ich hab doch tatsächlich noch 2 Tickets bekommen ^^