Kapitel 46

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POV Basti
Berlin, jetzt (Dezember 2014)
Noch ein paar Wochen und wir würden Crackstreetboys 3 veröffentlichen. Ich war ziemlich aufgeregt, Lukas sowieso (auch wenn er es verstecken versuchte), Tim war wie immer völlig gechillt und Sudden kümmerte sich hauptsächlich um sein Tinder-Profil, um seine Anzahl an Sexpartnern etwas aufzubessern. An dem letzten Tag, an dem wir noch an ein paar Sachen feilen konnten, verzogen sich Lukas und Tim nach draußen. Dass die beiden immer noch zusammen waren, erstaunte mich massiv. Sie hatten zwar kaum Probleme in deren Beziehung, jedoch waren zweieinhalb Jahre eine sehr lange Zeit zusammen zu sein – vor allem für uns. Ich trat nach draußen in die Kälte, um eine Zigarette zu rauchen und sah dann die beiden auf dem Boden vor dem Studio sitzen, sich eine Flasche Schnaps teilend und ihre Finger ineinander verhakend. Sie sahen beide lächelnd auf ihre ineinander verschlungenen Hände und küssten sich immer wieder. Ich verdrehte die Augen und ging dann auf beide zu, zog deren Hände auseinander und schob den verwirrten Lukas zur Seite, damit ich mich selber hinsetzen konnte.
„Basti! Was soll das, du Wichser?"
„Mir ist kalt." Ich drängte mich zwischen die beiden und hockte mich auch auf den Boden.
„Ja, und?"
„Und so bekomme ich Wärme von beiden Seiten." Ich grinste sie frech an, während Tim die Augen zu Schlitzen machte und mir meine Zigarette aus dem Maul stahl, und daran zog.
„Ey!"
„Was? Ich hab' meine drinnen vergessen." Ich warf Lukas einen Blick zu, der ihm deutete, dass er mal was sagen sollte, doch dieser zuckte nur die Schultern und lehnte sich wieder zurück, gegen die Wand.

„Jungs, was machen wir eigentlich für das Release?", fragte ich nach einer Weile Schweigen.
„Party?", meinte Tim.
„Ja, schon, aber jetzt, was für eine?"
„Eine Release-Party. Nein, ein Release-Party-Konzert", schlug Lukas mit glänzenden Augen vor.
„Wie beim letzten Album? Das lassen die sicher nicht durchgehen."
„Außerdem müssten wir uns was Neues einfallen lassen und irgendwie hab' ich da keinen Bock drauf", grummelte Tim.
„Der faulste Mensch der..."
„Jaja, weiß ich doch!", giftete Tim mich an, woraufhin ich defensiv die Arme hob. Was geht denn bei dem ab?
„Wie lange haben wir noch?", fragte Tim anschließend. Lukas und ich warfen uns beide Blicke zu, die besagten, dass Tim echt der verpeilteste Mensch der Welt war.
„Ein paar Wochen."
„Läuft."
„Nee, tut es nicht, Tim! Wir müssen noch sauviel machen und du hockst hier rum und..."
„Du hockst hier doch auch rum."
„Jungs! Kann man das nicht wannanders klären? Wir sollten vielleicht wirklich mal was hinkriegen, heute", mischte sich Lukas müde ein. Ich tätschelte seinen Kopf in einer gönnerhaften Art und stand dann auf.

„Mir ist es zu kalt hier. Wer kommt mit rein?" Zu meinem Erstaunen standen beide auch auf und folgten mir dann, um sich an weitere drei, vier Stunden Arbeit zu machen. Ein paar Wochen später gingen wir auf Tour, was sich als interessanter als erwartet herausstellte (auch wenn es Trailerpark-Fans keinesfalls erstaunen würde).

POV Sudden
Köln, jetzt (ein paar Wochen später)
Wenn man in einer Band ist, merkt man schnell, wie alle Hüllen fallen gelassen werden, wie es kaum Grenzen gibt und außerdem lernt man die anderen Mitglieder der Band viel näher kennen, als man wahrscheinlich will. So passiert es dann auch, dass man sich Hotelzimmer teilen muss. Glücklicherweise hatten wir es immer so organisiert, dass unser Pärchen in einem Zimmer alleine waren – wir wollten jegliche Konflikte (sowie unangenehme Situationen) vermeiden und eigentlich klappte das auch ganz gut bis jetzt. Ich teilte mir wie immer das Zimmer mit Basti und Vortex, was sich am Ende jedoch als die schlechtere Option herausstellte: beide schnarchten dermaßen laut, dass noch nicht mal Kopfhörer den Terror ausblocken konnten und ich nicht schlafen konnte. Nach vier Stunden schlaflosem Herumwälzen reichte es mir: ich stand genervt auf, zog mir ein T-Shirt über und verließ das Zimmer. Und jetzt? Ich hatte zwei Optionen: entweder, ich schlief heute Nacht auf dem Flur oder bei unseren Turteltauben. Bei letzterem Gedanken verzog ich angewidert das Gesicht und versuchte es mir auf dem Flur gemütlich zu machen, was sich als schwieriger als gedacht herausstellte: zumindest, wenn man nüchtern war. Ich war gerade eingenickt, als sich Tim und Lukas' Tür öffnete und ich nach hinten knallte.

„Steven! Was machst du denn hier?" Ich sah hoch und sah Tim über mir stehen. Er trug nur Boxershorts, die locker um seine Hüften saßen und leider konnte ich dadurch nach oben auf seine Kronjuwelen sehen. Den Anblick werde ich vermutlich nie vergessen. Und jetzt weiß ich auch, dass ich zu hundert Prozent hetero bin (nicht, dass ich meine sexuelle Orientierung je in Frage gestellt hätte). Stöhnend richtete ich mich auf und murrte:
„Konnte bei denen nicht schlafen. Die schnarchen dermaßen laut..."
„Und jetzt schläfst du hier draußen, oder was?"
„Ja, schon." Tim verdrehte die Augen, öffnete die Tür weiter und ging einen Schritt zurück.
„Komm rein."
„Nee, du...passt schon. Ist ganz gemütlich hier draußen." Er stöhnte genervt auf und packte mich am Arm, ehe er mich hochzog und praktisch ins Zimmer warf.
„Was'n los?", hörte ich Lukas vom Bett fragen.
„Die schnarchen zu laut nebenan."
„Pfft."
„Ich muss echt nicht hier schlafen, Leute...ich find schon was."
„Alter! Jetzt stell dich nicht so an, auch wenn nur ein Bett hier drin ist, haben wir schon Schlimmeres erlebt. Und da warst du nicht ganz unbeteiligt."
„Nee, du, ich will echt nicht zwischen euch..."
„Wer sagt denn was von zwischen uns schlafen? Da ist deine Seite, da unsere – " Tim zeigte auf das Bett, wo Lukas mit einem Arm über die Augen lag. Letzterer schien maßlos genervt und mir war die Gesamtsituation wahnsinnig unangenehm.
„Mmmh...ok."
„Geht doch."
„Haben wir's jetzt?", kam es nun genervt von Lukas, woraufhin Tim sich aufs Bett kniete, sich über ihn beugte und seinem Freund einen Kuss auf die Stirn gab. Ich verdrehte die Augen und machte es mir nun auch gemütlich.

Bevor Tim das Licht ausmachen konnte, musste ich noch eine Sache loswerden, die hoffentlich eingehalten werden würde.
„Aber hier wird nicht gefickt, ist das klar?!", ermahnte ich die beiden, die meine Bedingung mit einem stummen Nicken akzeptierten. Unzufrieden grummelnd drehte ich mich zur Seite, mit dem Rücken zu den beiden und versuchte die Kussgeräusche auszublenden, indem ich mein Kissen auf meinen Kopf drückte. Ich wusste nicht, was schlimmer war: das hier oder Bastis Schnarchen. Ich rollte mich wieder auf die Seite und funkelte beide an.
„Könnt ihr das nicht wannanders machen?", zickte ich die beiden an.
„Ist ja nur für gute Nacht..."
„Jaja, ich will das nicht hören! Jetzt Ruhe." Mir war klar, dass ich ziemlich unfair den beiden gegenüber war, jedoch litt ich einfach nur an Schlafentzug und wurde dann extrem schnell genervt, was ich an Tim und Lukas ausließ.

POV Tim
Dass Sudden jetzt bei uns im Bett schlief, kam mir sehr ungelegen. Lukas und ich waren kurz davor gewesen, miteinander zu schlafen, und Sudden hatte den Moment zerstört, der Wichser. Man würde denken, dass wir im Trailerpark es gewohnt seien, zu dritt (oder mehr) in einem Bett zu schlafen, jedoch war es einfach nur unangenehm für alle Beteiligten, vor allem wenn zwei davon in einer Beziehung waren. Ich zog also Lukas an mich und kuschelte mich an ihn, so gut es ging. Ich versuchte außerdem, nicht allzu nah an ihm zu liegen, da die sexuelle Spannung von vorhin immer wieder auftauchte und ich mich wirklich zusammenreißen musste, um ihn nicht hier und jetzt flachzulegen – egal, ob Sudden neben uns lag oder nicht. Wir mussten schon wahnsinnig seltsam aussehen: wie drei (nicht gerade kleine) Männer in einem Bett schliefen, zwei davon in enger, inniger Umarmung und in Boxershorts. Es war wahnsinnig eng im Bett und es war das erste Mal, dass ich Lukas extrem genervt sah. Ich strich ihm tröstend über den Handrücken und er drehte sich dann zur Seite, seinen Hintern in meinen Schoß kuschelnd.

POV Lukas
Normalerweise werde ich nicht so schnell angepisst, jedoch, dass Sudden jetzt hier bei uns im Bett lag, nervte mich gigantisch. Und so wie Tim mich immer wieder streichelte, verstärkte natürlich die sexuelle Spannung, die wir bis vor kurzem noch ausleben hätten können. Außerdem strich mir Timi immer wieder über die Härchen meines Glücksstreifen – ob mit Absicht oder nicht, war mir nicht klar, ich wusste nur, dass es mich wahnsinnig machte. Ich bewegte meinen Fuß ungeduldig auf und ab, bis mir eine Idee kam: das Bad war ja noch frei und außerdem abschließbar. Auch wenn ich mir sicher war, dass wir noch nie in der Präsenz der Anderen Sex hatten, wäre das hier doch eigentlich ideal. Man musste ja nicht (allzu) laut sein.

„Tim", flüsterte ich.
„Was?"
„Komm mit ins Bad."
„Wieso sollte...oh." Er grinste mich an und beugte sich dann nach vorne, ehe wir gemeinsam im Bad verschwanden. Ob Sudden schlief oder nicht, war mir egal. War ja seine Schuld, dass er uns dann beim Sex hören würde. Kurz darauf fand ich mich hinter Tim, ihn gegen das Waschbecken fickend, unsere Finger ineinander verhakend. Das Adrenalin, welches meinen Körper ergriff, machte alles noch viel aufregender, vor allem, da wir ruhig sein mussten und ich mich wirklich zurückhalten musste, um nicht laut aufzustöhnen. Ich hoffte außerdem, dass ich gerade jegliche (negativen) Gedanken an Matthias, die in Tims Kopf herumspukten, herausficken würde.


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