01. Aufgabe

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Ich starrte zu Liam rüber. Der blickte mich, jetzt wieder ernst, an und sagte: "Los gehts! Nimm den Rasierer!" "Waas?" kreischte ich schrill. "Niemals!" Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Liam biss sich auf die Unterlippe. Seine braunen Augen blickten mich unverwandt an. Ich fühlte mich, als würde ich in ihnen versinken.

Als ich keine Reaktion von mir gab, seufzte er. "Dann mach es wenigstens bei mir!" meinte er und drückte mir den Rasierapperat in die Hand. Er setzte sich aufs Bett und sagte erwartungsvoll: "Los! Oder soll ich heute Nacht erfrieren?" Zitternd streckte ich meine Hand aus und setzte den Rasierer an. Seine braunen Haare waren weich und dick. Ich wollte sie nicht abschneiden. Doch er machte eine ungeduldige Bewegung. Ich stellte den Rasierer an. Er surrte. Die ersten Haare fielen zu Boden.

Nach einer Viertelstunde stand ein neuer Liam vor mir. Ich war überrascht wie ihm der Kurzhaarschnitt stand. Er sah gut aus. Mehr als gut. Ich musste schlucken. Er legte den Kopf schief. "Und?" Ich musste lächeln. "Du siehst...toll aus!" Er wurde rot und musste grinsen. "Jetzt bist du dran!" sagte er und ging mit der Schere auf mich zu. Ich wich zurück. Niemals! dachte ich. Ich liebe meine Haare. Und allein der Gedanke daran, mit einer Glatze vor Liam zu stehen bringt mich um! Außerdem haben wir doch schon Wolldecken. Aber der Gedanke, noch eine Nacht hier zu zittern machte mir Angst.

"Komm schon!" Liam drängte mich immer weiter an die Wand. Ich kam nicht mehr weiter. Er stütze sich links und rechts von mir ab, damit ich nicht entkommen konnte.

"Ey!" flüstere er. "Komm schon! Es sind nur Haare!" Sein Gesicht kam näher an meins. Ich sah ihm in die Augen und fühlte mich, als ob ich jeden Moment umkippen würde. "Nein!" probierte ich zu sagen, aber ich war wie stumm. Mein Herz pochte wie verrückt, sodass ich Angst hatte, er könnte es hören. Was passiert hier? dachte ich. Ich nahm all meine Kraft zusammen und schob ihn von mir weg. Liam runzelte die Stirn. Doch dann wurde sein Blick weich. Er ging auf mich zu und berührte mein Haar. "Egal..." murmelte er sanft und wickelte einer meiner Haarsträhnen um seinen Finger. Sein Blick durchbohrte mich. Dann seufzte er. "Obwohl du mit ner Glatze bestimmt auch sehr süß aussehen würdest!" Er grinste. Ich musste nach Luft schnappen. "WAAS?" Ich blickte ihn böse an. Doch er lachte nur und legte sich auf sein Bett.

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