Manus Sicht
Ein paar Minuten lang konnte ich nichts mehr durch die dicke Tür hören, bis auf einmal etwas schweres gegen sie bollerte. Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. Mein Herz fing an, schneller zu klopfen. Was war das? Wieder ertönte ein Poltern, und jetzt konnte ich auch Schreie erkennen... eindeutig von einem Jungen. Ich traute mich nicht dir Tür zu öffnen, meine Angst hielt mich davon ab, obwohl ich trotzdem wissen wollte, was da draußen passierte. In meinem Kopf ging es hin und her: Rausgehen? Mich verstecken? Lautes Rufen ertönte. Und auf einmal hörte ich meinen Namen. Nicht so, als ob jemand mich rufen würde, nein, jemand redete über mich! Eher gesagt er schrie! "Manu ... Schweine!! ... Wie könnt ihr nur ..." Das war eindeutig Liam. Wieder ein Poltern und ein Schmerzensschrei. Jetzt hielt ich es nicht mehr aus. Meine Neugier überwand meine Angst und ich riss die Badezimmertür mit einem Ruck auf. Und blieb entsetzt stehen.
Vor mir lag ein fremder Junge auf dem Fußboden, aus seiner Nase lief eine kleine Blutspur. Liam kniete auf ihm, das Gesicht schmerzhaft und wütend verzogen. Er hielt sich seine Hand, die auch am bluten war. Mein Herz zog sich eine Sekunde lang krampfhaft zusammen. Ich konnte Liams Schmerz fast auch in meiner Hand fühlen, so sehr war ich mit ihm verbunden. Sie zeigte deutlich Bissspuren. Als Liam mich sah, zuckte er zusammen. Schnell stand er auf. Seine dunklen Augen durchbohrten mich und ich trat einen Schritt zurück. Was war hier los? Keiner sagte auch nur ein Wort. Totenstille herrschte, bis der Junge auf dem Boden ein heisernes Krächzen von sich gab und sich aufrichtete. Ich sah wie Liams Hände sich wieder zu Fäusten ballten und ich konnte nichts tun. Hilflos stand ich da. Liam hob seine Faust und ließ sie dann im selben Moment sinken. Stattdessen schupste er Niall brutal zur Seite, riss die Tür auf und lief ohne ein weiteres Wort raus. Ich wollte ihn rufen, wollte ihm sagen dass er hier bleiben musste, dass keiner ihn sehen durfte - aber vor allem dass ich nicht wollte, dass er wegging. Aber mein Hals war wie zugeschnürt.
Niall half dem schwarzhaarigen Jungen vom Boden auf. Beide blickten mich an, als wüssten sie nicht, was zu tun war. Hilflos. "Was..." krächzte ich und räusperte mich schnell. "Was hat er denn?" Niall sog die Luft ein. Statt einer Antwort wandte sich der andere Junge zu ihm und fragte: "Ist sie das?" Verwirrt blickte ich zu Niall, der nur nickte. Rasch ging der Jungs auf mich zu, während er sich mit der Hand das Blut von der Nase wischte. Er packte mich am Handgelenk und fing an mich in Richtung Tür zu ziehen. "Zayn!" stotterte er. Der Schwarzhaarige, Zayn, fuhr herum und fauchte ihn an. "Alter, ich glaubs einfach nicht! Du versteckst sie hier? Bist du total behindert? Hallo?! Denk doch mal an deinen Vater! Ihm bedeutet das hier ALLES und du machst so ne Scheiße?!" "Zayn, probier doch mal zu verstehen, dass..." "Halt dein Maul!" zischte Zayn und drückte mein Handgelenk fester zusammen. Ich probierte mich aus seinem festen Griff zu befreien und wand mich, aber er griff nur noch fester zu. Langsam erwachte ich aus meiner Starre und fing an, das Geschehen zu realisieren. Wir waren aufgeflogen! Dieser Zayn wollte mich wieder einsperren und Liam war einfach weggelaufen? Ich wollte auch hier weg.
"Lass mich los!" flüsterte ich. Statt auf mich zu achten warf Zayn noch
einen giftigen Blick zu Niall und zerrte mich dann zur Tür. "Lass mich los!" "Lass sie los!" schrien Niall und ich gleichzeitig. Ich versuchte Zayn zu treten, aber er wich mir geschickt aus und ehe ich mich versah stand ich draußen vor der Tür in einem Gang. Ich sah noch Niall, der sich die Hände vors Gesicht hielt, aber sich, anstatt mir zu helfen, auf sein Bett fallen ließ. Dann schloss sich die Tür mit einem Knall.
Liams Sicht
Experiment. Es war alles nur ein bescheuertes Experiment! Wieder biss ich die Zähne fest aufeinander, während ich den Gang herunterhastete. Einfach geradeaus, einfach weiter. Ich wusste nicht wohin, ich wollte einfach nur weg. Beim Rennen flogen die Gedanken nur so durch meinen Kopf.
Was sollte das alles? Wer dachte sich denn ein Experiment aus, in dem sich zwei Leute ineinander verlieben sollten? Wie in den Chemie Stunden, mit Protokollen und Versuchen - so hatte man hier meine Gefühle beobachtet! Und was noch viel schlimmer war: man hatte meine Gefühle manipuliert! Wenn ich Manu in Freiheit getroffen hätte, hätte ich sie überhaupt beachtet? Hätte sie mich gemocht? Hatte ich Gefühle für sie gehabt? Mein Kopf dröhnte. Ja, ich hatte sie gemocht. Aber sicher nicht von mir aus. Es war alles die Schuld dieser Entführer! Ich musste diese dämlichen Gefühle ausschalten! Sie waren nicht echt. Fake! Gelogen! Manipuliert! Ich war so wütend auf alle. Auf diese Leute. Auf Niall, der mir nichts sagen wollte über das Experiment. Auf Zayn, der das auch noch toll fand. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht! Aber auf wen ich am meisten wütend war, das war ich. Wie konnte ich denn nur auf das alles herein fallen? Ich hatte mich selbst getäuscht! Ich hatte KEINE Gefühle für Manu! Ob Niall ihr alles erzählt hatte? Wie sie wohl reagierte? Ich stellte mir ihre Augen vor, wie sie sich ängstlich weiteten und wie sie dann wütend auf Niall und Zayn losgehen würde. Oder sie würde einfach nichts sagen. Vielleicht würde Zayn sie wieder mitnehmen. Ob ich sie jemals wiedersehen würde? Wo rannte ich überhaupt hin? Ich kam hier doch eh nie raus! Keuchend blieb ich stehen und knallte mit meiner Faust gegen die Wand. Ich müsst hier raus. Ich... aber Manu? Würde sie jemals ihre Familie wiedersehen? Würde sie jemals ein richtiges Leben haben? Und ... einen Freund? Ich ließ mich schwer atmend an der Wand herunter rutschen und errinerte mich an Manu... An ihr Lachen, an ihren Mut und ... an ihre Lippen.
Flashback
Als ich sie küsste erschrak ich. Mein Atem ging schneller und mein Körper kochte. Noch nie hatte ich so intensiv etwas gefühlt. Ich spürte, wie ihr Herz raste und sie sich fallen ließ. Es hing alles von mir ab, sie würde tun was ich sagte. Ich vertiefte mich in den Kuss und wollte nie wieder aufhören. Meine Lippen bebten und wollten sich nicht von ihren trennen. Es war wie ein Rausch und sie lag unter mir, so zart und verletztlich, dass es mir den Atem raubte.
Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich wollte sie vergessen. Es war nur Fake! Aber auch wenn ich es nicht wollte, der Gedanke an Manu füllte meinen ganzen Bauch mit Wärme und ich musste aufstehen und weiterrennen, damit die Seitenstiche die Wärme verdrängten.
SORRY dass ich so lange nicht weiter geschrieben habe... tut mir echt leid :( hoffe euch gefällt dieses ziemlich durcheinander gemixtes Kapitel trotzdem - ihr seid die Besten! ♡
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Entführt
FanfictionManu wacht eines Abends an einem unbekannten Ort auf: Sie wurde entführt! Zusammen mit einem Jungen, der auch gekidnappt wurde, lebt sie von nun an in einem Zimmer in dem riesigen Haus der Entführer. Jeden Tag muss sie neue Aufgaben der geheimnisvol...