02. Aufgabe

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Ich bin zuhause. Gleich wird Mama reinkommen und mich wecken. Aber ich will nicht aufstehen. Es ist so bequem und warm hier. Ich kuschel mich noch mehr in mein Kissen...

Äh....

Kissen? Warum hatte mein Kissen einen Pulli an? Erschrocken riss ich die Augen auf. Ich lag mit dem Gesicht auf Liams Arm, mein Bein hatte ich um seinen Bauch geschlungen. Hastig machte ich mich von ihm los. Mein Kopf dröhnte. Langsam fiel mir alles wieder ein. Als ich daran dachte, wie Liam mich gestern umarmt hatte wurde ich rot. Ich blickte ihn an. Er lag auf dem Rücken und seine Hände hatten eben noch an meiner Taille gelegen. Es sah so süß aus, wie er dort schlief als könnte ihn nichts stören, sodass ich mich ohne groß nachzudenken wieder an seine Schulter kuschelte. Er roch wunderbar. Ich atmete seinen Duft einmal tief ein und schloss dann die Augen.

Ein wenig später bewegte Liam sich. Noch halb im Schlaf zog er mich nahe an sich heran. Mein Herz klopfte. Was tat er da? Sein Gesicht strich über mein Haar und ich konnte seinen Atem spüren. Auf einmal richtete er sich auf und gähnte. Ich rührte mich nicht. Eine kleine Weile war es still. Dann konnte ich spüren wie Liams Hand über meine Stirn strich. Er murmelte etwas. Als ich gerade meine Augen langsam öffnen wollte, wurde Liam plötzlich von einem heftigen Hustenanfall gepackt. Er hustete und rang nach Luft. Erschrocken sprang ich auf. Liams Gesicht war verzerrt und er griff sich mit einer Hand an seine Brust. "Keine...Luft..." keuchte er. Ich bekam Angst. Panisch dachte ich nach, was ich tuen sollte. Doch so sehr ich auch überlegte, mein Kopf war leer. Als ich gerade verzweifelt Liams Hand nehmen wollte, ebbte sein Hustenanfall langsam ab. Sein Atem ging unregelmäßiger als sonst. Er blickte mich entsetzt an. "Scheisse! Was war das denn?"

Als Antwort ging die Bodenluke auf. Mitsamt unserem Brei kam ein Zettel heraufgefahren. Da Liam sich nicht von der Stelle rührte, sprangen ich auf und griff nach ihm. Während Liam langsam sein Frühstück aß, las ich ihm vor:

Meine lieben Freunde!

Ich lachte verächtlich.

Das Spiel geht weiter! Ich glaube, jemanden von euch geht es nicht gut? Ich bin untröstlich! Hoffentlich bleibt er am Leben! Wenn er das soll, dann stellt sich der andere nach dem Gong auf die Luke. Was für ein Spaß!

Ich ließ das Blatt sinken. Was für ein Spaß!  hallte es in meinen Ohren wieder. Es war der reinste Terror. Würde Liam wirklich sterben? Ich musste schlucken. "Du musst das nicht tun." flüstere Liam. Ich schaute ihn an. "Es ist okay!" sagte er, während er mich eindringlich ansah. "Ich werd's überleben, ich.." Weiter kam er nicht.

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