2 Tage später

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2 Tage später

Jetzt saß ich schon seit 2 Tagen in diesem Zimmer. Langsam begann ich den Raum zu hassen. Wenn ich nur die gelben, hässlichen Wände sah, bekam ich Platzangst. In den 2 Tagen war überhaupt nichts passiert. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Einerseits war ich nicht wieder misshandelt, geschlagen und benutzt worden. Schon allein der Gedanke an den widerlichen Kuss meines Entführers brachte mich zum würgen. Andererseits war Liam auch nicht zurück gekehrt. Liam... Ich wusste nicht einmal, ob er überhaupt noch lebte. Wieder traten Tränen in meine Augen. So viel wie in den letzten Tagen hatte ich noch nie geweint. Insgeheim wunderte ich mich, dass ich so viel Wasser in meinen Augen hatte. Eigentlich müsste ich total leer sein. Ausgeheult. Trocken. Innerlich fühlte ich mich auch so. Die Einsamkeit zerrte an mir.

Meine Augen lagen tief in den Höhlen, und schwarze Schatten umgaben meine Augenlider. Meine Haut war blass. Schon lange hatte ich kein Sonnenlicht mehr gesehen. Nur das kalte Licht der kleinen Glühbirne über meinem Bett, die trostlos von der Decke hing. Nachts weinte ich mich in den Schlaf. Ich sehnte mich nach meiner Familie, Cookie, der Sonne und der frischen Luft. Und nach Liam. Aber das wollte ich mir nicht eingestehen. Nachdem er mich einfach so ignoriert hatte. Ja natürlich, ich hatte anfangs den Schmerz in seinen Augen bemerkt. Aber ich verstand einfach nicht die darauffolgende Gleichgültigkeit. Es war nicht seine Schuld. Ich schaltete die Stimme in meinem Kopf aus. Seufzend setzte ich mich auf. Es war bereits dunkel in meinem Zimmer. Als ich zu Liams Bett hinüber sah, bemerkte ich wie so oft, dass es leer war. Einfach leer. Liam fehlte mir so. Du brauchst ihn. Du liebst ihn. Schoss es mir durch den Kopf. Aber ich wollte es mir nicht erlauben, daran zu denken. Stattdessen stand ich auf.

Mein Körper schmerzte noch immer, und auf meinem Gesicht hatten sich blaue Flecken gebildet. So oft ich meine geschundene Haut berührte, desto deutlicher wurden die Errinerungen an die Gewalttaten des Entführers. Jedesmal durchzuckte mich Angst und hilflose Wut, wenn ich daran dachte. Schnell tastete ich mich zu Liams Bett durch und schnappte mir sein Kissen. Dann schmiss ich mich wieder auf mein Bett. Ich drückte mein Gesicht in den weichen Stoff und atmete Liams Duft tief ein, der immer noch schwach an dem Kissen hang. Lange lag ich da. Ich dachte über alles nach. Über mich. Mein Leben. Über Liam. Ich war schon fast eingeschlafen, als plötzlich ruckartig die Tür geöffnet wurde.

Das Licht ging an und flackerte schnell, bis es schließlich den ganzen Raum erhellte. Ich kauerte mich ängstlich auf meinem Bett zusammen uns presste meinen Kopf fest auf Liams Kissen. Mein Herz klopfte laut, Angstschauer rannten über meine Haut und hinterließen Gänsehaut auf meinem Rücken. Das Schlimmste erwartend blinzelte ich angstvoll zur Tür. Ich hörte einen dumpfen Schrei und sah zwei Männer mit schwarzen Mänteln, die eine Gestalt mit einem Sack über dem Kopf und gefesselten Armen in den Raum schoben. Ich unterdrückte einen Schrei. Liam! Das war Liam!  Freude und zugleich Panik durchzuckten mich. Die Männer stießen Liam unsanft in die Ecke des Zimmers. Er knallte gegen die Wand und fing an zu schreien. "Ihr Scheisskerle!" brüllte er. Die Männer grinsten nur und schlossen eilig die Tür. Liam bekam das nicht mir. Er trat umsich und rammte seine Schulter gegen die Wand. "Ihr Schweine! Ihr WICHSER!" Seine Stimme überschlug sich fast. Schnell stand ich auf und lief auf ihn zu.

"Liam..." flüsterte ich leise und trat neben ihn. Ich fasste nach dem Sack über seinem Kopf und wollte ihn runterziehen. Doch ich bekam nur einen grobem Stoß in die Seite. "FASST MICH NICHT AN!" schrie Liam. Meine Seite fing an zu pochen. Erschüttert blickte ich zu Liam hinüber. Seine Muskeln spannten sich, als er versuchte, seine Fesseln zu lockern. "Liam!" rief ich. "Ich bin es! Manu!" Sofort hielt er inne. Sein Kopf dreht sich in die Richtung in der er mich vermutete. "Manu?" flüsterte er heiser.

Ich fing an zu schluchzen. "Manu...Hey! Wein doch nicht! Es ist doch alles okay..." flüsterte Liam. Doch ich konnte meine Tränen nicht mehr stoppen. Sie liefen über mein Gesicht und tropften zu Boden. Liam stand hilflos neben mir. Schnell schüttelte ich den Kopf, um wieder klare Gedanken zu bekommen. Ich riss mit beiden Händen den Sack von Liams Kopf. Sofort zuckte ich zusammen: Er sah furchtbar aus. Sein Auge war geschwollen, seine Wangen verkrustet und blutig. Doch seine Augen strahlten, als er mich sah. Ich konnte ihn nur ansehen. In meinem Kopf stürmte es und alles drehte sich. Gefühle trafen aufeinander. Ich ignorierte einfach alles. Liams Blick und alles, was ich fühlte. Auch wenn ich wusste, dass das nicht gut war. Aber ich bewegte meine Arme einfach starr wie ein Roboter und knotete mit eiskalten Fingern die Stricke um Liams Armen auf.

EntführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt