04 Aufgabe

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Für Eva :)

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Kribbeln im Bauch auf. Liam lag neben mir, und ohne die Augen zu öffnen tastete ich mich zu ihm vor, bis ich seine warme Hand fühlte. Als ich gerade danach greifen wollte, kam Liam mir zuvor. Er umschloss meine Finger und zog mich nah an sich. Plötzlich war ich hellwach. Liams andere Hand strich sanft über meine Wange bis zu meinem Hinterkopf und dann meinen Rücken hinunter. Ein Schauer lief an den Stellen über meinen Körper, an denen er mich berührte. Ich wollte einfach nur so liegen bleiben, bis in alle Ewigkeit. Kurz vor meinem Rückenende stoppte Liams Hand. Ich blinzelte zwischen meinen Wimpern hindurch zu ihm herüber. Seine braunen Augen waren geöffnet und blickten mich mit einem Blick an, den ich nicht verstand. Schnell schloss ich die Augen wieder ganz. Ich hörte wie er leise lachte. "Ich weiß dass du wach bist!" Schlagartig wurden meine Wangen rot. Mist...

Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Es war so viel passiert in den letzen Wochen und es kam mir so vor, als würde ich immer weiter in einem rauschenden Fluss schwimmen, und mein einziger Rettungsring war...der Kuss. Ja, als Liam und ich uns geküsst hatten hatte ich wieder Hoffnung gehabt.

Ich musste lächeln, als ich an diesen Kuss dachte. Mein allererster Kuss...

"Woran denkst du?" raunte Liam mir in mein Ohr. Sein heißer Atem kitzelte meinen Hals und strich über meinen Nacken. Sofort fing mein Herz in meiner Brust an, wild zu klopfen. Ich räusperte mich. "An ...äh... gestern!" Eine Weile war es still. Ich drehte mich auf den Rücken und schaute Liam in die Augen. Er grinste mich frech an. "Daran hab ich grade auch gedacht." Ich wurde rot, aber er grinste nur. Auf einmal packte er mich und hob mich hoch, als hätte ich gar kein Gewicht. Ich schnappte nach Luft. Liam presste mich gegen die Wand und hielt mich zwischen seinen Armen gefangen. Sein Blick wanderte von meinen Augen bis zu meinem Mund. Ich blickte verlegen nach unten, aber Liams Blick zog mich magisch an. Ich fühlte mich merkwürdig verloren und trotzdem sicher als ich in seinen braunen Augen versank. Alles um mich herum verschwamm und ich konzentrierte mich nur noch auf Liam. Schüchtern blinzelte ich. Liam sah mich mit großen Augen an.

"Äh. ..Manu?" Ich tauchte aus meinen Gedanken auf, aber meine Stimme war wie weggeblasen. "Alles okay mit dir? Du wirkst so..." Liam grinste frech. "So weggetreten!"

Na toll. Manu, du machst dich hier total lächerlich. Ich blickte ihn wütend an. "Das ist deine Schuld, okay?" "Meine Schuld?" Er lachte und kniff die Augen zusammen. Wärme schoss durch meinen Bauch und erfüllte meinen ganzen Körper. Ich fing an zu glühen. "Deine Blicke sind schuld. So als würdest du mich hypnotisieren wollen!" Liam grinste. "Du meinst so?" fragte er und näherte sich meinem Gesicht. Ich musste schlucken. Ja, genau so! Mein Herz raste. Immer näher kam Liams Gesicht, bis ich seinen Atem auf meinen Wangen spüren konnte. Wollte er...Wollte er mich küssen? Auf einmal ergriff mich eine unbekannte Macht und ließ mich nach vorne schnellen. Meine Finger griffen in Liams Haare und zogen seinen Kopf an meinen. Sofort trafen seine Lippen auf meine und in mir explodierte etwas. Liams Atem stockte. Dann umschlang er grob meine Hüften und presste mich an sich. Sein Mund passte perfekt auf meinen und bewegte sich sanft, aber bestimmt. Ich zitterte.

Doch auf einmal wurde Liams Griff fester um mich und seine Lippen verließen meine. Ich stockte. Hinter uns war die Tür aufgegangen und zwei Männer mit schwarzen Masken und dunklen Mänteln traten ins Zimmer. Ich schrie auf. Mit den Männern war ein kühler Luftzug in den Raum geweht und ein merkwürdiger Geruch strömte hinein. Bedrohlich traten sie immer näher. Mein Schrei endete in einem heiseren Krächzen. Angsterfüllt blickte ich zu Liam und erschrak: Seine Gesichtszüge waren hart geworden und seine Augem funkelten. Ich konnte seine geballten Fäuste um meine Hüften spüren. Die Männer kamen näher, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Schwach klammerte ich mich an Liam. Mit einem Satz sprang auf einmal einer der Männer auf uns zu. Ich fing an zu kreischen als hinge mein Leben davon ab. Seine starrem Finger zerrten Liam von mir weg. Liam hieb auf ihn ein und traf ihn brutal in den Bauch. Da sprang der andere Mann ebenfalls hinzu und griff nach Liams Hand. Er verdrehte ihm den Arm auf dem Rücken und Liam stöhnte. Mein Kreischen war verstummt und ich saß wie festgefroren auf dem Bett. Erst als der eine Mann Liam mit voller Wucht zwischen die Beine trat, sprang ich auf. Liam brach keuchend auf dem Boden zusammen. "Nein!" brüllte ich verzweifelt.

Ich rannte auf ihn zu, doch der andere Mann versperrte mir den Weg. Verzweifelt hämmerte ich mit meinen Fäusten auf ihn ein, doch ich wurde mit einer kalten Hand einfach hochgehoben und in die Ecke geschleudert. Mir tat alles weh. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und mein Körper brannte. Hilflos musste ich zusehen, wie die Männer den bewusstlosen Liam wegschleppten. "Liam!" schrie ich verzweifelt, aber da fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss.

Ich war allein.

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