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«Lass mich in Ruhe!», schnaubte Mitchell in Scotts Richtung und betrachtete seine Kamera. Der Display war angebrochen und die Linse war gesprungen. «Die ist hin.», murmelte Scott. «Das sehe ich!» Mitchell schmiss die Kamera mit Wucht zu Boden. Mehrmals trat er dagegen bis die Kamera quer durch den Flur schlitterte und erst ein paar Meter weiter stehen blieb. «Mitchell, beruhig dich!» Scott griff nach Mitchells Arm und zog ihn zu sich. «Lass mich los du Idiot!» Zappelnd wehrte er sich gegen Scott. «Mitchie jetzt hör mir zu!» Scott packte Mitchells Gesicht und zwang ihn ihn anzusehen. «Du beruhigst dich jetzt verdammt nochmal! Ist doch nur ne Kamera. Ich kauf dir ne neue okay? Aber jetzt komm runter!» Mitchell schlug seine Hand weg. «Es geht ums Prinzip Scott. Dieser Kevin ist n Arsch. Das hier war einfach nur erniedrigend und peinlich.» Er schlurfte den, mittlerweile leeren, Flur entlang und hob seine Kamera auf, oder eher das was jetzt noch davon übrig war. Mitchell hatte dem Gerät mit seinen Tritten den Rest gegeben. «Was war den daran erniedrigend?!» Scott verstand nicht worüber Mitchell sich so aufregte. «Ich hab versagt Scott. Ich hab nachgegeben.» Mitchell fluchte in sich hinein. «Komm», sagte er dann zu Scott. «Wir hauen ab» «Was ist mit Schule?» Mitchell schlurfte schon den Gang hoch, offensichtlich ignorierte er Scotts Frage. An der Tür drehte er sich um und sah ihn erwartend an, welcher ihn ebenfalls anstarrte. «Wo bleibst du?», fragte Mitchell irgendwann in die Stille hinein. «Kommst du jetzt?!» Scott seufzte und lief ihm hinterher. Er wollte nicht dumm da stehen.

«Wenigstens ist die Speicherkarte heil», sagte Mitchell und ließ den Schrotthaufen von Kamera in die Mülltonne wandern. Scott unterdrückte jeglichen Kommentar und schlurfte still schweigend neben Mitchell her, man konnte förmlich an seinem Gesicht ablesen, er schwänzte nicht gern. «Machst du das öfters?», fragte er und kickte einen Stein vor sich hin. «Was?» «Naja... Schule schwänzen...» Mitchell lachte leise, den Jungen amüsierte Scotts Unsicherheit. «Nach so einer Peinlichkeit? Ja.» «Finden deine Eltern das nicht heraus?» Abrupt blieb Mitchell stehen. Er sah kurz Scott in die Augen, dann blickte er zu Boden. Eine Millionen Gedanken prasselten auf den Braunäugigen ein, aber er zwang sich Ruhe zu bewahren. Das war sein erster und einziger Freund, er wollte das nicht kaputt machen. «Stell nicht solche bescheuerten Fragen!», antwortete er kühl und lief weiter. Scott bemühte sich seinen schnellen Schritten zu folgen und sie liefen gemeinsam weiter. Man konnte sich mit einfachen, einzelnen Worten Mitchell sofort zum Feind machen, das verstand er allemal. Welche Worte diesen feindseligen Schalter umlegten, das wusste er aber nicht.

R.E.C.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt