R.E.C.

22

Direkt nach Unterricht Schluss holte Mitchell seinen Camcorder heraus und startete die Kamera. Fasziniert beobachtete Scott wie Mitchell mit ruhiger Hand die Umgebung filmte. «Du lächelst schon wieder», bemerkte er, als sie das Schulgebäude verließen und davor stehen blieben. Mitchell filmte mit leuchtenden Augen die verschiedenen Kinder und ihre Eltern, wie sie von den Eltern abgeholt wurden oder alleine nach Hause liefen. «Pfft...», brummelte er leise und er versuchte das Lächeln zu unterdrücken, was ihm aber nicht wirklich gelang. Scott lachte und beobachtete wie Mitchell weiter die vielen Schüler, die aus der Schule kamen filmte. «Ich muss nach Hause, Yoshi hat gesagt er kommt heute früher!», sagte Mitchell. Scott schaute verwirrt drein. «Yoshi?» «Mein Cousin!» Mitchell lächelte wieder, dies mal ohne den Versuch es zu unterdrücken. «Bye Scott!» Mitchell winkte leicht und richtete den Camcorder auf ihn. Scott lächelte und winkte zurück. Mitchell lächelte schüchtern und drehte sich um. Scott lachte, es freute ihn unheimlich, dass Mitchell langsam aufzutauen schien. Langsam lief er rückwärts, noch immer Mitchell beobachtend, und rannte prompt gegen jemanden. Erschrocken drehte Scott sich um. «Urgh, sorry, das wollte ich- oh, Hi» Kirstin sah ihn schief an und zuckte mit den Schultern. «Pass das nächste mal auf, Arschloch» Ihre ruppige Antwort erinnerte Scott sofort an Mitchell. «Vielleicht besser so» Er schenkte ihr ein Lächeln und hob die Tasche auf, welche beim Zusammenprall auf den Boden gefallen ist. «Hey», sagte er nochmal und lächelte sie an. Kirstin riss ihm wortlos die Tasche aus der Hand und stolzierte mit großen Schritten davon.

«Buh!» Mitchell kreischte erschrocken auf und sprang zur Seite. Das Toast landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden. Yoshi hinter ihm lachte sich wie ein Irrer kaputt. «Du Idiot!», schimpfte Mitchell wütend und hob das Toast auf. «Das kann man jetzt nicht mehr essen!» Yoshi fuhr ihm durch die Haare und gab ihm einen Kuss auf die Wange. «Sorry Kleiner. Wie war die Schule?» Mitchell legte das Toast zur Seite und setzte sich auf den Tisch. «Ganz okay», erwiderte er knapp. «Hast du gefilmt?» Sein Cousin zeigte auf die Cam, welche auf der Arbeitsplatte der Küche lag. Mitchell schüttelte den Kopf. «Nein... Zumindest nicht außerhalb des Unterrichts» «Warum das denn nicht?» Entgeistert sah Yoshi Mitchell an. «Ich wollte nicht, dass sie kaputt geht...», murmelte Mitchell leise. Yoshi nickte verständnisvoll und nahm sich, ohne dass Mitchell es mitbekam, den Camcorder. «Aber du solltest sie trotzdem benutzen. Die alte hast du doch auch ständig benutzt» «Das ist was anderes!» Mitchell verdrehte die Augen. «Die andere war alt. Und sie war nicht von Scott...!» «Mh, jaja natürlich...», murmelte Yoshi und hielt die Cam hoch. «Ist er das?» «Hey!» Mitchell sprang auf und versuchte Yoshi den Camcorder abzunehmen. Yoshi hatte ihn eingeschaltet und als Mitchell ihn ihm wieder entrissen hatte erkannte er, dass Yoshi den Film gestartet hatte, welchen Mitchell nach der Schule gedreht hatte. Scott winkte gerade lächelnd in die Kamera. «Ja... Das ist Scott...», antwortete Mitchell und pausierte das Video. «Sieht nett aus» «Er ist okay» «Sicher?» «Was meinst du mit sicher?» Mitchell hob den Kopf und sah dem größeren in die Augen. «Du magst ihn» «Natürlich mag ich ihn! Glaube ich zumindest...» «Glaubst du?» Mitchell sah auf den teuren Camcorder. Das Video zeigte noch immer Scott, wie er in die Kamera lächelte. «Er scheint dich ziemlich zu mögen» Mitchell lachte leicht auf. «Ja, das tut er!» «Und er bringt dich zum lächeln! Es ist gut wenn du mal wieder öfter lächelst» Mitchell verzog das Gesicht. «Dafür brauche ich ihn nicht. Ich hab doch dich!» Yoshi lächelte traurig. «Du brauchst einen Freund Mitchie» «Scott und ich sind doch Freunde!» «Ob das ganz bei dir angekommen ist...» Beleidigt stemmte Mitchell seine Hände in die Seiten. «Wie kommst du denn darauf?» Yoshi zeigte wortlos auf sich selbst. Mitchell brauchte ein bisschen, bis er die Geste halbwegs verstand. «Y... Yoshi...» Seine Augen weiteten sich. «Verstehst du?» Mitchell starrte ihn unentwegt an. Dann sprang er auf und rannte, noch immer den Camcorder in der Hand, aus der Wohnung.