Mitchell wusste nicht wie er sich fühlen sollte. Ob er überhaupt was fühlen sollte. Er hing in Scott's Armen wie ein nasser Sack auf dem Boden. Scott hatte sich hingekniet, die Arme unter Mitchells Achseln, damit er nicht zu Boden fiel und der Junge war ihm mehr als dankbar dafür. Er hatte kein Gespür mehr in den Beinen und war zu schwach um aufzustehen. Kirstin war tot. Das Mädchen mit dem großen Herzen hat sich selbst umgebracht. Das Mädchen, was ihn noch bei Avi begrüßt hat. Ihm wurde ganz schlecht. Immer mehr sackte er in Scott's Armen zusammen. «Das kann nicht sein!», flüsterte Scott heiser. «Das kann einfach nicht wahr sein»
Mit einem lauten Knall stieß Mitchell die Tür auf, so fest, dass diese gegen die Wand schlug. «Du hast sie umgebracht!», schrie er mit einem schrillen Unterton in der Stimme. Verwundert hob Avi den Kopf. «Was?» Mitchell rannte auf den Man zu und warf ihn zu Boden. «Du hast sie umgebracht! Du wusstest was mit ihr los war! Und du hast es nicht verhindert», kreischte er. Avi unter ihm versuchte sich verzweifelt von dem Jungen zu schützen, der wie ein Wahnsinniger um sich schlug. Er schaffte es den Jungen von sich zu schieben und griff dessen Handgelenke um ihn fest zu halten. «Du hast sie umgebracht!», schrie Mitchell immer wieder und versuchte gegen Avi stand zu halten. Blind vor Wut schlug er um sich, Tränen liefen ihm die Wange runter. Er merkte kaum, dass man ihn packte und von Avi weg zog. Kopfschüttelnd strich dieser seinen Anzug glatt und sah den strampelnden Mitchell nach. «Bringt ihn weg!», befahl er. «Der Junge hat's nötig!»
Tage lang bekam Scott Mitchell nicht zu Gesicht. Er durfte ihn nicht besuchen. Sie sagten es sei nicht gut für ihn. Es war grausam, für beide. Mitchell, der das alles nicht mehr begreifen konnte. Er redete nicht mehr, er aß nur noch wenn man ihn dazu zwang. Tag für Tag wünschte er sich Scott herbei, aber er konnte seine Bitte nicht in Worte fassen. Es war, als hätte man sämtliche Sätze aus seinem Kopf verbannt. Er fühlte sich furchtbar alleine. Er brauchte die Tröstliche Nähe und von seinem einzigen und zugleich besten Freund. Scott, der jeden Tag nach seinem Freund fragte und immer wieder weggeschickt wurde. Beide fühlten sich alleine. Nach zwei Monaten durfte Mitchell endlich nach Hause. Zwar nur um sein Befinden zu bessern. Aber immerhin. Mitchell selbst konnte hören wie sein Herz in tausend Splittern zerbrach, als er die Wohnung betrat. Sein Atem fiel weg, aber er bemühte sich in sein Zimmer zu gehen ohne die Tür von Yoshi's Zimmer zu beachten. «M- möchtest du was trinken? V- vielleicht Tee?», fragte Meg vorsichtig, als Mitchell sich ganz langsam in sein Bett legte und sein Gesicht in den Teddy drückte. Er schüttelte den Kopf. «Willst du was anderes? Was essen?» Wieder schüttelte er den Kopf. Er hob den Blick und sah Meg in die Augen. Wortlos versuchte er seiner Tante begreiflich zu machen, dass sie Scott kontaktieren soll. «Mitchell, du musst mit mir sprechen wenn du was willst!», sagte Meg. Mitchell's Miene wurde verzweifelter. Er wusste nicht wie er es sagen sollte. Die Worte lagen ihm auf der Zunge, er sprach sie aus, aber kein Wort ertönte. Hilflos biss er die Zähne aufeinander. Nach und nach sammelten sich Tränen in seinen Augen, die er energisch wegblinzelte. «Scott», krächzte er so heiser und so leise, dass er es selbst kaum verstand. Meg allerdings wusste was er meinte. «Ich ruf ihn an»
DU LIEST GERADE
R.E.C.
Teen FictionDie anderen lachen ihn aus. Sie mobben ihn. Sie grenzen ihn aus. Er ist nicht gut genug für sie. Nur einer versteht ihn. Ein einziger, dem er zu vertrauen beginnt.