Wer nicht wagt der nicht gewinnt!

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Emma

Angespannt klammerte ich mich an Liam fest. Ich wollte das gleich wirklich nicht tun. Warum hatte ich mich von ihm nur dazu überreden lassen, von der Hochzeit zu türmen und mit ihm ein Abenteuer zu erleben? Mir hätte gleich klar sein müssen, dass das nicht gut für mich enden konnte.

„Liam bitte, können wir nicht einfach wieder umdrehen?" Flehend sah ich meinen Mann an, dem das hier aber ziemlich viel Spaß zu machen schien.

„Nein. Du wirst sehen, es macht spaß", brüllte er mir zu, aber ich konnte ihn durch den Lärm der Rotorenblätter hinweg kaum verstehen.

Kopfschüttelnd sah ich zu Bob, der mit mir zusammen aus dem Helikopter springen würde und wünschte mir, ich wäre einfach am Boden geblieben.

„Ich will das nicht Liam. Lass uns bitte einfach wieder Landen", flehte ich ängstlich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und von Sekunde zu Sekunde stieg die Angst an.

„Wir werden Landen", sprach mein Mann und ließ mich erleichtert aufatmen. „Nachdem wir gesprungen sind, landen wir auf dem Boden. Das tut die Schwerkraft für uns."

Entgeistert sah ich ihn an. Ich war so geschockt, dass ich gar nicht merkte, wie Bob uns beide zur Helikoptertür manövrierte. Erst als er sie mit einem Ruck aufzog und der Wind um meine Ohren Pfiff, kehrte ich hierher zurück.

Liam neben mir lachte ausgelassen, er schien den Sprung kaum noch erwarten zu können.

Mein Herz schlug jetzt so heftig, dass ich glaubte, es würde aus meiner Brust springen. Meine Hände waren schon ganz schwitzig und auch mein Atem kam nur noch in unregelmäßigen Zügen.

Bob nahm auf all das keine Rücksicht, oder er bemerkte es schlichtweg einfach nicht. Beständig schob er uns beide Millimeter für Millimeter voran zur Kante. Mittlerweile konnte ich gradewegs in den Abgrund blicken. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass wir einfach umkehren und nicht springen würden.

Leider war das Leben kein Wunschkonzert. Wir würden nicht umkehren und ich würde wohl gleich sterben. Ich wollte meinem Mann bevor ich stab wenigstens noch ein letztes Mal sagen, was ich für ihn empfand.

„Ich hasse dich!", rief ich ihm so laut ich konnte zu, erntete dafür aber nur belustigtes Lachen von Liam, Bob und Liams Springtypen, wie auch immer man diese Männer nennen mochte.

„Ich liebe dich auch Emma." Kopfschüttelnd betrachtete er mich und setzte dann ein aufmunterndes Lächeln auf. „Vertrau mir, das wird lustig."

Abwägend sah ich meinen Mann und fragte mich mal wieder, wie wir zueinander finden konnten.

Liam war der klassische Abenteurer. Er liebte das Leben und er liebte es, neue und zum Teil auch gefährliche Dinge auszuprobieren. Vor kurzem erst hatte er seine Leidenschaft für Motorcross fahren entdeckt und verbrachte nun fast jede freie Minute auf dem Übungsplatz in der Nähe seiner Wohnung.

Ich hingegen war das genaue Gegenteil von ihm. Ich liebte meinen Job und ich liebte Bücher, was wohl auch der Hauptgrund war, warum ich meinen Job so sehr liebte. Ich war die klassische Bücherratte und liebte nichts mehr, als einen gemütlichen Abend auf der Couch. Ein gutes Buch und vielleicht noch Pizza dazu und ich war wunschlos glücklich.

In manchen Dingen waren wir so unterschiedlich, dass es mich immer wieder aufs Neue wunderte, wie gut wir trotz alledem im Alltag harmonierten.

Plötzlich hatte ich keinen Boden mehr unter den Füßen und begann rasant zu fallen. Ich war so auf Liam fixiert gewesen, dass ich gar nicht mehr auf Bob und den Abgrund, der sich vor meinen Füßen auftat, geachtet hatte.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt