Grace
„Grace?" Harrys leise Stimme riss mich einmal mehr aus meinem Buch und ich unterdrückte mit aller Macht ein genervtes Seufzen. Seit einer Stunde versuchte ich nun schon in meinem Roman weiterzukommen und seit genau 50 Minuten riss Harry mich beinahe alle fünf Minuten aus dem Paradies, geschaffen aus Worten, nur um mir Fragen zu stellen.
Ich hatte bereits neun Fragen beantwortet und sie alle hatten mit meiner Schwangerschaft zu tun. Harry hatte zuerst wissen wollen, ob mir schlecht war, dann ob ich schon einen Termin bei meiner Frauenärztin hatte, fünf Minuten später drängte sich ihm die Frage auf, ob ich ihn denn mitnehmen würde und nach einer halben Stunde, als ich kurz davor war ihm an die Gurgel zu gehen, wollte er wissen, wann wir es den anderen erzählen wollten.
Jetzt drehte ich nur träge meinen Kopf zu meinem Mann und unterdrückte ein Augenrollen. „Harry?", brummte ich wenig begeistert.
„Stört es dich wenn ich-" Harry stockte und ich hob meinen Kopf, nur um seine Finger unsicher in Richtung meines Bauches zucken zu sehen. Langsam schüttelte ich den Kopf und lehnte mich an meinen Mann, damit er vielleicht endlich Ruhe gab.
Schon wenige Sekunden später spürte ich seine warmen, schlanken Finger sanft über meinen Bauch streichen. Ohne zu fragen hatte er mein Shirt ein wenig zur Seite geschoben und strich nun vorsichtig über die klitzekleine Wölbung, die vor wenigen Wochen noch nicht existiert hatte.
Endlich kehrte die lang ersehnte Ruhe ein und ich widmete mich wieder den Problemen von Mere und Cal und wie sie versuchten ihre Leben zu retten. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe, als sie sich in der Arena ihren Widersachern stellen mussten und einen unfairen Kampf um Leben und Tod antraten. Harrys sanfte Berührungen blendete ich komplett aus, ich vergaß seine Anwesenheit richtiggehend bis er mir sanft das Buch aus der Hand zog.
Empört blinzelte ich meinen Mann an, der mich nachsichtig auf die Schläfe küsste. „Dein Handy klingelt jetzt bereits zum zehnten Mal, du solltest mal drangehen."
Leicht zuckte ich zusammen und griff nach dem Mobiltelefon, das Harry mir hinhielt. Kurz sah ich auf Mayas Namen und zögerte, unentschlossen hielt ich das Telefon in meiner Hand und drückte sie dann schweren Herzens weg. Schnell öffnete ich WhatsApp und schrieb ihr, dass ich sie morgen besuchen kommen würde, jetzt grade aber beschäftigt war. Dann drehte ich mich zu Harry, der mich aufmerksam betrachtete.
„Was war das denn jetzt?"
Schuldbewusst senkte ich den Blick und starrte einen Moment meine Hände an. „Ich kann nicht mit meiner besten Freundin reden, ohne es ihr erzählen zu wollen. Was meinst du wohl warum ich letztens einfach so den Laptop zugeklappt habe, als sie wissen wollte, wie es mir geht?"
Warme Finger legten sich unter mein Kinn und drückten meinen Kopf behutsam nach oben. Ich sah gradewegs in Harrys mitfühlende, grüne Augen. „Dann erzähl es ihr einfach. Maya kann ein Geheimnis für sich behalten und ich würde es ehrlich gesagt gerne Liam erzählen."
Nachdenklich sah ich meinen Mann an. Eine Hand auf meinen flachen Bauch gelegt erhob ich mich schließlich vom Sofa und hielt Harry meine andere Hand hin. „Dann laden wir uns wohl ein paar Freunde ein."
Harry war sofort auf den Beinen und zog mich eng an sich heran. Ein aufgeregtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Das heißt ich darf es Liam sagen?"
Langsam nickte ich und musste dann schmunzeln. „Sag ihm er kann Emma gerne mitbringen, er wird es ihr sowieso erzählen, da erfährt sie es besser von uns."
Harry nickte und suchte dann nach seinem Handy, während ich darüber nachgrübelte, ob es nicht noch etwas zu früh war, von der Neuigkeit zu sprechen. Zwar hatte ich gestern das zweite Trimester erreicht, aber dennoch bestand ein gewisses Risiko. Außerdem hatte mir Emma grade erst verraten, dass sie versuchte schwanger zu werden und es einfach nicht klappen wollte. Dass alle um sie herum Kinder bekamen wie die Karnickel, machte es bestimmt nicht leichter für sie.
DU LIEST GERADE
Imperfect Perfection
FanfictionLouis und Maya, Liam und Emma, Niall und Hayley, Harry und Grace. Vier Paare, vier Geschichten, vier ganz unterschiedliche Wege, die die Liebe gewählt hat. Louis und Maya, die wohl nicht erwartet hatten, dass das Leben mit einem Kind so viele Umstel...