Unverhofft kommt oft

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Maya

Lächelnd beobachtete ich Noah, der neben Louis auf dem Boden saß und seinen Vater gar nicht mehr loslassen wollte. Über einen Monat hatte er ihn nicht gesehen und ich musste gestehen, dass auch ich froh war, dass mein Mann sich wieder gemeldet hatte.

Zwar war ich nach einer Woche bei Harry ausgezogen, aber allein mit Noah kam mir das Haus so leer vor. Zudem fiel es mir auch immer schwerer, mich zu bewegen. Das Baby wuchs immer und immer mehr, in zwei Wochen sollte es losgehen und ich würde endlich sehen, was es denn war.

Wenn ich mir Noah beim Spielen anguckte und mitbekam, dass er immer und immer aktiver wurde, je älter er wurde, dann wünschte ich mir doch schon ein kleines Mädchen. Es war ein komischer Gedanke, warum ich ein Mädchen wollte, aber ich würde die Kleine dann süß anziehen können und wenn sie älter war, könnten wir vielleicht sogar gemeinsam shoppen gehen.

Nur schwer konnte ich ein Seufzen unterdrücken. Ich wusste noch immer nicht, ob Louis bei der Geburt seines Kindes dabei sein wollte. Als er vorhin gekommen war, hatte ich mich, entgegen meines Vorhabens, stur zu bleiben, unheimlich gefreut. Leider hatte er mich aber nur kurz begrüßt und dann direkt nach Noah gefragt. Und so sehr ich meinem Sohn die Zeit mit seinem Vater gönnte, ich musste dringend mit Louis reden. Es war besser, wenn wir es klärten, bevor unser zweites Kind kam und noch zusätzlich alles verkomplizierte.

Louis hob seinen Blick und sah mich an, auf seinen Lippen lag ein unsicheres Lächeln, das ich erwiderte. In den letzten Wochen hatte ich viel nachgedacht und beschlossen, ihm zu verzeihen. Vielleicht war es dumm und ich suggerierte ihm so, dass es okay war, aber ich konnte definitiv keine zwei Kinder alleine großziehen. Mein Stolz musste da hinten anstehen, immerhin konnten unsere Kinder nichts dafür, dass ihr Vater hin und wieder mal ein Arschloch sein konnte.

Erschrocken legte ich eine Hand auf meinen Bauch, als ein heftiges Ziehen durch ihn hindurch zog. Leise stöhnte ich auf, während ich mich langsam auf den Stuhl hinter mir setzte. Es war noch zu früh, ich hatte doch noch zwei Wochen.

„Maya? Ist alles okay?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Louis mittlerweile zu mir in die Küche getreten war. Noah klammerte sich an seinem Hosenbein fest und lugte ängstlich zu mir herüber.

„Ruf einen Krankenwagen, Lou, das Baby kommt", wisperte ich und sah meinen Mann ängstlich an. Ich hatte, genau wie bei Noahs Geburt, wahnsinnige Angst vor den Schmerzen und ich wollte das ganz bestimmt nicht alleine durchstehen.

Louis wurde leichenblass, seine Hände zitterten wie Espenlaub, als er sein Handy hervorzog. Kurz bevor er aber wählte, hielt er inne und sah mich an. „Ich fahr dich. Wo hast du deine Tasche?"

Vorsichtig strich über meinen Bauch, der langsam immer härter wurde und deutete in den Flur. „Was ist mit Noah?" Schwer atmend sah ich meinen Sohn an, der sich noch immer ängstlich an Louis festklammerte.

„Ich ruf Mum an", kam es von Lou, aber ich schüttelte nur den Kopf.

„Die wohnt viel zu weit entfernt, Lou." Ich nahm einen tiefen Atemzug, anders als bei vielen anderen Frauen hatte es bei Noah von der ersten Wehe bis zur Geburt nur drei Stunden gedauert, wir hatten definitiv keine Zeit, ewig zu warten. Louis tigerte nervös in der Küche auf und ab, während Noah so aussah, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen.

„Wir nehmen ihn erst einmal mit und rufen auf dem Weg zum Krankenhaus bei Harry an, der nimmt ihn bestimmt", meinte Louis dann und ich war ihm unendlich dankbar, dass er Hayley jetzt nicht erwähnte.

Nickend erhob ich mich, stützte mich aber im nächsten Moment am Küchentisch ab, als die nächste Wehe kam. Aus Rücksicht auf meinen Sohn versuchte ich, mir die Schmerzen nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt