Zukunftsängste

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Louis

Gebannt beobachtete ich Mia, die friedlich in meinen Armen schlief. Sie schrie nicht und auch wenn sie erst wenige Stunden alt war, war ich mir schon jetzt sicher, dass sie ein ruhiges Baby sein würde.

Anders als Noah, der unfassbar eifersüchtig war, schien sie schon jetzt ganz vernarrt in ihren großen Bruder zu sein. Nur teilte Noah dieses Gefühl wohl nicht. Immer wenn Maya und ich nicht schauten, kniff er seine Schwester oder hielt ihr die Nase zu. Ich rechnete es Mia hoch an, dass sie nicht lauthals losbrüllte sondern nur leise protestierende Geräusche von sich gab.

Mittlerweile hatte ich sie aber vor Noah gerettet, der zufrieden an Maya gekuschelt bei ihr im Bett schlief. Ich würde auch gerne schlafen, konnte mich aber nicht von meiner Tochter losreißen. Außerdem fiel es mir viel leichter nachzudenken, wenn ich sie auf dem Arm hatte, Mia hatte eine unfassbar beruhigende Wirkung auf mich.

Was Hayley mir vorhin eröffnet hatte, als ich Maya zum Stillen alleine ließ, lag mir schwer im Magen. Ich wusste nicht wie ich mit der neuen Situation umgehen sollte. Ich war doch heute erst Vater geworden, dass Hayley nun auch schwanger war, schlug dem Fass den Boden aus. Sie hatte keine Ahnung, ob es von Niall oder von mir war, aber was sie wusste war, dass sie es behalten wollte. Nun wusste ich nicht, was ich machen sollte.

Liebevoll strich ich meiner Tochter über die grade Nase, ihre Nase hatte sie eindeutig von ihrer Mum geerbt.

Ich musste es Maya sagen, ein Kind konnte man nicht verstecken, es würde ganz bestimmt irgendwann irgendwie rauskommen. Aber ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich es ihr schonend beibringen sollte. Seitdem ich sie betrogen hatte, hatten wir keinen Kontakt gehabt, es war purer Zufall gewesen, dass ich grade gestern da war, um mit Noah zu spielen und genau dann bei Maya die Wehen eingesetzt hatten.

Mia gähnte und verlor dabei ihren Schnuller, den ich ihr sofort wieder in den Mund steckte. Ich wollte nicht riskieren, dass sie aufwachte und womöglich Maya aufweckte.

Maya regte sich in ihrem Bett und zog Noah im Schlaf noch etwas dichter an sich. Schmunzelnd beobachtete ich meinen Sohn, der sich auch mit zwei Jahren noch nicht von seinem Schnuller trennen wollte. Wie er seine Mutter vergötterte war manchmal schon fast lächerlich und ich war mir schon jetzt sicher, dass es für Maya noch anstrengender werden würde als für mich.

Noah wollte bei seiner Mutter sein, aber auch Mia brauchte Maya. Ich würde ihr so viel abnehmen, wie ich konnte, aber Dinge wie zum Beispiel Stillen konnte ich meiner Frau nicht erleichtern. Ich konnte während dieser Zeit allenfalls Noah bespaßen, wenn er denn Lust auf seinen langweiligen Vater hatte.

Ich betrachtete meine Tochter erneut. Sie wurde von Sekunde zu Sekunde niedlicher. Ich hatte schon fast vergessen, wie es damals mit Noah gewesen war und erinnerte sich nicht, dass er so klein gewesen war oder so eine unfassbar weiche Haut gehabt hatte, aber als ich Maya danach fragte hatte sie nur gelacht und gemeint, dass Mia unheimliche Ähnlichkeit mit unserem Sohn aufwies.

Vorsichtig setzte ich mich mit Mia auf dem Arm in einem mehr oder weniger gemütlichen Stuhl und schloss die Augen für einen kleinen Moment. Die Nacht war so anstrengend gewesen und meine Nerven waren am Ende, aber das war es im Endeffekt wert gewesen.

Erschrocken setzte ich mich auf und sah mich um. Meine Arme waren leer. Hatte ich Mia etwa fallen gelassen? Hoffentlich nicht, Maya würde mir den Kopf abreißen.

Erleichtert stieß ich die Luft aus, als ich meine Tochter entdeckte. Friedlich schlafend in ihrem Bettchen. Maya saß mit Noah auf ihrem Bett und las ihm aus seinem geliebten Baggerbuch vor. Mittlerweile musste Noah die Geschichten schon auswendig kennen, so oft wie er aus diesem Buch vorgelesen bekam.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt